Inhalt
Es sollte einer der dunkelsten Tage der amerikanischen Geschichte werden: An einem ganz normalen Schultag verwandelt sich die Jefferson High in einen Ort der Gewalt. Urplötzlich hallen Schüsse durch die Flure, Schüler sowie Lehrer rennen panisch und schreiend durch das Gebäude und die ersten Menschen verlieren im Kugelhagel eines unbekannten Schützen ihr Leben. Mittendrin hierbei der Schüler Sean (Kelly Blatz), seine unsterbliche Liebe April (Ellen Woglom) sowie der Lehrer Mr. Blackwell (Tom Arnold), die sich mit einer unbeschreiblichen Situation konfrontiert sehen. Nun entscheiden Sekunden über Leben und Tod, Flucht oder Verschanzen über das Überleben. Als schließlich die anrückende Polizei das Gebäude umstellt und die ersten Schüler in Sicherheit bringt, ist es längst zu spät. Was bleibt ist Verlust, Trauer, Leid sowie die Frage nach dem Warum…
Kritik
Am 20. April 1999 verwandelten die beiden Schüler Eric Harris und Dylan Klebold die Columbine High School in einen Ort des Schreckens: Bei ihrem Amoklauf (das Schulmassaker von Littleton) starben insgesamt zwölf Schüler sowie ein Lehrer. Das mediale Interesse war hoch, die Schuldigen schnell identifiziert und die Erklärungen anfangs einfach gestrickt (Rock-Musik, Filme, Spiele etc.). Doch eine richtige Aufarbeitung der Ereignisse hat gezeigt, dass hier viel mehr zu der Katastrophe führte, als es anfangs noch den Schein machte. Gesellschaft, Mobbing, Waffenbesitz, eine fehlende Kontrolle, nicht vorhandene Hilfe sowie eine scheinbar blinde Schulgesellschaft, führten schließlich zur Katastrophe. Natürlich blieb hierbei auch eine filmische Aufarbeitung der Ereignisse nicht aus. Das berühmteste Werk, Bowling for Columbine von Regisseur Michael Moore, bracht indes wohl die meisten Erkenntnisse (wenn auch sehr populistisch) und richtete sich fragend an das Publikum zurück. Doch auch abseits von Dokumentationen, wobei Playing Columbine wohl die erschütterndste darstellt (gerade durch seine Konsequenz), gab es Werke, die sich mit dem schwarzen Tag der Columbine High beschäftigten. Filme wie Elephant, Zero Day oder Bang, bang, Du bist tot erzählten feinfühlig, teils radikal, erschreckend sowie hinterfragend, die Geschichte von Amokläufen, die teils von der damaligen Tat beeinflusst wurden. Den bewegtesten Hintergrund aber wohl hat Regisseur Andrew Robinson mit seinem Film April Showers. Hier wird nicht nur Detailgetreu ein Massaker beschrieben, sondern Robinson war 1999 selbst Schüler der Columbine High und erlebte den Tag am eigenen Leib. Nun folgt somit eine filmische Aufarbeitung seiner eigenen Vergangenheit, die ihm Erlösung bringen soll, aber auch dem Zuschauer zeigen, was eine solche Tat für Konsequenzen hat.
Nun bleibt natürlich die Frage offen, ob es denn ratsam ist, ein solches traumatisches Erlebnis wirklich als Spielfilm zu verarbeiten und ob dabei nicht schlichtweg eine gewisse Distanz fehlt. Bei April Showers lässt sich indes wohl beides wiederfinden. Denn während gerade der Amoklauf sehr dicht sowie intensiv beschrieben wird (obgleich er nur einen kleinen Teil der Geschichte ausmacht), ist die anschließende Aufarbeitung der Ereignisse, in dessen Zuge sich auch die Schüler mit einer neuen Realität konfrontiert sehen, sehr zäh sowie ermüdend geraten. Zwar bleibt hier der Täter auch ein Opfer und die Feinfühligkeit, die eine solche Geschichte gewiss braucht, geht niemals verloren, doch Regisseur Andrew Robinson schafft nicht den Drahtseilakt zwischen Halbdokumentation und Spielfilm. Dabei wäre für April Showers gerade ersteres die bessere Alternative gewesen. So bleibt nur eine recht einfache Ausstattung, eine nervige Wackelkamera, teils laienhafte Schauspieler sowie eine gewisse Belanglosigkeit zurück, die aus dem eigentlich recht eindringlichen Drama schnell eine Geduldsprobe machen. Während die Charaktere zu blass sind, die Dialoge zu philosophisch und aufgesetzt wirken und die Rückblicke auf die Liebesgesichte von Sean Irritationen hervorruft, verschenkt Regisseur Andrew Robinson eine Menge Potenzial. Denn seine Botschaft ist klar und auch seine Emotionen kann er zumeist perfekt auf den Zuschauer übertragen, doch reicht dies letztlich nicht, um angenehme 94 Minuten Drama zu präsentieren.
Gelungen sind indes jedoch die Darstellungen von Opfer und Täter. Denn hier sind die Grenzen schwimmend und Regisseur Andrew Robinson, der auch das Drehbuch zum Film schrieb, weiß mit den Argumenten zu spielen und so nüchtern sowie kühl die Geschichte zu erzählen. Und auch die Medien bekommen ordentlich Seitenhiebe, wodurch viele Elemente einer Satire deutlich durchblicken. Wer ist Schuld? Warum ist es passiert? Wie kann eine solche Tat verhindert werden? All dies beschäftigt April Showers nicht. Denn hier geht es um die Menschen die eine solche Tat überlebt haben. Wie geht es weiter? Fragend, teils zynisch sowie eben auch leidvoll, werden so Einzelschicksale offenbart, die eine Katastrophe überlebt haben, während Freunde starben. All dies reicht jedoch nicht, um den Zuschauer durchgehend zu faszinieren, denn dafür fehlt Regisseur Andrew Robinson eindeutig ein inszenatorisches Gespür. Wer sich aber dennoch auf den Film einlässt, bekommt zumindest ein paar Ansätze serviert, die sich mit dem 20. April 1999 ausführlich beschäftigen. Interessant ist indes auch der Abspann, der alle Opfer von Amokläufen seit den 70er Jahren in den USA zeigt.
Fazit
"April Showers" ist trotz der Thematik schlussendlich nur ein mittelmäßiges Drama geworden, welches vornehmlich mit einer trägen Inszenierung zu kämpfen hat. Regisseur Andrew Robinson fehlt ein gewisses Geschick für Erzählkunst, wodurch viele Ansätze zu zäh präsentiert werden. Was bleibt ist aber eine Aufarbeitung einer Geschichte, die niemals in Vergessenheit geraten sollte.
Autor: Thomas Repenning