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Stu

Kritik von Stu

Da ist er also wieder, der Mann, der seinen Schlüpper über der Spandexhose trägt, fliegen kann und eine Schwäche für seltsames grünes Gestein hat. Willkommen zurück Superman, du Archetyp aller Superhelden. Unter der Regie von Zack Snyder darf sich der Mann aus Stahl nach Bryan Singers eher belächelten als gefeierten „Superman Returns“ von 2006 wieder aufmachen um gegen das Unrecht zu kämpfen. Reboot ist dabei das Zauberwort. Also Adieu unmodische Hosen-Kombi und grünes Gestein. Aber keine Bange, fliegen kann der „Man of Steel“ noch. Anstatt wie Regisseur Singer bei „Returns“ die bereits existierenden Filme von Richard Donner als Vorlage zu nutzen, erzählt „Man of Steel“ die Geschichte wie der junge Kal-El vom Planeten Krypton auf die Erde kam einfach noch einmal. Dabei ist diese ähnlich stark in der heutigen Popkultur verankert wir Spider-Mans Entwicklung vom Nerd hin zur menschlichen Spinne. Aber das kreative Team hinter dem Reboot, will nicht einfach nur Superman zurückbringen, nein, sie wollen einen neuen Superman erschaffen. Einen, der natürlich sich noch an die scheinbar unveränderbare Grundgeschichte hält, die im Prinzip eine Art Comic-Version der Passionsgeschichte ist, der aber im Gegensatz zu den anderen Filmen und Serien rund um den Mann von Krypton düsterer, ernster und wuchtiger sein soll. Das verwundert mit Blick auf die Credits nicht besonders. Produzent Christopher hat bereits den zweiten großen Helden aus dem legendären Verlag der DC Comics, Batman, in eine finanziell äußerst ergiebige Trilogie, für das Kino neu definiert. Nun hat also auch Superman seinen Auftritt der Marke dark & gritty. Ob das aber wirklich passt? „Man of Steel“ ist kolossales Spektakel-Kino. Zack Snyder entwirft für den Superhelden aller Superhelden eine Ästhetik, die nichts mehr mit den Wurzeln von Superman zu tun hat. Kal-El repräsentiert eine Form des Comics, wie sie Christopher Nolan mit seiner „Dark Knight“-Trilogie unterminiert hatte. Aus dem unschuldigen Weltenrettern, dem poppig-naiven Charme des Originals ist bei „Man of Steel“ nichts mehr übrig. Die Auferstehungs- und Märtyrer-Metapher behält Snyder zwar inne, doch schustert er daraus einen oftmals entnervenden Rausch aus Symboliken, die dann ihren unkreativen und mutlosen Höhepunkt erreicht, wenn Superman Rat bei einem Priester in der Kirche seines Heimatortes Smallville sucht. Dass es sich bei dem kleinen Städtchen im Nirgendwo von Kansas wirklich um Smallville handelt (ein Tornado in der späteren Handlung lässt sogar Bezüge zum "Zauberer von Oz" zu) wird übrigens nie erwähnt. Nur ein Wasserturm bestätigt diese Vermutung. „Man of Steel“ versucht nämlich wirklich alles, um sich vom Ursprung des Comics zu lösen. Da wird Metropolis, die Großstadt in der Superman sonst getarnt als Journalist agiert, zur lieblosen Kopie des heutigen New Yorks. Zack Snyder scheut auch nicht davor zurück im überlangen Finale Menschen vor einstürzenden Hochhäusern agieren zu lassen. Gefolgt von aschbedeckten Gesichtern, die in den Trümmern die Überlebenden zu retten versuchen. Superman trifft auf 9/11. „Man of Steel“ versucht nicht den Heldenmut seiner Titelfigur zu feiern, sondern ergibt sich zu oft in der belanglosen Zelebrierung unwichtiger Randfiguren, die zwar mit Laurence Fishburne ein prominentes Gesicht als Anführer haben, die aber ähnlich substanzlos bleiben wie der große Antagonist des Films: General Zod. Zod, der neben Lex Luthor die Nummer zwei im Schurken-Kosmos von Superman ist, wird zwar von Charaktermine Michael Shannon („Take Shelter“) dargestellt, verkommt aber zur ärgerlichen Lachnummer. Sein weiblicher Sidekick wirkt als personifizierte Gefahr weit aus ernster und bedrohlicher als Zod selbst. Zur Vernichtung von Zods Ausstrahlung trägt aber auch die gesamte Erzählung von „Man of Steel“ bei. Autor David S. Goyer, der zusammen mit Nolan die Geschichte entwickelte, gelingt kein narrativer Rhythmus. Nach dem Epilog auf Krypton, der den Eindruck eines verfilmten Fantasy-Groschenromans hat und somit den Wurzeln