Mit einer Archivaufnahme zu Beginn steckt Atomic Blonde seinen Handlungsrahmen in wenigen Sekunden ab. Berlin, Herbst 1989, kurz vor dem Mauerfall und obwohl der Film schleunigst behauptet kein Interesse am Ost-West-Konflikt zu haben, kommt er nicht ohne das ein oder andere Bild mit weltpolitischer Spannung aus. Nichtsdestotrotz, das sollte jedem Zuschauer klar sein, will Atomic Blonde kurzweiliges Action-Kino sein. Dafür steht David Leitch, bereits beim Actionfest John Wick involviert, mit seinem Namen. Statt Keanu Reeves heißt es nun Charlize Theron, die nach Mad Max: Fury Road einmal mehr ihre Qualitäten als knallharte Actiondarstellerin unter Beweis stellt und definitiv zu den Highlights des Films zählt. Wenn die Körper unter der treibenden Kamera im dynamischen Gleichschritt der Actionszenen aufeinanderprallen und sowohl Bild- als auch Tonebene von ernstzunehmenden Konsequenzen berichten, dann sind das diejenigen Momente, in denen Atomic Blonde seine Zuschauer wirklich mitreißen kann. Der Best-of-80s Soundtrack ist gefällig, aber erfüllt seinen Zweck (Das 99 Luftballon Cover ausgeklammert) und auch die meisten Nebenfiguren, abgesehen von McAvoys spastischem Rumgezappel, wissen im Rahmen des Films zu überzeugen. Es lässt sich nicht verleugnen, dass Atomic Blonde Stil hat und in Kombination mit seinem oftmals etwas trashigem Charme als kurzweilige Actionsause durchaus Freude bereitet. Wäre da nicht die viel zu konfus vorgetragene Handlung, die sich ihrem erzählerischen Unvermögen zwar durchaus bewusst ist, dieses jedoch mit noch mehr Wendungen überspielen will. Aufs wesentliche konzentriert, gekürzt und mit stärkerem Fokus auf seine stilisierten Actionsequenzen hätte Atomic Blonde formidables Genrekino sein können. So ist er eben nur schwankendes Mittelmaß.