Vorhang auf für die wohl marketingfeindlichste Übersetzung eines Filmtitels dieses Jahres, denn The Last Bus heißt auf Deutsch nun: „Der Engländer, der in den Bus stieg und bis ans Ende der Welt fuhr“. Ja meine Güte, so ein sperriger Titel macht eine Mund-zu-Mund-Werbung unmöglich und liest sich auf Plakaten und in Trailerschnipseln überhaupt nicht gut. Simplere Alternativen wie „Die letzte Reise im Bus“ oder gar „Der letzte Bus“ waren wohl zu spoilerbehaftete Titel für die Marketingabteilung von Capelight, was dieser passable Touristen-Trauertrip nun auch nicht verdient hat. The Last Bus begleitet den altgedienten Kriegsveteran Thomas Harper, der sich angesichts seiner Schicksalsschläge auf eine allerletzte Reise vom Norden Schottlands hinunter ins südwestliche Cornwall in noch gebrechlicherer Walt Kowalski-Manier begibt, um seiner verstorbenen Ehefrau eine letzte, große Ehre zu gebühren. Landschaften und Hotelaufenthalte werden hierbei zu Anekdoten, die er ein letztes Mal Revue passieren lässt.
Da das Ziel des Herrn überschaubar daherkommt, bläht Regisseur Gilles MacKinnon das Road-Movie auf, indem er einen kompletten, demografischen Querschnitt vollführt und dabei sämtliche Personengruppen abgrast, die innerhalb und außerhalb des Busses Platz nehmen. Die dabei entstehenden Reibungen und Kontakte sind nett anzuschauen, aber Timothy Spalls Blick saugt sämtliche Emotionen ungewollt wie ein schwarzes Loch in sich auf. Noch unnötiger und unverzeihlich ist die Einbindung der sozialen Medien, die die Reise des schwer gezeichneten Thomas dokumentieren. Die aus den Videoclips und Posts resultierende Barmherzigkeit und Unterstützung kommen zwar dem Protagonisten entgegen, aber dadurch mutiert die Trauerreise zu einem Medienspektakel, die ganz zum Schluss in eine verstörende Gegenüberstellung von Voyeurismus und würdevollen Abschied mündet. Gut gemeint, aber schlecht gemacht. Diesen Aspekt macht The Last Bus wiederum zu einem Paradebeispiel von inszeniertem Spektakel, die Jordan Peele in Nope so vehement adressiert.