Mit Jack Reacher hat sich Tom Cruise nicht unbedingt einen Gefallen getan. Die Comicverfilmung lässt sich gar nicht als solches erkennen, sondern eher wie ein Detektivthriller mit Anleihen bei der alten Schule des Genres.
Bei der Story macht das Rätselraten gar Spaß, auch wenn man als Filmegucker gar nicht zu einem Ergebnis kommt. Die verschiedenen Auflösungen, die Anwältin und Reacher abwechselnd präsentieren, ergeben sich aus erzählerischer Hinsicht leider nur für sich, der Zuschauer hat da keinen Einfluss drauf.
Erstaunlicherweise hält sich der Film mit Action zurück. Es gibt nur vereinzelt mal eine kurze Schlägerei, eine Verfolgungsjagd oder das Finale. Was mich hier beeindruckt hat, ist die Wahl der Inszenierung, denn wird auf üble Schnittfolgen verzichtet, auf Musik völlig und die Kameraarbeit bleibt schön übersichtlich und vor allem düster. Das versuchte man auch, in sonstigen Szenen einzusetzen, verzichtet aber dadurch auf Dynamik, die in so manchem Abschnitt besser gewesen wäre. Spannung kommt dadurch selten auf.
Leider ist Tom Cruise immer noch zu sehr nach seinem Sunnyboy-Image her, dass man ihm die Krasser-Typ-Rolle nicht wirklich abnimmt. Ein paar nette Sprüche (der Rest ist teils unterirdisch) und physische Action machen noch keinen coolen Ex-Cop, und hier ist seine Rolle prinzipiell schon zu sehr abgeschwächt worden. Ein paar nette Parts wie dem von Robert Duvall kann man schon loben, der Rest ist irgendwie belanglos. Mit Abstand hat mich am meisten Werner Herzog enttäuscht. Er sollte lieber wieder hinter die Kamera treten und zeigen, was er dort kann.
Fazit: Ein gefälliges Filmchen ist er schon, aber Reacher bleibt trotz seiner Kaltschnäuzigkeit eine blasse Figur. Dafür ist das Drehbuch zu löchrig und dem Zuschauer unzugänglich, die Dialoge zu konstruiert und teils schwach geschrieben, die Action zu exklusiv. Also von allem ein bisschen, aber nichts wirklich schwergewichtiges.