MB-Kritik

The Activist 2025

Thriller

Inhalt

Ein junger Mann infiltriert eine radikale Neonazi-Gruppe, um den Mörder seines LGBT+-Aktivisten-Freundes zu finden.

Kritik

Mit dem Titel seines melodramatischen Krimis definiert Romas Zabarauskas nicht nur seinen Hauptcharakter, der im Kampf um Gerechtigkeit auf privater und politischer Ebene zu riskanten Mitteln greift, sondern implizit auch sich selbst. Das jüngste Werk des litauischen Regisseurs versteht sich als zornigen Verweis auf Litauens Rückständigkeit in LGBTQIA+ Rechten und ein Pamphlet für lange überfällige gesetzliche Gleichstellung und gesellschaftlichen Respekt. Ehrenwerte Absichten, die der verworrene Plot (womöglich nicht ganz) unfreiwillig konterkariert. Die zwiespältige Botschaft ist nicht das einzige Manko der verworrenen Handlung. 

Die beginnt mit dem Mord an dem offen queeren Minister und LGBTQIA+ Aktivisten Deividas (Elvinas Juodkazis) wenige Wochen vor der ersten offiziellen Pride in Litauens zweitgrößter Stadt Kaunas. Deividas junger Partner Andrius (Robertas Petraitis) macht sich auf eigene Faust auf die Suche nach dem Täter, als er erkennt, dass von der Polizei kaum Unterstützung zu erwarten ist. Seine gefährliche Undercover-Recherche bringt ihn in Kontakt mit einem fundamentalistischen Theoretiker und in eine Gruppe rechter Schläger. Mit dem Stichtag der Pride Parade kommt auch Deividas Killer immer näher. 

Dessen Identität ist praktisch von Anfang klar und untergräbt die vorgebliche Akzeptanz-Botschaft des klischeelastigen Plots. Der ist lediglich eine wenig originelle und noch weniger spannende queere Version abgegriffener Genre-Versatzstücke dies Undercover-Krimis. Interessantere und relevantere Themen wie Andrius Abgleiten in seine eigene fanatische Überzeugung sowie Intoleranz innerhalb der queeren Community greift das schematische Szenario nur auf, um sie umgehend wieder fallen zu lassen. Die artifizielle TV-Optik, in der Studio-Sets und Kulissen offenkundig zu erkennen sind, wird zum passenden Pendant des schwachen Schauspiels. 

Fazit

Narrative Konventionen und inszenatorischer Konformismus werden in Romas Zabarauskas ungelenkem Mix aus Beziehungsmelodram, Krimi und Sozialdrama zum stilistischen Pendant verkappter Ressentiments. Jene reproduzieren die in Litauen bedrückend gängigen Vorurteile von queeren Menschen als potenzieller gesellschaftlicher Bedrohung und verdeckten Psychopathen. Eine rechtsradikale Vereinigung, die der Protagonist infiltriert, erscheint harmlos im Vergleich zu Feinden in eigenen Reihen. Jene erscheinen obendrein mitschuldig am aggressiven gesellschaftlichen Klima, dessen Hintergründe und Strategie nie durchleuchtet werden. Politisch und psychologisch bleibt das konfuse Krimi-Drama gleichermaßen verflacht, ohne stilistisch oder schauspielerisch Ausgleich zu schaffen.

Autor: Lida Bach
Diese Seite verwendet Cookies. Akzeptieren.