In seiner technischen und erzählerischen Fehlerlosigkeit fast schon nervig solider True-Crime-Thriller, der eine perfide Mordserie auf einer Intensivstation in einem Krankenhaus von New Jersey beleuchtet. Frappierende Ähnlichkeiten an die grauenvollen Taten des niedersächsischen Serienmörders Niels Högel tun sich hierbei auf – skurril auch der fast gleiche Zeitrahmen Ende der 90er-Jahre – auch wenn der heroische Lustschub, wie beim deutschen Pendant, bei Charles Cullen (Eddie Redmayne) nicht vorhanden ist. Regisseur Tobias Lindholm spannt den Handlungsbogen wie eine Slackline der Gesundheit über der Todesschlucht auf: Die Protagonistin und Krankenschwester Amy Loughren (Jessica Chastain) Körper befindet sich am körperlichen Limit und etwas weiter vor ihr befindet sich Cullen, der einen nach dem anderen subtil in den Tod stürzen lässt. Das bedeutet aber auch, dass die Handlung nur in Schwung kommt, wenn einer von den Hauptakteuren ins Straucheln gerät.
Umgeben wird der Hauptschauplatz im Krankenhaus von passenden, entsättigten Farben und schauspielerisch gibt es hier nichts zu beanstanden. Chastain verkörpert Amy Loughren stark mit Hinblick auf die charakterlichen Krankheiten, die sie arg beuteln. Eddie Redmayne bekommt fast schon zu wenig Präsenz, driftet zu Beginn ganz leicht in den Charakter von Newt Scamander mit seiner Körperhaltung, aber die fällt später nicht mehr ins Gewicht. Das meiste in seiner limitierten Rolle – bedingt durch das Festhalten am gleichnamigen Buch von Charles Graeber – kann er durch seine seelenlosen Augen rausholen, die wie eine bodenlose Fallgrube wirken. Kein Schmerz, kein Bedauern – es ist ein verstörendes, verdrossenes Gaffen in den Tod seiner Patienten. Das Thema Krankenversicherung wird ebenfalls eingestreut, sorgt aber allerhöchstens für ein kurzzeitiges Achselzucken und die Rolle des Krankenhauses im Aufklärungsprozess ist empörend, jedoch muss man sich Assoziationen wie beschädigte Reputation, Vertrauensbruch gegenüber Patienten und Lizenz im Kopf zusammenreimen.