Inhalt
An den Stränden von Los Angeles lauert etwas Todbringendes. Doch ist es nicht das Meer, das die Gefahr birgt. Ganz im Gegenteil, im Wasser zu schwimmen ist weitaus ungefährlicher, als sorglos über den Sandstrand zu schlendern.
Kritik
Während man bei Werken wie Jaws oder Barracuda am Strand noch in Sicherheit war, hat sich dies mit Blood Beach endgültig erledigt. Was vom Titel her wie ein Slasher klingt, bei dem ein irrer Killer sonnenbadende UrlauberInnen niedermetzelt, ist in Wahrheit ein Horrorfilm mit Creature-Feature. Denn es ist der Sand, oder besser gesagt etwas im Sand, dass die ahnungslosen StrandgängerInnen tötet. Dabei werden die Opfer wortwörtlich vom Erdboden Sandboden verschluckt. Bis wir erfahren, wer oder was dahintersteckt, lässt Regisseur Jeffrey Bloom (Blumen der Nacht) allerdings einiges an Zeit vergehen. Genau genommen wartet er damit sogar bis kurz vor Schluss. Ein Schachzug, der zwar grundsätzlich funktionieren kann, es im Falle von Blood Beach aber nicht tut.
Blood Beach, der mit einem angenehm unheilvollen Score eröffnet wird, lässt uns bereits unmittelbar nach dem Vorspann dabei zusehen, wie eine Frau mittleren Alters unter verzweifelten Schreien langsam immer tiefer in den Sand von Venice Beach gezogen wird. Der für die Shaw Patrol arbeitende Harry (David Huffman, F.I.S.T.) hört zwar die Hilferufe, doch bis er ankommt, ist die Dame, bei der es sich um die Mutter seiner Ex handelt, bereits spurlos verschwunden. Er meldet den Vorfall der Polizei, da es aber keinerlei Indizien für ein Gewaltverbrechen gibt und Harry selbst nicht sehen konnte, was vor sich ging, ist da nicht viel, was sie tun können. Als am darauffolgenden Tag eine Standbesucherin am helllichten Tag unter Zeugen von etwas Unterirdischem angegriffen wird, erkennt Captain Pearson (John Saxon, Asphaltkannibalen) die Zusammenhänge zwischen den angehäuften Vermisstenfällen und treibt seine Polizisten dazu an, den Fall zu lösen.
Prinzipiell kann die Entscheidung, erst spät im Film zu zeigen, wovon die Gefahr denn tatsächlich ausgeht, dramaturgisch durchaus sinnvoll sein. Besonders dann, wenn man es schafft, eine omnipräsente Bedrohung zu erschaffen. Etwas, dass Blood Beach leider so ganz und gar nicht gelingt. Aber wie sollte es das auch, wenn wir uns doch über weite Strecken hinweg überhaupt nicht an den Stränden von Los Angeles, sondern in sicherem Abstand ausreichend weit davon entfernt befinden. Von Isolation bzw. Ausweglosigkeit wie sie z. B. bei Tremors oder dem häufig unterschätzten The Ruins vorherrschen, ist bei Blood Beach nichts zu spüren. Stattdessen schauen wir dabei zu wie Harry seiner Ex Catherine (Marianna Hill, Der Pate 2) wieder näherkommt, während die Polizei, die weder den Stand absperrt noch (abseits des Polizeipathologen) irgendeinen fachkundigen Wissenschaftler zurate zieht, mit ihren Ermittlungen nicht so recht weiterkommt.
Von so etwas wie Spannung oder einer unheimlichen Atmosphäre sind wir dabei allerdings meilenweit entfernt. Selbst wenn zwischendurch hier und da mal jemand im Sand versinkt, lässt einen dies kalt. Denn zum einen handelt es sich bei den Opfern um Personen, zu denen wir überhaupt gar keine Verbindung haben und zum anderen fällt die tricktechnische Umsetzung dieser Szenen weder sonderlich spektakulär noch nennenswert dramatisch aus. Sporadisch (zum Beispiel dann, wenn ein Opfer entmannt wird) gibt es zwar ein paar Kleckser Kunstblut zu verzeichnen, allzu viel sollte man sich diesbezüglich jedoch nicht erhoffen. Als (kleine) Entschädigung erhalten wir dafür Burt Young (Rocky) der als Polizist den ein oder anderen Schmunzler für uns parat hält, da Youngs Performance stark an seine Rolle als Rocky Balboas öfters mal miesgelauntem Freund und Schwager Paulie erinnert.
