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Stu

Kritik von Stu

Nein, einen vierten „Transformers“ wollte er, der Master of Desaster, nicht drehen. Nach Teil drei verabschiedete sich der so erfolgreiche wie gleichzeitig verhasste Regisseur Michael Bay, der von sich behauptet der Sohn von Regie-Legende John Frankenheimer zu sein, von einem weiteren Teil der Roboter-Reihe. Er wollte einen Schlussstrich unter das erfolgreiche Franchise ziehen. Lieber strebte Bay jetzt mal einen Film an, der etwas kleiner sollen sollte. Nun, viel hält der „The Rock“-Regisseur anscheinend nicht von Schlussstrichen, denn im Sommer 2014 durften die Transformers unter seine Führung wieder für Explosionen, Blechschäden und schlechte Kritiken sorgen. Aber immerhin hat er vorher noch seinen „kleinen Film“ abgedreht bekommen, auch wenn das Adjektiv „klein“ mit Vorsicht zu genießen ist. Wer wirklich dachte, Bay würde sich als Independent-Macher versuchen, glaubt wohl noch (sorry für den abgestandenen Vergleich) an den Weihnachtsmann. Mit einem prominenten Cast und einen hohen Werbebudget ist „Pain & Gain“ immer noch eine A-List-Produktion. „Pain & Gain“ ist im Kontext zu Bays bisherigem Oeuvre eine regelrechte Karikatur auf all die heroischen Männerrollen, mit denen er sein Krawallkino sonst ausstattete. Der charakterliche Duktus seiner Figuren wird hier zur clownesken Demonstration von Übermut, Dummheit und Versagen. Der egoistische Daniel, der impotente Adrian und der gläubige Paul, sie alle sind verzerrte Abbilder von den maskulinen Idealen, die Bays frühere Film immer wieder so unglaublich platt und berechenbar machten. Mit der Thriller-Komödie „Pain & Gain“ spielt der erfolgsverwöhnte Regisseur den Eulenspiegel und streckt genau den Attitüden die blanke Zunge entgegen, die er sonst ungehemmt und ungebremst nutzte. Ja, Michael Bay parodiert Michael Bay. Dazu zitiert er auch all die Einstellungen und optischen Perspektiven, die er einst u.a. mit Filmen wie „Bad Boys“ oder „Armageddon“ zum guten Ton des modernen Blockbuster-Kinos stilisierte. Das wirklich überraschende ist aber weder die Lust am karikieren der eigenen Markenzeichen, sondern dass es Bay wirklich gelingt die wahre Geschichte rund um Bodybuilder und Entführungen ordentlich zu erzählen. Noch nie verband sich sein Timing für Farbdramaturgie, Zeitlupen und andere Money-Shots so homogen zum Rest des Films wie hier. „Pain & Gain“ überzeugt auf seiner narrativen Ebene, scheut nicht vor rabenschwarzem (leider oftmals sehr konzipierten) Humor zurück und kümmert sich nicht sonderlich um political correctness. Letzteres ist wenig überraschend, aber im Gegensatz zu Bays ärgerlichem Actionkrampf „Bad Boys 2“ präsentiert er hier seine Hauptfiguren so, wie es zum Ton des Films passt. Kein Vergleich zu den Nervensägen Will Smith und Martin Lawrence. „Pain & Gain“ ist eben keine Heldengeschichte. Es ist ein Hort der Egoisten, Menschenhasser und Vollidioten. Sympathisch? Gewiss nicht, aber wer sagt denn, das Hauptfiguren immer sympathisch sein sollen? Aber es gibt sie natürlich, die netten Guten. Hier ist es der alte Privatdetektiv DuBois, gespielt von Ed Harris, der als wandelndes Gewissen auftritt. In einer der besten Szenen des ganzen Films, hat DuBois eine Trainingsstunde bei Daniel Lugo. Da treffen sie aufeinander, der alte, gewissenshafte Mann, mit seinem schrumpeligen Oberarmen und der junge, durchtrainierte Egomane. Es ist eine kurze Szene und Bay holt letztlich nicht mehr aus ihr heraus als ein paar Momente des Kontrastes und dennoch bietet sie einige ansehnliche Augenblicke, weil hier zwei gegensätzliche, charakterliche Pole aufeinander treffen. Wirklich schade, dass daraus nicht mehr gemacht wurde. Allgemein wird Ed Harris‘ Rolle recht kurz gehalten, dabei ist er eine willkommende Abwechslung im ganzen Sammelsurium aus übertrieben skizzierten Charakteren und hysterischer (hier aber überaus passender und gut eingesetzter) Bay-Optik, gepaart mit der galligen Abrechnung an den american dream. „Pain & Gain“, der hier und da gerne als „Fargo“ von Michael Bay umrissen wird, ist ein gelungener Blick auf das bisherige Werk seines Regisseurs. Eine amüsante Selbstreflexion der es daran mangelt, dass sie sich selbst und ihren Inszenator zu wenig der Selbstbeurteilung hingibt und sich stattdessen zu sehr hofiert. Als einst Roland Emmerich mit dem Drama „Anonymous“ sich kurzzeitig vom Krawall der Blockbuster abwandte, tat er dies viel rigoroser und klarer als Bay, der mit „Pain & Gain“ zwar beweist, dass er auch eine gut funktionierende Geschichte zu erzählen vermag, sich dabei dann aber doch auf seine altbekannten Muster verlässt, auch wenn er diese ins gut passende Korsett einer überdrehten Karikatur kleidet.

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