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Stu saß mit seiner Mutter im Kino und fühlte SCHAM bei diesem Arthouse-Drama...

Stu

Von Stu in Zum Kinostart von "Alles steht Kopf 2": 7 Filme für 7 Gefühle

Stu saß mit seiner Mutter im Kino und fühlte SCHAM bei diesem Arthouse-Drama... Bildnachweis: © good movie! | Werbemotiv zu "Wo in Paris die Sonne aufgeht"

Ich gehe gerne alleine ins Kino. Ich gehe auch gerne mit Freunden oder Kollegen ins Kino. Generell gehe ich einfach gerne ins Kino – natürlich auch mit meiner Mutter. Als Kind war ich viel öfter mit ihr vor der Leinwand. Mittlerweile passiert das seltener, aber wenn ich sie besuche (was aufgrund der Entfernung nur ein- oder zweimal im Jahr vorkommt), steht mindestens ein gemeinsamer Kinobesuch auf dem Plan.

Einer dieser Besuche war ein Arthouse-Special. Zur Erklärung: Meine Mutter wohnt zwar recht nah an einem Kino, aber in diesem mittelgroßen Multiplex laufen meist nicht die Filme, die sie begeistern. Doch einmal in der Woche, immer mittwochs, werden nachmittags im Arthouse-Special Werke gezeigt, die noch relativ frisch sind, aber nicht zum sonstigen Blockbuster-Programm passen. 

Als meine Mutter und ich ins Special gingen, lief dort Wo in Paris die Sonne aufgeht. Toll! dachte ich zunächst. Den (damals) neuen Film von Jacques Audiard hatte ich im regulären Kino verpasst. Dazu wusste ich noch, dass Céline Sciamma, Regisseurin von Porträt einer jungen Frau in Flammen und Petite Maman - Als wir Kinder waren, am Drehbuch mitgearbeitet hatte. Vorfreude Deluxe. Meine Mutter freute sich auch, allerdings basierend auf dem deutschen Titel eher auf sonnige Urlaubsimpressionen von Paris. Auf heitere, wenn auch nicht komplett sinnbefreite Unterhaltung. Mir war schon klar, dass es bei Jacques Audiard so etwas nicht geben würde, aber ich ließ ihr ihren Glauben.

© good movie!

Das Zuschauerinteresse an diesem Arthouse-Special war sehr gering, was erklären könnte, warum die Reihe wenig später eingestellt wurde. Mit Kaffee ausgestattet saßen wir in der Mitte des großen Saals und schauten uns die Werbung für Eiscreme, Kulturpässe, Süßigkeiten, Veranstaltungen und andere Filme an. Dann begann Wo in Paris die Sonne aufgeht. Leider. Schon in den ersten Bildern des schwarz-weißen Films wurde mir klar: Das wird unangenehm! Nicht weil der Film schlecht ist – im Grunde ist es ein sehr guter Film – aber nicht, wenn man ihn mit seiner Mutter ansieht.

Es gibt Dinge, die niemand gerne mit seinen Eltern anschaut. Dinge wie sexuelle Szenen. Gleich in den ersten Minuten wird ordentlich gebumst. Zuvor hatte ich mit meiner Mutter die erste Staffel Bridgerton gesehen. Unter uns: Das war okay. Hollywood-Hoppe-Hoppe-Reiter der eher züchtigen Art (mal ehrlich, warum gilt die Serie als so schlüpfrig?). Bei Jacques Audiard gab es aber das volle Arthouse-Sex-Programm: Küssen, Kuscheln, Kneifen, Kitzeln, Lecken, Lutschen, Liebkosen, Quetschen und Stöhnen. Gerne in Großaufnahme, sehr gerne lang ausgespielt – so zumindest in meiner Erinnerung.

© good movie!

Das sind Szenen, die ich mir nicht gerne anschaue, wenn meine Mutter direkt neben mir sitzt und ihren überteuerten Caramel Latte Macchiato genießt. Ich muss zugeben, es wurde mit der Zeit etwas besser und ich konnte die Qualitäten des Episodenfilms durchaus erkennen. Aber insgesamt überwog doch dieses schambehaftete Gefühl des Unwohlseins. Ich gebe hier sogar zu, dass ich mich nicht getraut habe, aufs Klo zu gehen, weil ich dachte, meine Mutter könnte sonst was von mir denken, wenn ich während einer der diversen Sexszenen den Saal verlasse. Ja, eigentlich total dumm – genau wie sich vor dem Kinobesuch noch zwei große Tassen Tee zu gönnen.

Mit seiner Mutter einen so offenherzigen Film anzuschauen, macht wirklich keinen Spaß. Kann ich wirklich nicht weiterempfehlen. Immerhin sorgte meine Mutter, die dem wortwörtlichen Treiben eher mit Gleichgültigkeit begegnete, für eine nette Schlusspointe. Als wir den Film verließen, fragte der Kinobetreiber, wie uns das Gezeigte gefallen habe. Die Antwort meiner Mutter: "Ja, war schön. Aber die wissen schon, dass es noch AIDS gibt, oder?" Worte, wie sie nur eine Mutter sagen kann. Wunderbar. Ein schöner Schlusspunkt für gut 100 Minuten Schamdröhnung im Kino.

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