Das Heiligtum fernöstlicher Animationskunst wurde im Westen hauptsächlich auf zwei tragenden Säulen errichtet. Zum einen Akira, Otomos Cyberpunk-Dystopie und zum anderen Ghost in the Shell, Oshiis philosophisch angehauchte Auseinandersetzung mit zukünftigen Technologien. Beide Werke waren wegweisend, ihre Popularität ist leicht erklärt. Neben einer atmosphärisch dichten und stilistisch prägnanten Zukunftsvision warten beide Animes mit erstaunlich erwachsenen Inhalten auf, was gerade in westlichen Gefilden zur damaligen Zeit ein Novum war. Nicht nur die grafische Darstellung von Gewalt, sondern vor allem die existenzialistischen Themen adressieren gezielt ein älteres Publikum. Mit aufwendig bebilderten und zeitlos gelungenen Animationen schafft es Ghost in the Shell dynamische Action und philosophische Konzepte auf eine Weiße zu vereinen, wie man es meistens nur in Animes erlebt. Gerade durch seine Reduktion aufs Wesentliche vermag es der Filme die entscheidenden Fragen zu stellen, die in einer maschinellen Mischwelt von Belang sind. Was macht einen Menschen aus? Wo verwischen die Grenzen zwischen künstlich und natürlich? Sind Gehirnaktivitäten und Körperfunktionen letztlich nicht auch nur messbare und somit reproduzierbar Daten- und Informationsströme? Wie nebensächlich in einer solchen Welt der Körper, die fleischliche Hülle ist, macht das Finale eindringlich deutlich – ebenso wie die Erkenntnis, dass scheinbare Grenzen irgendwann hinfällig werden. Für die in der Morgendämmerung nahende Hollywoodadaption stehen die Vorzeichen freilich nicht allzu rosig. Verspricht der Trailer zumindest eine stilistisch überzeugende Umsetzung, so lassen der Regisseur und die FSK 12 Freigabe einen generischen Actionblockbuster vermuten, der die philosophisch tiefgehenden Thematiken der Vorlage zugunsten einer unterhaltenden Oberfläche in den Hintergrund verbannt. Hoffen wir mal, dass ich damit Unrecht behalte.