Erwähnungen
Flop 10: Die miesesten Biopics - Teil 2
Von Stu in Flop 10: Die miesesten Biopics
am Mittwoch, 18 Februar 2015, 09:00 Uhr
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Handlung: In den politischen und gesellschaftlichen Wirren des Dritten Reiches schafft es Max Schmeling (Henry Maske), zum populärsten Boxer Deutschlands aufzusteigen. Dass Hitler und sein Propagandaminsterium Schmelings Popularität für ihre Zwecke einspannen, sichert den Sportler zumindest vorerst ab. Hinter den Kulissen jedoch verhilft er jüdischen Mitbürgern zur Flucht und deckt seine halb-tschechische Gattin. Doch als Hitler Wind von Schmelings Aktionen bekommt, bleibt dem verzweifelten Boxer nur eine Option: Der heroische Untergang im Ring...
Darum in der Top10: Der Faktor Henry Maske, den die Macher wohl auch wählten um mit seiner Erfahrung im Boxsport werben zu können, ist gewiss einer der größten Knackpunkte des Films. Ja, er gibt sich Mühe, ja er hat eine gewisse Ähnlichkeit zu Schmeling, doch es hilft alles nichts: Henry Maske ist – Überraschung – eine absolute Fehlbesetzung. Sein Spiel als laienhaft zu bezeichnen wäre untertrieben. Er stolpert unbeholfen von Szenen zu Szene. Seine Mimik? Fast nicht existent. Maske macht den Eindruck wie ein liebenswürdiger, aber auch sehr hilfebedürftiger Big Foot, der so tun muss als würde er Flamenco tanzen können. Oft genug unfreiwillig komisch, im Kontext zu Ernsthaftigkeit des Stoffes und der Größe der Legende Schmeling aber mehr als nur ärgerlich. Das Scheitern des Films aber alleine Maske anzukreiden wäre unfair und unrichtig. Regie-Titan Boll würzt das Biopic dann noch mit teils billigen Kulissen, einer biederen Kameraarbeit und dem eigenen Anspruch die Boxszenen so authentisch wie möglich zu gestalten. Letzteres mag vielleicht für hartgesottene Box-Fans interessant sein, aber dennoch wirken die Kämpfe zu choreographiert und zu unimposant. Ein weiterer Faktor, der „Max Schmeling“ verhunzt hat, ist das Fehlen von Atmosphäre. Die Nazis regieren Deutschland? Das wird von Uwe Boll ein wenig so inszeniert wie „Hanni und Nanni im Naziland“. Schmeling wird im Krieg schwer verletzt und seine Frau glaubt er wäre Tod? Das wirkt im Film ein wenig nach Monty Pythons schwarzem Ritter: „Ist doch nur eine Fleischwunde“. Die Reichspogromnacht wird gezeigt? Hui, es ist Sankt Martin. Kurz um: Die Atmosphäre des Film ist ein Scheiterhaufen und macht aus dem eh schon eher biederen und bleiernen Script eine Sportler- Soap, in der hier und da ein Hakenkreuz durchs Bild huscht. Ziemlich erbärmlich.
