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Unzensiert: Gedanken zu gekürzten Filmen im TV [2. Teil]

Stu

Von Stu in Unzensiert: Gedanken zu gekürzten Filmen im TV

Unzensiert: Gedanken zu gekürzten Filmen im TV [2. Teil] Bildnachweis: © Columbia

Natürlich  ist „Dredd“ kein Film, dem viel Beachtung geschenkt wird. Doch in der Vergangenheit strahlten TV-Sender immer wieder äußerst erfolgreiche Filme als Free-TV-Premiere aus und wählten dafür einen Sendeplatz, der dazu führte, dass der jeweilige Film geschnitten werden musste. Die zwei größten Beispiele in diesem Jahr waren gewiss „Django Unchained“ (Pro7) und „Olympus has fallen“ (RTL). Nehmen wir den Rache-Western für den weiteren Verlauf.

Die Entscheidung von Pro7 „Django Unchained“ um 20:15  zu zeigen ist natürlich eine ökonomische. Für uns Deutsche steht 20:15 einfach für televisionale Abendunterhaltung. Ja, das Internet und die damit verbundenen Möglichkeiten wie Streamingdienste oder Mediatheken rütteln an diesem alten, teutonischen Konstrukt. Aber wir sollten dennoch nicht dem Irrglauben verfallen, dass die Eventualität Filme und Serie online jedweder Zeit gucken zu können, schon den Stellenwert besitzt, alteingesessene Traditionen über Bord zu werfen. Jedenfalls ist 20:15 gleichbedeutend mit Primetime und das bedeutet, dass hier der Quotenbär steppt. Hier können die Privatsender mit Werbung ordentlich Kasse machen. Eine Ausstrahlung von „Django Unchained“ nach 22:00 wäre zwar möglich und im Sinne der Kunstfreiheit, aber Tarantinos Western dauert rund 165 Minuten. Würde er um 22:00 starten, wäre er um 00:45 zu ende. Natürlich muss dazu noch die Werbung gerechnet werden. Pro7 darf 12 Minuten Reklame pro Stunde zeigen. Der Film wäre also ca. um 01:15 beendet. Verdammt spät, wenn man bedenkt, dass für die meisten der Wecker am Montagmorgen recht früh klingelt.

Dennoch gibt es natürlich Möglichkeiten „Django Unchained“ nach 22:00 zu zeigen (die Nachtwiederholung klammere ich hier absichtlich aus). Wie wäre eine Ausstrahlung am Freitag oder Samstag? Oder am Vorabend eines Feiertages? Warum strahlt Pro7 „Django Unchained“ sonntags aus? Die Antwort ist relativ einfach: Weil es in den Programmplan passt. Seit gefühlten Ewigkeiten strahlt der Privatsender aus München am Sonntagabend Spielfilme aus, die er mit dem Begriff „Megablockbuster“ etikettiert. Um den Kampf mit dem ARD-„Tatort“ und den kitschigen Sonntagsfilmen des ZDFs aufzunehmen strahlt Pro7 sonntags am liebsten Filme aus, die noch „frisch“ sind, die also nicht bereits seit mehreren Jahren immer wieder im Fernsehen zu sehen sind. Es sollte dabei aber erwähnt werden, dass der Sender diese Regel gerne auch bricht, etwa im Sommer (der im Allgemeinen nicht gerade als fernsehfreunliche Zeit gilt) oder wenn auf anderen Sender ein zu starker Konkurrent ausgestrahlt wird (z.B. Fußball oder Formel 1).

Auch Freitag und Samstag strahlt vor allem Pro7 gerne Hollywood-Spielfilme aus, in den seltensten Fällen sind dies aber Free-TV-Premieren. Warum wurde „Django Unchained“ also nicht einfach freitags um 22:00 ausgestrahlt? Ich glaube Pro7 hat, und das meine ich todernst, Angst seine Zuschauer zu verunsichern. Das ein frischer wie bekannter Film, der dazu dank Oscar-Boom, Christoph Waltz und gutem Kinoeinspielergebnis nicht sonntags läuft, hält Pro7 vermutlich für unzumutbar für die Zuschauer und fehlen die, machen sich auch die Werbekunden auf und davon. Solch ein Experiment wäre etwas für den Sommer, aber welcher Sender will schon einen Topfilm im Quotenloch der eher riskanten Sommerzeit zeigen? Gut, die ARD feiert annehmbare Erfolge mit ihrer Reihe „Sommerkino“, nur spricht die ARD letztlich ein anderes, älteres Publikum an als Pro7 und zum anderen sind die meisten Filme des „Sommerkinos“ Werke, die gewiss nicht zum Image des Privatsenders passen. Aber das ist nur eine von vielen Theorien.

Halten wir uns lieber an die Fakten: Filme wie „Dredd“, „Django Unchained“ oder „Olympus has fallen“ liefen (abgesehen von der Nachtwiederholung) nur gekürzt im Free-TV und bis auf Filmfans scheint dies auch keinen wirklich zu stören. Filme im Fernsehen sind zur Massenware verkommen. Dass die Sender einem zensierte und damit fremdbearbeitete Werke vorsetzen scheint niemand wirklich zu stören. Da wirkt es dann schon fast etwas verhöhnend, wenn Pro7 „The Dark Knight“ erstmals nach 22:00 ausstrahlt und in der Werbung dazu stolz verkündet, der Film werde uncut gezeigt.

Filmfans und Cineasten wird die Zensur- und Ausstrahlungspolitik der Sender  wahrscheinlich ziemlich egal sein. Filme im Fernsehen zu sehen gilt innerhalb der Szene ja oft sogar als unfein, als unkultiviert. Doch der Fernseher gehört für viele immer noch zum medialen Leben dazu und ob jetzt Filmkenner oder Gelegenheitszuschauer, ich bin der Meinung, dass jeder einen Film so gucken sollte wie er gedacht war. An die Werbeunterbrechungen habe ich mich über die Jahre gewöhnen können, aber wenn Krieger Conan genötigt wird nachmittags auf eine Hexe zu treffen, frage wahrscheinlich nicht nur ich mich, ob die Sender einen vielleicht einfach nur verarschen wollen. Es ist ja nicht so, dass es zu wenige Filme mit einer zur Tageszeit passenden FSK-Freigabe gibt. So bleibt letztlich nur das Fazit, dass Quoten und Kunst einfach nicht zusammen passen. Na, wer hätte das gedacht?

Was haltet ihr von zensierten Spielfilmen im TV?

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