8.4

MB-Kritik

Ame und Yuki – Die Wolfskinder 2012

Drama, Fantasy, Animation, Family – Japan

8.4

Aoi Miyazaki
Takao Osawa
Haru Kuroki
Yukito Nishii
Momoka Ôno
Amon Kabe
Takuma Hiraoka
Megumi Hayashibara
Tadashi Nakamura
Tamio Ohki
Tomie Kataoka
Takashi Kobayashi
Hajime Inoue
Shôta Sometani
Taichi Masu
Masahiro Usui

Inhalt

Die Studentin Hana verliebt sich in einen Wolfsmann. Nachdem sie mit ihm zwei Kinder bekommen hat, stirbt er in einem tragischen Unfall. Die Erziehung der beiden Wolfskinder ist für die alleinerziehende Mutter neben dem Studium unmöglich, weshalb sie mit ihnen auf's Land zieht und von nun an als Selbstversorger leben will. Doch als die Kinder älter werden kommen immer mehr Probleme auf die Familie zu.

Kritik

Seit einiger Zeit sorgt ein Regisseur für frischen Wind in der Animewelt. Die Rede ist von Mamoru Hosoda. Nach seinem neuartigen erfrischenden Werk „Summer Wars“ meldet er sich mit „Wolfskinder“ zurück - und übertrifft sich selbst.

Lange hat es gedauert, bis Hosoda endlich eigene Filme drehen konnte. Seine Anfänge machte er im TV mit „Digimon“ und arbeitete sich so weit hoch, dass er bei mehreren „Digimon“- und einem „One Piece“-Film Regie führen durfte. Besonders bei seiner Arbeit an One Piece („One Piece Film 6“) konnte man schon seinen eigenwilligen Stil beobachten. Jedoch erfuhr der Zuschauer sein ganzes Können erst mit „Das Mädchen, das durch die Zeit sprang“ und seine unvergleichliche Handschrift ließ sich zuletzt in „Summer Wars“ beobachten – und jetzt wieder in „Wolfskinder“.

Die Studentin Hana verliebt sich in einen Mann, den sie in der Universität trifft. Als er ihr gesteht, dass er ein Wolfsmensch ist, macht ihr das nichts aus und sie bekommen zusammen zwei Wolfskinder, Ame und Yuki. Ihr Leben ist nicht einfach, aber als der Vater stirbt häufen sich die Probleme und Hana entscheidet mit den Kinder aufs Land zu ziehen. Damit möchte sie ihnen ermöglichen ihr Leben als Mensch oder als Wolf zu führen. Mit der Erziehung und dem Heranwachsen der beiden kommen immer mehr Probleme auf die Familie zu.

Mamoru Hosoda ist ein Meister der Kombination von Bildern und Musik. Niemand hat so viel Talent und Spaß mit den Bildern zu spielen, um damit zu überraschen. Durch ungewöhnlich lange Einstellungen strahlt der Film Ruhe und Gelassenheit aus, die aber in keinem Moment in Langeweile verfällt. In diesem Punkt bleibt Hosoda über die gesamte Länge konsequent und verliert niemals die Kontrolle über seine Bilder, auch nicht in schnelleren Szenen. Schon im One Piece-Film und in Summer Wars hat er Einstellungen verwendet, die an einen Theateraufbau erinnern und eine Szenerie im Profil zeigen. Es ist schön zu sehen, dass er auch diesem Stilmittel treu bleibt und es passend einbaut. Diese ganzen tollen Szenen wären aber nichts ohne die gelungene musikalische Untermalung von Masakatsu Takagi. Dabei ist der Soundtrack genauso vielseitig wie die Bilder und baut teilweise auf klassische Streicher, aber greift zur passenden Stimmung auch auf härtere Töne zurück. Genauso stimmt das Weglassen von Musik an den richtigen Stellen.

Vielfach wird der „unfertige“ Zeichenstil der Charaktere bemängelt, aber gerade das macht sie so besonders. Das Fehlen von Details, die etwas plumpen und einfachen Gesichtszüge schaffen einzigartige liebenswürdige Personen und die simple Mimik drückt mehr aus als jede akkurate Hochglanzanimation. Gerade hier punktet der Film. Einerseits sieht alles so einfach gezeichnet aus, aber man muss bedenken, dass ein Großteil heutiger Animes mithilfe von CGI-Animationen am Computer entsteht. Was häufig negativ heraussticht, weil schlampig animierte Objekte nicht mit einer gezeichneten Umgebung harmonieren, löst Hosoda wie ein Zauberer. Er hat die moderne Technik vollkommen im Griff und weiß seine Bilder perfekt aus seinem Kopf auf den Bildschirm zu übertragen. Nirgendwo wirkt etwas fehl am Platz oder fällt negativ auf, alles ergänzt sich zu einem stimmigen Gesamtbild.

Durch den Zauber, den Hosoda erschafft liegt ein Vergleich mit Hayao Miyazaki nahe. Aber anders als viele Regisseure in diesem Genre versucht er keinesfalls Ghibli zu kopieren. Er stellt ein eigenes Produkt her, etwas unvergleichliches. Ohne überspitzte Charaktere, Extreme oder andere Mittel um sich zwanghaft abzugrenzen, bleibt er mit beiden Füßen auf dem Boden und dadurch bleibt sein Film auch (größtenteils) in der Realität.

Fazit

Ein neues Meisterwerk. Es ist keinesfalls übertrieben Mamoru Hosoda mit dem Großmeister Hayao Miyazaki zu vergleichen, denn nur diese beiden Menschen können auf ihre jeweils eigene Weise solch zauberhafte Märchen erzählen. "Wolfskinder" ist ein Stück Magie in unserer hektischen Zeit, es ist ein Film über die Kindererziehung, über das Erwachsenwerden und über den ganz persönlichen Sinn des Lebens.

Autor: Tobias Kiwitt
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