Mit American Pie erschufen die Regisseur Paul und Chris Weitz (mit der Hilfe von Drehbuchautor Adam Herz) im Jahre 1999 einen wahrhaften Teenfilm-Klassiker, der mit seinen groben Zoten und reichlichen Gags unter der Gürtellinie schnell zum Kult avanciert (Dinge wie Stifler, MILFs oder ein missbrauchter Apfelkuchen sind heute allbekannt). Doch nicht nur dies, auch finanziell gesehen, wurde die Reihe ein voller Erfolg. Insgesamt 755 Millionen Dollar spielten alle drei Erstlinge ein, wodurch natürlich auch weitere Sequels wie Spin-Offs nicht ausblieben. Diese wiederum, erschienen jedoch nur noch auf DVD und ließen auch von der Qualität her deutlich zu wünschen übrig (Die nächste Generation, Nackte Tatsachen, Die College-Clique und Das Buch der Liebe).
Kein Wunder also, dass der Glaube an einen weiteren Teil der Reihe sichtlich gering war. Als dann allerdings eine Reunion, mit allen einstigen Charakteren, angekündigt wurde, waren die Erwartungen jedoch schnell wieder in die Höhe gestiegen. Mit American Pie – Das Klassentreffen sollte so an alte Erfolge angeknüpft werden und der glorreiche grobschlächtige Humor wieder vorherrschen. Was folgte war ein ignorieren aller Direct-To-DVD-Filme, eine erneute Unterstützung von Paul und Chris Weitz, die Besetzung der Harold & Kumar Regisseure Jon Hurwitz und Hayden Schlossberg sowie die Hoffnung, dass nun erneut der Stiffmaster sowie die Pie-Truppe zu neuen Höchstleistungen aufwarten. Doch kann nach 13 Jahren der einstige Humor noch überzeugen?
Die Antwort muss lauten zum Teil. Denn während immerhin eine ganze Zeit vergangen ist, mittlerweile sind die American Pie-Gags angesichts eines Hangover oder Superbad reichlich angestaubt, scheint auch die einstige Clique etwas an Qualität verloren zu haben. Zwar ist der Humor, dank der Ur-Autoren, noch vollständig erhalten, doch das Timing sowie die Gag-Dichte lassen dennoch an der einen oder anderen Stelle zu wünschen übrig. Und auch inhaltlich, ist der vierte Teil nicht gerade der Trickreichste, was angesichts einer Reunion nach unrunden 13 Jahren mehr als deutlich wird. Doch all dies zum Trotz, offenbart American Pie – Das Klassentreffen dennoch vornehmlich eins: Spaßige abgedrehte Unterhaltung, die deutlich zum Lachen animiert.
Es ist eine Mischung aus Nostalgie, altbekannt, aufgewärmt sowie frisch erzählt, die einfach begeistert und trotz aller Schwächen fantastisch unterhält. Wohin die Richtung indes geht, dies zeigt bereits Jim in den ersten Minuten, wenn Masturbation, peinliche Situationen sowie die legendäre Tennissocke zugleich über den Bildschirm huschen. Angesichts einer kurzen Einführung der verschiedenen Leben der Freunde, Jim und Michelle haben Eheprobleme, Oz hat eine mysteriöse Tanzvergangenheit, Finch scheint einmal um die Welt gereist zu sein und Kevin hat einen neuerlichen Bart, bleibt danach die Erzählart jedoch unaufgeregt sowie anfangs gemächlich. Erst nachdem sich alle erneut vereint haben, geht die Party anschließend erst richtig los. Und hier überzeugt vor allem eine Person, die scheinbar im Jahre 1999 stehen geblieben ist: Steve Stifler
Denn wenn der Stiffmaster erst einmal mit seinen derben Dialogen beginnt sowie eine unglaubliche Aktion nach der anderen startet (immer passend mit der Mimik und Gestik eines unverkennbaren Seann William Scott), inklusive einer gnadenlos komischen Darmentleerung als Rache-Aktion, gibt es kein Halten mehr. Umso schwerer wiegt es da, dass außerhalb der Kerntruppe bestehend aus Jason Biggs, Seann William Scott, Eddie Kaye Thomas und Chris Klein, die allesamt erneut durch ihre Spielfreudigkeit überzeugen, nicht viel mehr zu entdecken gibt. Zwar erzeugen die vielen Nebenrollen ein kleines schmunzeln und lösen kurzfristig gute Erinnerung aus, doch gemessen an den Hauptfiguren bleibt hier einfach vieles zu blass. Besonders Tara Reid (als Vicky), Thomas Ian Nicholas (als Kevin) und Mena Suvari (als Heather) scheinen nur im Hintergrund zu agieren.
Und selbst Alyson Hannigan als Michelle, wird lange zu handzahm angefasst und kann erst Richtung Finale durch ihr Spiel für ein paar Highlights sorgen. Der Schluss selbst indes, offenbart außer kleineren Happy-Ends nur eine Klischeehafte alles wird gut-Phrase, wie sie bereits aus der Reihe altbekannt ist. Etwas mehr Mut zu Neuem, auch angesichts eines Settingwechsel hin zu den ersten beiden Filmen der Reihe, wäre da wünschenswert gewesen. So bleiben viele Chancen unangetastet, was eben gelungen spaßige Unterhaltung präsentiert, aber dennoch nicht viel mehr. Da helfen auch die vielen Anspielungen sowie Wiedersehen nicht viel, Jims Dad hat erneut unsagbar weise Sprüche auf Lager, Stiflers Mom bekommt ihren kurzen heißen Auftritt und gar der Sherminator ist mit an Bord, die zwar gelungen daher kommen, aber eben doch viel zu konstruiert wirken.