Inhalt
In einer wohlhabenden Stadt am Meer genießt eine Gruppe Jugendlicher ihr sorgenfreies Leben in vollen Zügen. Als sich die hübsche George in den coolen Alex verliebt und um dessen Aufmerksamkeit buhlt, initiiert sie innerhalb der Clique ein gewagtes Spiel namens Bang Gang: Eine Gruppe von Freunden trifft sich um gemeinsam hemmungslosen Sex zu haben und mit Alkohol und Drogen abzufeiern. Doch schon bald nimmt die unbeschwerte Zeit ihr Ende, als George entdeckt, dass Alex sie mit ihrer besten Freundin Laetitia betrügt. Und auch die Bang-Gang-Partys drohen außer Kontrolle zu geraten, denn schließlich haben die Freunde all ihre Aktivitäten auf Video festgehalten...
Kritik
Ob Generation X oder momentan Generation Y, für jede gesellschaftliche Strömung gibt es in der Filmgeschichte passende Werke, die sich den Charakteristiken der jeweiligen (Jugend-)Kultur widmen. Vertreter wie Voll das Leben, Kids oder Spring Breakers sind für viele mittlerweile zum Sinnbild eines ganzen Lebensgefühls geworden. In ihrem Debüt Bang Gang – Die Geschichte einer Jugend ohne Tabus versucht sich Regisseurin Eva Husson an einem Porträt der französischen Jugend, die mit unzähligen Privilegien aufgewachsen ist, aber trotzdem abgestumpft und ziellos auf einem Pfad zwischen Langeweile, Verunsicherung sowie emotionslosem Sex wandelt.
Husson inszeniert ihren Film wie einen repetitiven Kreisel, in dem überwiegend gutaussehende Jugendliche teilnahmslos im Unterricht versauern, auf der Couch rumhängen und Pornos schauen oder auf ausgelassenen Partys nach dem nächsten Kick suchen, der ihnen eine Flucht aus dem tristen Alltag beschert. Eltern sind dabei meistens abwesend und überlassen ihre Kinder sich selbst, während regelmäßige Berichte von Terror und Unfällen in den Nachrichten komplett unbeachtet an den Teenagern vorbeiziehen. Dass die Regisseurin den fast schon absurden Weltschmerz ihrer Figuren, die alles haben und sich trotzdem zu nichts fähig fühlen, auf ein ebenso monotones Erzählgerüst verlagert, das der ohnehin schon oftmals behandelten Thematik keinerlei neue Facetten hinzufügt, ist ein großes Problem, welches aus Bang Gang – Die Geschichte einer Jugend ohne Tabus ein weitestgehend gescheitertes Werk macht.
Die Bilder dieses Films sind von einer natürlichen Schönheit, von der man sich nur zu gerne blenden lässt und auch der pulsierende Electro-Score geht ständig sofort ins Ohr, aber die starke audiovisuelle Komponente alleine täuscht nicht darüber hinweg, dass die Figuren völlig blass und austauschbar bleiben. Husson zeigt eine Generation, die mittlerweile über die technischen Möglichkeiten verfügt, mit Smartphones oder Tablets Momente für die Nachwelt festhalten und blitzschnell verbreiten zu können. Die Konsequenzen, welche sich daraus ergeben, dass die Jugendlichen ihre selbst ins Leben gerufenen Sex-Partys als Videos einfangen, wirken allerdings wie aus einem moralisierenden Lehrbuch, das vor den Konsequenzen durch verantwortungslosen Geschlechtsverkehr warnen will.
Der dezent provokante Anstrich, den dieser Film alleine durch seinen Titel ausstrahlt, dürfte lediglich diejenigen schockieren, die sich noch nie in die Tiefen des Internets begeben haben. Überhaupt hinterlässt Bang Gang – Die Geschichte einer Jugend ohne Tabus eher den Eindruck einer schick gefilmten Beziehungskiste, die mit einigen Sexszenen gepfeffert wurde, um die Bezeichnung des gewagten, schonungslosen Generationenporträts abzustauben. In Wahrheit stehen hier aber nur Klischees, Konventionen und erzählerischer Stillstand an der Tagesordnung. Die Jugendlichen drehen sich genauso wie der Streifen an sich nur um sich selbst, Belanglosigkeiten werden zu großer Dramatik aufgeplustert und am Ende, wenn Geschlechtskrankheiten wie der Untergang der Welt inszeniert werden, darf die öde Moralkeule ebenfalls nicht fehlen.
Fazit
Als schonungsloses, verdorbenes Generationenporträt ist Eva Hussons Debüt viel zu konventionell und bieder geworden, als sinnliche Beobachtung von der Problematik des Erwachsenwerdens sind die Figuren zu schablonenhaft und leer ausgefallen. "Bang Gang – Die Geschichte einer Jugend ohne Tabus" wird keiner Einordnung so richtig gerecht, auch wenn er audiovisuell einige überaus starke Momente im Gepäck hat, die um ein viel stärkeres Gesamtwerk geradezu betteln.
Autor: Patrick Reinbott