"Once Upon a Time ... in Hollywood" wurde so wie erwartet, weshalb ich alles andere als enttäuscht wurde. Mir war bereits im Vorfeld klar, dass Quentin mit diesem Film nicht konventionell eine Geschichte erzählt, wie wir uns gewohnt sind. Er möchte seine Liebe an das Hollywood der späten 60er zelebrieren und uns das Feeling von damals übermitteln. Und genau das hat er bravourös umgesetzt.
Filme sind nicht nur da um Geschichten zu erzählen. Auf Dauer kann genau das langweilig werden. Hat man schon zig Mal gesehen. Diesbezüglich war ich schon bei den ersten Meldungen unglaublich froh, dass Tarantino hier ein neuer eigenständiger Film geschaffen hat, der Zuschauer mit falschen Erwartungen vor den Kopf stösst. Tatsächlich wäre eine zu vordergründige Handlung in diesem Film so wie er ist nur störend, hätte schlicht keinen Platz und würde eher wie ein Fremdkörper oder aufgesetzt billig wirken. Denn Quentin legt hier den Fokus auf andere Dinge. Und dennoch: Kann man den Film wie er sein möchte richtig auffassen, hat er sehr wohl eine Geschichte zu erzählen und das gar nicht mal so oberflächlich, nur eben anders. Der Film hat somit einen ganz eigenen Charakter, Atmosphäre und funktioniert so wie er ist wunderbar.
Wie bereits bekannt, begleitet man Rick und Cliff (harmonisieren grossartig) durch das Hollywood ’69. Was und wie Quentin die Stimmung einfängt und übermittelt, dazu mit welchen und wie aufspielenden Schauspieler: Absolut erstklassig und endlich wieder richtig grosses Kino! Der Film hat eine unglaublich lockere und geerdete Atmosphäre, die mitreisst. Trotz dieser Andersartigkeit ist es ein waschechter Tarantino. Das merkt man ihm jede Sekunde an. Für Liebhaber natürlich ein wahrer Genuss, wenn man denn mit dieser speziellen Art Film (ohne klassischen roten Faden) etwas anfangen kann. Neben unzähligen Details gibt es einige Szenen die inszenatorisch absolut grandios sind.
Dazu bietet das fulminante Finale das i-Tüpfelchen und rundet diesen absolut herrlichen Film perfekt und tarantino-esk ab. Den Schluss fand ich dann aufgrund der damaligen realen Vorfälle so richtig berührend, mit viel Sorgfalt und Respekt erzählt. Dabei spannt sich auch der Bogen der Geschichte um Rick Dalton und der Kreis schliesst sich wunderbar passend zum ganzen Film an sich.
Trotzdem verstehe ich jeden, der mit dem nichtvorhandensein einer gängigen Handlung oder Spannungsbogen nicht viel anfangen kann. Die meisten Menschen brauchen bei einem Film einfach eine Geschichte oder griffigere, direktere Handlung. Ist dies nicht gegeben, wird es zur Geduldsprobe. Andererseits müssen dann solche Filme aufgrund des Fehlens einer Story einen eben packen, mitreissen, einnehmen. Wird man auf dieser Ebene nicht abgeholt, erscheint der Film fragwürdig.
Für mich jedenfalls einer der besten und wunderbarsten Filme von Quentin Tarantino. Und generell ein beachtenswertes Kunststück, die Atmosphäre so rüber zu bringen und zu begeistern. Herrlich, sich darin zu verlieren und einfach geniessen. Dazu köstlich amüsant, facettenreich und angenehm entschleunigt. Grossartiges Kino. Die Zeit verging leider viel zu schnell. Danke, Quentin, durfte ich dabei sein! Das war in der Tat magisch.
Ich schwelge heute noch in Erinnerungen, mit dem Soundtrack dazu einfach nur schön. Man konnte die kalifornische Luft fast riechen….Ich möchte wieder dort hin!
Das ist meiner Meinung nach pure Kino-Magie. So authentisch und irgendwie nebenbei Quentin das Feeling rüber gebracht hat.
Ich hoffe so sehr, dass Quentin tatsächlich seinen 4-Stunden-Cut veröffentlichen wird!