Man muss nicht zwangsläufig selbst im Krieg gekämpft haben, um zu erkennen, wie miserabel Sniper - Duell an der Westfront inszeniert ist. Schon zu Beginn des Films tauchen wie aufs Stichwort unbedeutende Figuren auf, um ihren Text aufzusagen und wieder abzuhauen, als würde ihnen jemand zuflüstern: „Und Abgang“. Dann ziehen die jungen Männer freiwillig in den Krieg, weil sie der Rede eines Kriegshelden zugehört haben und vor Ort angekommen stellen sie enttäuscht fest, dass zum Beruf eines Soldaten weitaus mehr gehört, als ein wenig mit den Waffen rumzuspielen. Doch auch diese Erkenntnis wird völlig unaufgeregt präsentiert, man spürt nichts von der emotionalen Erschütterung wie bei der Neuverfilmung von Im Westen nichts Neues, man sieht nur den Soldaten zu, die sich gefühlt fünf Minuten über Streichhölzer streiten und offensichtlich frustriert sind. Die Schrecken des Krieges bleiben dem Zuschauer allerdings erspart, aber nicht etwa, weil man die Zartbesaiteten schützen will, sondern, weil man offensichtlich zu wenig Budget hatte, um einen ordentlichen Kriegsfilm zu drehen.
Deswegen wirkt die Inszenierung äußerst armselig, als ob hier nur zehn kanadische Soldaten gegen zehn deutsche Soldaten kämpfen und die Schützengräben sehen so aus, als hätte man gerade eben ein paar Löcher ausgegraben, sodass sogar die Vegetation rundherum noch vollständig in Takt ist und fröhlich vor sich hin blüht. Von den Spezialeffekten will man erst gar nicht reden, weil die CGI Schüsse eher wie Schüsse aus einer Laserkanone wirken, die einen langen Laserstrahl nach sich ziehen, die Explosionen sehen lächerlich aus und die Granaten zeigen nicht mehr Wirkung als Silvesterböller. Nach circa der Hälfte des Films ist immer noch nichts Spannendes oder Erschütterndes passiert und die Szenen, die eventuell als grausam angedacht waren, entbehren nicht einer gewissen Lächerlichkeit und unfreiwilliger Komik. Beispielsweise schießt ein Deutscher (Adam Daniel Mezei, Let's Go Viral) auf einen kanadischen Soldaten und ersticht ihn noch, um sicherzugehen, dass er so qualvoll wie möglich stirbt. An sich hätte die Szene so viel Potenzial, um den Sadismus und Grausamkeit der Deutschen hervorzuheben, doch stattdessen wirkt diese Szene, wie eine Parodie, weil der Deutsche nebenbei in sein Tagebuch schreibt, über seinen Vater redet und von seiner Vorliebe für Blut schwärmt. Diese Darbietung geht ordentlich nach hinten los, weil sie eher bizarr und unpassend ist und vor allem unrealistisch. Welcher Soldat setzt sich inmitten von einem Kriegsgefecht hin und schreibt in seinem Tagebuch?
Das ist allerdings noch längst nicht alles, was Sniper – Duell an der Westfront an Absurditäten zu bieten hat, weil man aus dem Rückblick erfährt, dass der Soldat Robert (Julian Seguin), der sich voller Freude für den Krieg gemeldet hat, überhaupt nicht schießen kann. Schon als Kind konnte er nicht einmal auf einen Sandsack oder auf Holz schießen und daran hat sich auch später nichts geändert. Da ist es natürlich naheliegend, dass man sich als absoluter Pazifist für den Krieg meldet, weil man ein Held sein möchte. Ergibt es vielleicht irgendeinen Sinn? Eigentlich nicht, aber bei diesem Film ergibt selten irgendetwas einen Sinn. Und wieso lässt man einen einzelnen Deutschen mit einer Gasmaske herumlaufen, obwohl seine Kameraden alle ohne unterwegs sind und dann schießt er auch noch auf andere? Kein Wunder, dass er dabei absolut nichts sehen kann und sofort abgeknallt wird. Zu allem Überfluss blendet man zu Beginn und am Ende des Films Außenaufnahmen eines Zuges ein, der so aussieht wie der Hogwarts Express aus Harry Potter. Wer fährt denn überhaupt in diesem Zug mit? Vermutlich die Soldaten, doch vor der Kulisse des romantischen Sonnenuntergangs kann man sich eher vorstellen, dass Hermine, Ron und Harry jeden Moment aus dem Zug steigen und nicht die vermeintlichen Kriegshelden, die wahrscheinlich mit diesem Film geehrt werden sollen. Das einzig Positive an Sniper - Duell an der Westfront ist ein emotionales Resümee des Krieges, das am Ende aus dem Off kommt.