4. A Beautiful Mind – Genie und Wahnsinn
Handlung: Princeton Universität, 1947: Der hochbegabte, aber äußerst exzentrische John Nash sucht fieberhaft, fast krankhaft besessen, nach einer revolutionierenden Theorie in der Mathematik. Er schert sich wenig um seine Kommilitonen und die Konventionen der Universität. Und tatsächlich macht er eines Tages die alles entscheidende Entdeckung. Mit seiner Karriere geht es fortan steil bergauf, und Nash bekommt eine Stelle als Forscher und Dozent. Da er zudem die außergewöhnliche Fähigkeit besitzt, innerhalb weniger Sekunden komplexe Codes zu knacken, übernimmt er immer häufiger Decodier-Aufgaben für den amerikanischen Geheimdienst. Doch der Stress, die Gefahr und die Heimlichkeiten seiner Tätigkeit fordern ihren Tribut: John leidet zunehmend unter Verfolgungswahn und wittert ständig Verschwörungen. Die erschütternde Diagnose: paranoide Schizophrenie. John droht alles zu verlieren: seine geliebte Frau, seinen Job und seinen Verstand…
Darum in der Top 10: Nach „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ der zweite Behindertenporno. Hollywoodsches Verlogenheitskino à la Ron Howard, mit all den schmalzigen Zutaten, die den gefüllten Braten auch wirklich ungenießbar machen. Da nimmt man sich einfach eine interessante Persönlichkeit wie John Nash, ein Mathematiker und Metaphysiker, ein Meister der Differentialgeometrie und ein an paranoider Schizophrenie erkranktes Genie, und fertig ist die passende Projektionsfläche, um das genügsame Massenpublikum von A bis Z um den unlauteren Finger zu wickeln. Mit dem echten Nash hat Howards „A Beautiful Mind“, bis auf die Charaktergrundsteine, die sich hier durch ihre triviale, diskreditierende Irrelevanz auszeichnen wenig am Hut. Und Russell Crowe, der sonst wirklich zu ansehnlichen Leistungen in der Lage ist, vollstreck hier die totale Selbstvertrashung.
3. Diana
Handlung: London, 1995. Diana lebt bereits von Prinz Charles getrennt in Kensington Palace und wartet auf die Scheidung. Während sie ihr Leben neu ordnen muss, begegnet sie eines Tages Dr. Hasnat Khan und ist sofort fasziniert von dem engagierten Herzchirurgen. Mit ihm findet Diana nicht nur das private Glück, nach dem sie sich immer gesehnt hat. Sie entdeckt, dass sie ihre Popularität nutzen kann und widmet sich verstärkt karitativen Zwecken. Die meistfotografierte Frau der Welt träumt von Normalität abseits des Rampenlichts und denkt sogar daran, mit Hasnat in dessen Heimat Pakistan zu leben. Doch den Mediziner schreckt die Idee ab. Er will die Beziehung geheim halten, denn Diana ist nach wie vor die Mutter des zukünftigen Königs von England – und wird auf Schritt und Tritt von Paparazzi verfolgt…
Darum in der Flop 10: Zu Anfang gibt es eine Plansequenz, die Diana durch die sterilen Räumlichkeiten ihres Pariser Hotels begleitet. Irgendwann bleibt die Königin der Herzen stehen, hält inne, wirft einen Blick über die Schulter nach hinten. Die Kamera vollzieht in dieser Sekunde demonstrativ einen distanzierten Sprung zurück. Genau das ist auch die Haltung, die „Diana“ über die gesamte Laufzeit zu seiner Hauptfigur (die die tolle Naomi Watts nach Leibeskräften ausfüllt) wahren wird: Abstand, ein klinisch-entrückter und durchweg katatonischer Abstand, frei von jedweder Form von Wahrhaftigkeit. „Diana“ wird zur artifiziell-aufgesetzten Seifenoper, die große Emotionen vorgibt, die anklingen lässt, dass hier eine Frau den Weg in die Freiheit sucht - Und doch kann keine einzige seelische Regung auf den Zuschauer übertragen werden. Es ist schon unglaublich, in welch desaströsem Ausmaß „Diana“ gegen die Wand gefahren wurde.
Handlung: U.S. Navy SEAL Chris Kyle hat bei seinem Einsatz im Irak eine einzige Aufgabe: seine Kameraden zu schützen. Seine überragende Treffsicherheit rettet auf dem Schlachtfeld unzähligen Soldaten das Leben, und als die Berichte seiner mutigen Taten die Runde machen, verdient er sich den Spitznamen "Legende". Doch auch auf der Seite des Feindes wird sein Name bekannt: Als ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt wird, gerät er ins Visier der Aufständischen.
