Ich bin echt beeindruckt, dass man "The Rock" schon durch die Besetzung mehr zugetraut hatte, als seine Muskeln spielen zu lassen und mal wieder alles in Grund und Boden zu ballern. Aber mit "Snitch" hat sich Johnson eine dicke Duftmarke im Charakterfach gesetzt.
Mal davon abgesehen, dass er als Truckunternehmer im Kriminellenmilieu doch ein bisschen zu steil die Treppe hochfällt, empfand ich Storymotive und gerade den persönlichen Part als sehr gelungen. Die Knastschelte als Aufhänger für den Geschichtsverlauf zu verwenden, ist spannend und kritisch zugleich. Im Detail wurde zwar hin und wieder etwas geschludert, aber ich empfand die Story um amerikanische Rechtssysteme als guten Aufhänger für das persönliche Drama. Mir ist jedenfalls ein paar Male der Klos im Halse hängen geblieben.
Der sonstige dynamische Part um Kartellhierarchien und das Geschwafel um die rechtlichen Konsequenzen kam mir hier leider etwas zu kurz. Es wirkt zu weit ausgegrenzt, um einen kompletten Eindruck zu hinterlassen, so dass der Film ein bisschen zweigleisig fährt und erst spät die Stationen zusammenführt. So behält sich der Film einfach vor, dass John seinem Mitarbeiter und später Komplizen nichts von seiner Motivation erzählt, wodurch für mich eine dicke Lücke und zugleich unnötige Dramatik entstand.
Ok, nimmt man das beiseite, darf man sich zusätzlich an der Optik erfreuen, die zwar mir persönlich zu viel Wackelcharakter hat, aber mit Farbfiltern und bedächtig gewählten Einstellungen nicht selten das Cineastenherz erfreut. Auch beim Cast habe ich kaum einen Ausfall ausmachen können, so dass der Film seinen Ambitionen tatsächlich gerecht wird.
Fazit: "Snitch" hat mich doch ziemlich positiv überrascht. Gut, es ist kein Gassenhauer und kein Drama deluxe, das einen schon bei blanker Erwähnung in die Begeisterungsfalle tappen lässt, aber ein sehr ordentlicher, erdiger Thriller mit sehr intensiven Dramaelementen.