Die Gesellschaftskritik von James DeMonacos „The Purge“ kümmert sich nicht nur um die Gegenwart, sondern auch um die Zukunft. Rassismus, Vorurteile und die klare Abgrenzung zwischen den gesellschaftlichen Schichten werden in ein pessimistisches Gedankenexperiment gestopft. Dass die titelgebende Säuberung sich trotz aller Bemühungen der Macher nicht wirklich fassbar und authentisch anfühlt, ändert nichts daran, dass die Idee dahinter durchaus eine kritische Durchschlagskraft besitzt. Besonders im Kontext mit Charakteren, die die Säuberung für ein probates Mittel halten, entfaltet sich eine mulmige Sogwirkung, die vor allem in der ersten Hälfte in Erscheinung tritt. Danach verliert sich der Horror-Thriller im Einerlei-Dickicht des Home-Invasion Sub-Genres.
Wenn es dann soweit ist gelingt „The Purge“ leider kein konstanter Spannungsaufbau, was auch damit zusammenhängt, dass ein Gros der Familienmitglieder, ähnlich wie der gesamte Handlungsablauf zu überzeichnet ist. Ein klassisches Mitfiebern stellt sich so nur schwerlich ein, vor allem dann, wenn Charaktere bedroht werden, die zuvor nur wenig Sympathiepunkte für sich verbuchen konnte. Da hilft es nur wenig, dass die Invasoren mit ihren Fratzenmasken und wahnsinnigen Gehabe wie eiskalten Vorgehen eine durchaus tödlich-bedrohliche Präsenz vermitteln. James DeMonaco fixiert sich beim Kampf Hausbewohner gegen Eindringlinge auf altgediente jump scares, gepaart mit äußerst actionlastigen Gefechten, die in ihrer Radikalität durchaus den Puls in die Höhe treiben. Trotz dieser Stärke, ist „The Purge“ im Grunde ein kleiner Reißer, der sich mit seinem utopischen Background und der damit einhergehenden Systemkritik etwas verhebt. Deutlich wird dies vor allem immer dann, wenn „The Purge“ Schubladendenken kritisiert, nur um dann wenig später genau dieselben, zuvor bemängelte Formeln anzuwenden. Auch die Übermittelung, dass in jedem von uns ein Mörder steckt, wird von DeMonaco so subtil- und reizlos vermittelt, dass es fast schon als Zerrbild ähnlich botschaftsträchtiger Schlachtplatten (wie etwa „I saw the Devil“ oder die diversen Werke des Uwe Boll) funktionieren könnte. Weniger verzerrt, aber ebenfalls eher etwas überfrachtet, wirken auch die charakterlichen Dynamiken zwischen den einzelnen Hausbewohnern, die sich meist immer nur dann entladen, wenn DeMonaco ein handlungstechnisches Problem lösen will.
Als kurzer und kurzlebiger Home Invasion-Flick kann „The Purge – Die Säuberung“ durchaus für einige gelungene, adrenalinhaltige Minuten sorgen, doch abseits davon verliert sich der Thriller in eher unwirksamen, weil zu simple eingeführter und konzipierter Gesellschaftskritik, die ähnlich wie die mörderischen Masken sich brutal und invasiv Zugang zum Film verschaffen.