Darum in der Top 10: Clint Eastwood elendes wie aggressiv einseitiges Propaganda-Vehikel und Biopic über den Scharfschützen Chris Kyle, erhebt den Krieg und das Töten zu einer gerechten Sache. Ein Populismus-Reißer der die wahren Opfer des Krieges aufs perverseste erniedrigt und ein Welt sowie Sittenbild emblematisch vorzeigt, in dem nur drei Dinge wichtig sind: „God, Country, Family“ - und bitte auch in dieser Reihenfolge. Dass Eastwood schon immer ein politischer Hardliner auf dem eher rechten Flügel war, ist kein Geheimnis. Dass er dieser Linie nach umwerfenden Spätwerken wie „Mystic River“ oder „Gran Torino“ nun auch ein cineastisches Ehrenmal errichtet ist dennoch traurig. Wer will schon eine Art moderner„Jud Süß“-Variation auf der Filmvita einer Legende sehen?
1. Zeiten ändern Dich (du Opfer)
Handlung: Bushido, Deutschlands erfolgreichster Rapper, befindet sich gerade auf Tournee, als er, an seinem 29. Geburtstag, eine Postkarte seines verhassten Vaters erhält. Diese ist für ihn der Auslöser, auf sein Leben als Ghettokind, seine schwere Jugend, seine Tätigkeit als Drogendealer und den Beginn seiner Rapkarriere zurückzublicken...
Darum in der Top 10: Deutschlands bekanntester Produzent Bernd Eichinger, der sich frühzeitig die Recht an der Biographie von Bushido sicherte und Regisseur Uli Edel, die gemeinsam auch Stefan Austs RAF-Standardwerk„Der Baader-Meinhof Komplex“ verfilmten, lieferten mit „Zeiten ändern dich“ einen treudoofen Schnellschuss ab. Nichts, aber wirklich gar nichts will hier funktionieren. Die Darsteller, auch die, die ihr Handwerk verstehen, agieren wie Knallchargen. Hauptfigur Bushido wird zum unsympathischen, allwissenden Superman aufgebläht. Egal was ihm widerfährt, ihm gelingt einfach alles. Selbst in Prügeleien gegen eine schiere, bewaffnete Übermacht kommt er als Sieger hervor. So werden er und sein Leben innerhalb kurzer Zeit langweilig, uninteressant und darüber hinaus wirkt dadurch alles überfiktional. Damit Super-Bushido aber auch wirklich allgegenwärtig überlegen daher kommt, haben die Macher die Welt um ihn herum wie eine Mischung aus „Verbotene Liebe“ und sozialem Brennpunkt hergerichtet. Entweder er macht sein Ding in den dreckigen Straßen Berlins, oder er wirkt wie ein Messias der Unterschicht. Wenn er in der weißen, ideologisch eingerichteten Villa der Eltern seiner Freundin zum Essen eingeladen ist und sich dort nur widerwillig von deren Butler (!) bedienen lässt, erinnert „Zeiten ändern dich“ an ein populistische Erklärung gegen die böse, kalte Welt der Oberschicht. Dsas die Eltern dazu noch aussehen und sich ausdrücken als wären sie intolerante Snobs aus dem Katalog, zieht den Film noch etwas mehr in die Lächerlichkeit. Fans des Berliner Skandalrappers werden wahrscheinlich die notwendige Containerladung Empathie besitzen um dieses schwache Machwerk gut zu finden. Wahrscheinlich wird es sie begeistern und bewegen, wenn Bushido erzählt, dass es die Anschläge vom 11. September waren, die ihn dazu bewegt haben Rapper zu werden, aber ohne funktionierende, emotionale Verbindung zum Zuschauer wirkt dass alles platt, aufgesetzt, billig und wie gesagt unfreiwillig komisch. So gesehen lieferte Bushido mit „Zeiten ändern dich“ vielleicht die beste Parodie auf seine eigene Person. Eine Realsatire, die bestimmt keine seine sollte.
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