von Superman noch am nächsten kommt, springt die Handlung von der Gegenwart immer wieder in die Vergangenheit. Kal-El wird somit aber eine spürbare Entwicklung verwehrt. Durch das ewige switchen zwischen den Zeiten zieht sich „Man of Steel‘ nicht nur elendig, der Film wirkt so auch wie ein Flickwerk. Warum Kal-El sich als Fremder zwischen zwei Welten fühlt wird erst nach und nach aufgedeckt. Immer wieder schiebt der Film teils unnötige Expositionen in die Inszenierung. Eine flüssige Erzählstruktur? Nein, die gibt es hier nicht. Von einem Comichelden-Film wird natürlich großes Spektakel erwartet und „Man of Steel“ will diese Erwartungen auch erfüllen. Da Snyders Superman-Interpretation sich aber nur auf kalte Ästhetik und dumpfen Krawall verlässt und dies vor allem im letzten Drittel so impulsiv einsetzt, dass die Leinwand im Prinzip nicht mehr wiedergibt als Explosionen und Vernichtung, ermüdet das Effekt-Gewitter schneller als Superman fliegen kann. Unterstrichen wird das alles von der Musik von Hans Zimmer. Dessen Score dröhnt inspirationslos und Dröge umher und überzieht den Film mit dem immer gleichen monotonen Epochal-Sound. Eine orchestrale Demonstration von Einfallslosigkeit. Kein Vergleich zur legendären Fanfare von John Williams, die die sonstigen Filmausflüge des Superhelden in ein optimistisches, auditives Gewand kleideten. Zimmer Musik ist aber kalt und passt so eigentlich perfekt zum modernen Mann aus Stahl. Leider. Was durchaus gelungen ist, ist die Besetzungsliste. Wer allerdings erwartet, das Stars wie Amy Adams, Kevin Costner oder Diane Lane glänzen können, der wird wohl enttäuscht. Die Dialoge wirken hier wie eine lästige Pflicht und die Charaktere sind eindimensional und öd. Natürlich sollte niemand Oscar-Material erwarten, aber wenn Adams oder Lane hier etwas zu tun haben, dann meist nicht mehr als einen bestimmen, uninteressanten Rollentypus vorzuführen. Das Schicksal dieser Figuren wird dadurch in eine lethargische Ecke gedrängt. Was mit ihnen passiert scheint für den Film wichtig zu sein, es gelingt „Man of Steel“ dies aber nicht weiter zu transportieren an sein Publikum. Die zwei größten Besetzungs-Coups sind aber gewiss die Russell Crowe als Jor-El und Henry Cavill als dessen Sohn. Cavill passt das neue Superman-Outfit ausgezeichnet und seine kantige Erscheinung wirkt passend. Kein Vergleich zu den Hänflingen Christopher Reeve und Brandon Routh, die Superman zuvor in den Kino-Abenteuern verkörperten. Henry Cavill ist ein guter, ein souveräner Superman, der allerdings nur physisch beeindrucken kann, was aber mehr am Drehbuch liegt, als am Schauspieler. Vielleicht unsicher wegen Cavills Erscheinung und Präsenz, oder ganz einfach an der Star Power orientiert, darf sich Russell Crowe hier öfters zeigen, als es „Man of Steel“ gut tut. Immer wieder taucht er auf, aber seine Szenen wirken seltsam nichtig und sinnlos, auch wenn er die Rolle des zweiten, väterlichen Mentors einnimmt. Hier ergibt sich Goyers Drehbuch und Synders Regie – wie so oft - der Verlockung der Übersättigung. Es hätte „Man of Steel“ mehr als nur gut getan kürzer aufzufallen. Mit über 140 Minuten ist das Superman-Reboot mehr als nur eine halbe Stunde zu lang. „Man of Steel“ ist eiskalt berechnendes Blockbuster-Kino im unnützen 3D-Gewand. Seelenlos wird hier alles was Superman ausmachte mit familienfreundlicher Düsterstimmung niedergewalzt. Ein Reboot ohne Charme und Ausdruck. Superman ist nicht mehr bunt. Das helle Blau ist einem carbonartigen Look gewichen. Die Unschuld, die von Superman ausgeht wurde zu einer reizlosen Heldendämmerung umgewandelt und ohne eine spürbare Huldigung vor den Wurzeln. War „Marvel’s The Avengers“ noch eine freundliche, sich seinen Wurzeln stets bewusste Jahrmarktsattraktion, so ist „Man of Steel“ wie eine Fahrt runter in ein Bergwerk. Snyder, Nolan und Goyer versuchen Superman mit einer Art von Authentizität in Verbindung zu bringen, die dem Mann mit dem roten Cape nicht steht. Was am Ende bleibt ist trostlos, metallisch und fern von jeder Faszination.

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