Brian de Palmas Antwort auf Michelangelo Antonionis Meisterwerk. „Blow Out“ ist – der Name suggeriert es bereits – vordergründig eine Hommage an „Blow Up“. Das Wort Neuinterpretation schnellt einem dabei in den Kopf und tatsächlich macht de Palma genau das. Er greift sich einen Aspekt aus „Blow Up“ und interpretiert diesen neu. Er stellt andere Fragen und bekommt andere Antworten. Während Antonios Werk einen intimen, persönlichen Konflikt verhandelt, ist „Blow Out“ deutlich extrovertierter und in seinem Wirkungsbereich weitreichender. Denn der Echtheitsgehalt von Jack Terrys (überragend: John Travolta) Aufnahmen steht nie in Frage, vielmehr ist es von Interesse welche Folgen – persönlicher wie öffentlicher Natur – daraus resultieren. Anstatt der Frage nach objektiver und subjektiver (Selbst)wahrnehmung geht es de Palma um den gesellschaftlichen Einfluss der daraus resultierenden Wahrheit. Doch auch darüber hinaus ist der Film hochgradig referentiell, zollt de Palma doch bereits in der ersten Szene seinem großen Vorbild Hitchcock erneut Tribut. Vieles von ihm lässt sich hier wiederfinden, vor allem natürlich in der inszenatorischen Gestaltung des Films. In einer besonders eindrucksvollen Szene dreht sich die Kamera im Inneren von Jacks Tonstudio, lässt das Interieur bei jeder Umdrehung mehr verschwimmen und nähert sich dadurch formal nicht nur den rotierenden Tonkassetten an, sondern symbolisiert auch den verzweifelten Kampf von Jack. Und als wäre dieser stilsicher durchgetaktete Anfang- und Mittelteil noch nicht genug, zaubert de Palma ein grandioses Ende aus dem Hut, welches inhaltlich intelligent einen Bogen zum Beginn des Films spannt und emotional ein im wahrsten Sinne des Wortes Feuerwerk abbrennt. Den letzten Aufnahmen von Travoltas Gesicht haben wir es übrigens auch zu verdanken, dass wir ihn in „Pulp Fiction“ bewundern dürfen. Ja, „Blow Out“ ist vermutlich de Palmas bester Film.