Die darstellerischen Leistungen der anderen SchauspielerInnen sind ebenfalls auf einem ordentlichen Niveau, sodass es dahingehend keinen Grund für Beanstandungen gibt. Ähnliches kann über die Figurenzeichnungen gesagt werden. Nervige Charaktere oder allzu unlogisches Verhalten bleiben uns bei dem dialoglastigen Blood Beach dankenswerterweise erspart. Gespart wurde leider wie eingangs bereits erwähnt an dem monströsen Antagonisten. In den letzten Minuten bekommen wir das Vieh zwar endlich zu Gesicht und dieses weist dann auch ein durchaus nicht uninteressantes Design auf, nur bringt uns das ziemlich wenig, da die Kreatur lediglich für wenige Augenblicke zu sehen ist. Ein spektakuläres Finale bekommen wir zudem ebenfalls nicht spendiert, weswegen sich die Frage stellt, wohin genau das Budget von (immerhin) zwei Millionen US-Dollar wohl geflossen sein mag.
Insbesondere wenn man bedenkt, dass die in einem ähnlichen Zeitraum entstandenen Werke Maniac, Tanz der Teufel oder Halloween, die in nahezu allen nur erdenklichen Belangen deutlich mehr zu bieten haben, jeweils mit unter einen halben Million USD gedreht wurden. Oder ein Roger Corman (House of Usher, The Little Shop of Horrors) mit zwei Millionen USD vermutlich gleich drei Werke gedreht hätte, von denen mit Sicherheit keines unspektakulärer als Blood Beach ausgefallen wäre. Dass Bloom, der selbst auch am Drehbuch beteiligt war, aus der erfrischenden Idee die Gefahr einmal nicht vom Wasser, sondern vom Strand ausgehen zu lassen so wenig macht, ist äußerst bedauerlich. Zumal das Drehbuch mit dem Einsetzen des Abspanns noch mal einen richtig netten Einfall für uns parat hält.
An den Kinokassen war Blood Beach seinerzeit dank der überschaubaren Produktionskosten in Verbindung mit gelungener Promotion (das Kinoplakat macht Lust auf mehr und die an Jaws bzw. Jaws 2 angelehnte Tagline ist ebenfalls catchy) relativ erfolgreich. An dem verschenkten Potenzial ändert dies jedoch wenig. Potenzial, das mehr als 30 Jahre später in Form des Films Killer Beach noch einmal aufgegriffen werden sollte. In Killer Beach (der kein offizielles Remake darstellt) lauert nämlich ebenfalls etwas im Sand, das seine Opfer in den Untergrund zieht. Doch obwohl Killer Beach im Vergleich zu Blood Beach mit einer gelungeneren Atmosphäre sowie einigen überraschend blutig ausfallenden Bildern auftrumpfen kann, stellt er sowohl aufgrund von schwachem Schauspiel als auch wegen seiner mauen computergenerierten Spezialeffekte keine lohnende Alternative dar.
Fazit
Obwohl „Blood Beach“ eine in dieser Form weitestgehend unverbrauchte Idee zu Grunde liegt, wird nahezu das komplette Potenzial ungenutzt verschenkt. Wer auf dichte Atmosphäre, ein auswegloses Szenario oder eine konstante Bedrohung hofft, wird bitter enttäuscht werden. Gleiches gilt für all jene, die effektvolle Monsteraction erwarten. Lediglich das ordentliche Schauspiel sowie die weitestgehend rational handelnden Figuren bewahren den Film davor, ein Totalausfall zu sein.
Autor: Constantin Wieckhorst