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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Eine Grundschullehrerin, die in Schwierigkeiten steckt, beginnt, einige fragwürdige Entscheidungen zu treffen, nachdem ein schwieriger Schüler ihrer Klasse scheinbar verletzt wurde.

Kritik

Es bräuchte kaum den Plural im Titel, um zu erkennen, dass die moralische Fäulnis an mehr als einem der zwischen creepy und karikaturesk schwankenden Charaktere nagt - und tief im Kern auch an Jonatan Etzlers (One More Timezwiespältigen Spielfilm-Debüt. Das vereint ein Arsenal für Erstlingswerke typische Qualitäten - eine frische Idee, satirischen Biss und systemkritischen Ansätze - mit ebenso typischen Schwächen. Deren massivste sind Angst vor der eigenen Courage und daraus resultierend eine Handlung, die mehrfach abrupt die Richtung wechselt und schließlich in bedenklichen Grauzone endet. 

Die beginnt als pechschwarze Parodie pervertierter Pädagogik und schulkindlicher Soziopathie. Die reziproken Gegenpole treffen in dem sterilen Setting, dessen blasse Farbpalette und skurriler Retro-Touch an eine sozialrealistische Variation Wes Andersons erinnern, aufeinander in Gestalt von Danny (Eddie Waller) und Maria (Saoirse Ronan, The Outrun). Der hyperaggressive Pre-Teen attackiert, zerstört und terrorisiert alles und alle um sich herum. Insbesondere seine Klassenlehrerin Maria, die ihrerseits der Inbegriff erzieherischer Inkompetenz ist. Dass beide nicht längst der Schule verwiesen wurden, ist angesichts des desolaten Bildungssystems trotzdem durchaus glaubhaft.

Jener bissige Balanceakt zwischen deprimierender Realität und zynischer Zuspitzung ist die stilistische Stärke des ersten Akts. Die sarkastische Schulkomödie weicht im zweiten Akt einem parodistischen Psychothriller, als Maria den bewusstlosen Danny nach einer Handgreiflichkeit in ihren Keller einsperrt. Der darauffolgende Unterrichtstag verläuft so harmonisch, dass sie ihre Erleichterung ethische Skrupel überwiegen. Maria, ihre Klasse und schließlich die gesamte Schule profitieren von Dannys unerklärlichem Verschwinden. Auch der kindliche Gefangene macht dank Marias Einzelunterricht Fortschritte. Doch sein Freiheitswunsch bleibt ungebrochen und eine aufdringliche Mitschülerin stört das fragile Gleichgewicht. 

Von dort kippt das bis dahin sorgsam aufgebaute Szenario in eine gesellschaftliche Groteske, die ihre eigene ethische Ambivalenz negiert und nivelliert. In seinen raren wahrhaft sardonischen und subversiven Momenten demaskiert der Plot den Sadismus und die Skrupellosigkeit einer Gesellschaft, die Einzelne bereitwillig dem Interesse „aller“ opfert. Wobei „alle“ Kinder wie Danny offenbar nicht einschließt. Mit einer manipulativen Mischung emotionaler Trigger und soziologischer Schrecknisse reanimiert Etzler das bürgerlich-konservative Mantra, dass verhaltensauffällige Kinder die geistige Entwicklung ihrer Klassenkamerad*innen negativ beeinflussen würden und radikales Strafmaßnahmen Rowdys korrigieren würden.

Fazit

Die unterhaltsame Dynamik, die eine routiniert großartige Saoirse Ronan und Newcomer Eddie Waller in ihren Rollen entfalten, stellt Jonatan Etzler in den Dienst eines beunruhigenden pädagogischen Populismus. Der kokettiert hinter der Maske parodistischer Provokation mit rechts-konservativen Erziehungsidealen, die Integration, Chancengleichheit und Rehabilitation für strukturell und systemisch bedingte Bildungskrisen verantwortlich machen. Die Verlagerung der Story Rasmus Anderssons in Schweden spielenden Debüt-Romans De Oönskade (“The Unwanted”) bedient gezielt klassistische Ressentiments und kollektive Paranoia, in dem es den kindlichen Delinquenten zu einem Arbeiterklasse-Abklatsch von John Venables macht.

Kritik: Lida Bach

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