David Finchers bis dato interessantester Film stellt sich als eine filmische Übersetzung des Nietzsche-Werks Die fröhliche Wissenschaft gut sichtbar in das Schaufenster anthropozän'scher Kritik, d.h. in allererster Linie ein Versuch der Ablehnung der vom Menschen verursachten Prozesse auf der Erde- Im Falle von FIGHT CLUB, der moderne Konsum. Doch es geht in Finchers Werk weniger um Konsum, als um die philosophische Formel, dass aus dem Tief des Leidens eine Lebensbejahung geschöpft werden kann (»Erst wenn wir alles verloren haben, haben wir die Freiheit alles zu tun.«) So gilt für Tyler Durden die Auffassung, dass eine Progression nur entstehen kann, wenn man sein eigenes Leiden als Vorraussetzung dafür nimmt. In einem kapitalistischen System muss man sich seiner ideologischen Akkumulation entledigen, um sich frei zu fühlen, was Fincher versucht in dunklen Kellergewölben filmisch in Szene zu setzen, wenn sich die Durden-Jünger abwechselnd die Nasen brechen, um sich gegenseitig ihren Schmerz spüren zu lassen, denn Schmerz ist Bewusstsein und Bewusstsein ist Freiheit. Warum gefällt (fast) jedem, der sich zwischen den Sphären des Qualitätskinos bewegt, dieser Film und wieso ist er die Übertragung der Philosophie Nietzsches auf die Leinwand? Es ist der anarchistische Grundton, der verkündet wird, die Idealisierung Tyler Durdens als moderner Prediger und die Prosa, die so schön in seinen verschachtelten Kundtuungen klingt, sodass jeder etwas mit ihr anfangen kann- Ähnlich wie bei Nietzsches literarischen Ergüssen. Bei Nietzsche heißt es »Nur das Chaos kann einen tanzenden Stern gebären« und bei Tyler Durden heißt es »Ihr seid keine Schneeflocken [...] Du bist der singende, tanzende Abschaum der Welt.« Beide endeten als Immoralisten...