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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Octave (Jean Dujardin) ist im wahrsten Sinne des Wortes oben angekommen. Denn der Werbestratege steht auf dem Dach eines Hochhauses und stürzt sich hinunter. Oder träumt er nur? Auf jeden Fall hält er im Fall inne und lässt sein Leben und seine Liebe Revue passieren: Er nutzte sein Talent, um in der Werbewelt als Kreativkraft viel Geld zu verdienen. Die Frauen standen sozusagen Schlange, Kokain wurde zum täglichen Begleiter, eine Party folgte der nächsten. Doch das Leben auf der Überholspur forderte bald einen hohen Tribut. Denn Octave verlor seine große Liebe ... - Verfilmung des Bestsellers von Frédéric Beigbeder.

Kritik

Oft müssen sich literarische Verfilmungen daran messen lassen, wie genau sie sich an ihre Vorlage halten. In vielen Fällen ergibt dieser Vergleich Sinn, da eine große Differenz in der Handlung zumeist auch eine thematische Verschiebung zur Folge hat. So gilt beispielsweise die 1995 Verfilmung von Der Scharlachrote Buchstabe zurecht als ziemlich grauenhaft, weil es den Fokus von der Kritik an puritanischen Moralvorstellungen abzieht und sich stattdessen auf eine softcore-erotische Beziehung zwischen Gary Oldman und Demi Moore konzentriert. Selbst sehr gelungene Adaptionen wie Der Herr der Ringe - Die Gefährten, müssen sich für inkonsequentielle Abweichungen, wie die Aussparung von Tom Bombadil, rechtfertigen. Sehr selten sind jedoch Adaptionen, die von ihrer Vorlage abweichen und dennoch (oder gerade deswegen) zu hervorragenden Filmen werden. Stanley Kubricks Filme sind dafür in der Regel ein gutes Beispiel, auch wenn die Autoren der adaptierten Romane mit der filmischen Version ihres Werks oft nicht einverstanden waren.

39,90 fällt dabei glücklicherweise in letztere Kategorie. Zwar wurden an der Romanvorlage einige inhaltliche Veränderungen vorgenommen, thematisch bleibt der Film jedoch bei dem, was das Buch aussagt: Ein bitterböser Blick auf die interne Dekadenz der Werbeindustrie und den korrumpierenden Einfluss, den sie auf die restliche Welt ausübt. Mittelpunkt dieser Betrachtung bildet Octave Parango. Dieser kritisiert und verachtet einerseits die Werbeindustrie, ihre Betreiber, Profiteure und nicht zuletzt die Kunden, andererseits bleibt diese Kritik weitestgehend stumm, was ihn zu einem Kollaborateur macht. Dieser Widerspruch bleibt Octave selbst nicht verborgen, jedoch versucht er ihn ironischerweise mit seinem eigenen ausschweifenden Konsum aufzuheben und verliert dabei allmählich die Kontrolle: Derjenige, der sich zu Beginn des Films selbstherrlich damit rühmt, die Realität zu manipulieren verliert selbst allmählich seinen Zugang zu ihr. Entsprechend bringt man dieser Figur gegenüber eine wechselnde Mischung aus Sympathie, Neid, Ekel, Wut und sogar Mitleid entgegen, was sich auch im Ton des Films wiederspiegelt, der vom Ironischen und Euphorischen bis zum niederschmetternd Grotesken reicht. Die Geschehnisse machen Octave, der brillant von Jean Dujardin (The Artist, OSS 117) gespielt wird, zudem zu einem Anti-Helden, bei dem sich nicht nur die Frage stellt, ob er irgendeine Form von Erlösung erlangen kann, sondern auch, ob er sie überhaupt verdient hat.

 Experimentelle Züge des Romans, der mehrfach die grammatikalische Erzählform wie auch die Perspektive wechselt, bleiben im Film erhalten, werden aber durch Mittel ersetzt, die dem Medium Film besser anstehen. Beispielsweise durchbricht Octave mehrfach die vierte Wand. Die Ästhetik von Fernsehwerbung wird nicht nur betrachtet, sondern hält auch immer wieder Einzug in den Film selbst. Letztlich wird bei diesem Spiel von Wirklichkeit, Wunschvorstellung und Konsum auch nicht vor dem Zuschauer halt gemacht, da sich dieser irgendwann auch selbst entscheiden muss, ob er sich einer hässlichen Wahrheit stellen oder einer zuckersüßen Lüge ergeben will. Auch wenn man sich also weiterhin streiten kann, ob ihn diesem speziellen Fall Buch oder Film besser sind, bietet 39,90 in jedem Fall eine ganz eigene inszenatorische Ästhetik, die nur selten so einfallsreich gefunden werden kann.

Fazit

"39,90" mag keine vorlagengetreue Adaption sein, bietet aber dafür nicht nur Jean Dujardin in einer seiner besten Rollen, sondern auch eine abwechslungsreiche Ästhetik und eine verstörende Story. Das macht den Film letztlich zu einem Erlebnis, das nicht immer nur vergnüglich ist, wohl aber ein sehr einzigartiges Filmerlebnis, das einem noch länger nachhängt.

Kritik: Sören Jonsson

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