Inhalt
In Reikjaviks Unterwelt herrscht ein erbarmungsloser Krieg. Es geht um die Vorherrschaft über Prostitution und Drogenhandel. Sergei und seine Gang nehmen es mit dem brutalen Gangsterboss Gunnar auf, um Sergeis Familie zu schützen. Auch die junge Polizistin Tina gerät in das Fadenkreuz verfeindeter Verbrechersyndikate und korrupter Polizisten. Sie beschließt das Gesetz in die eigene Hand zu nehmen...
Kritik
Leicht macht „City State“ es dem Zuschauer zu Beginn nicht. Recht abrupt wird man ins kalte Wasser geschmissen und muss sich in verschiedenen, episodenartig erzählten Geschichten zurecht finden. Dazu gesellen sich Zeitsprünge und schon geht die Übersicht vorerst verloren. Die vielen Figuren überfordern zunächst, doch mit fortschreitender Zeit löst sich das Rätsel weitestgehend auf und man bekommt eine Übersicht. Alle Figuren hängen mit ihren jeweiligen Geschichten irgendwie zusammen, und schnell drängt sich der Gedanke an ein isländisches „Pulp Fiction“ auf.
Aber natürlich drücken die Isländer dem ganzen Thema ihren eigenen Stempel auf. Mit gewohnt nordischer Kälte arbeitet man sich in den Kern der Geschichte vor, die sich um Gunnar, gespielt von Ingvar Eggert Sigurðsson („Everest“) dreht. Er wird zum Dreh- und Angelpunkt. Zwischendrin taucht Jonathan Pryce („Game of Thrones“) kurz auf, genau wie die anderen Nebendarsteller liefert er eine gewohnt gute Leistung ab. Besonders spannend ist die Charakterisierung gelungen. Wer nach dem typischen Helden- und Gegnerschema sucht wird enttäuscht werden. Sergej (Zlatko Krickic) bietet sich als Antagonist an, ist auch passend brutal unterwegs, hat aber gute Gründe. Auch die anderen Figuren passen schwer in vorgeformte Muster. Das macht es bisweilen schwer, sich mit ihnen zu identifizieren und ihre Handlungsweisen nachzuvollziehen, gibt der ganzen Angelegenheit aber auch einen bedrückend realistischen Touch. Hier kommt die ganze Erfahrung der Darsteller zum Tragen, denn ihre Leistungen sind wirklich bewundernswert. Das tröstet auch über die etwas holprige Erzählweise im zweiten Akt hinweg. Dort wird das fragmentierte zugunsten einer geradlinigen Geschichte aufgegeben, die Umstellung ist aber ein wenig zu hart ausgefallen.
Die FSK 18 resultiert nicht aus übermäßig viel Kunstblut, dennoch hat der Film einige Gewaltspitzen zu bieten. Vieles davon findet abseits der Kamera statt, durch die nahe Erzählart ist es aber schwer die Distanz zu wahren, so dass man als Zuschauer unweigerlich mit hineingezogen wird. Abgerundet wird der positive Gesamteindruck durch den eigenwilligen Soundtrack. Dieser will nicht immer zur aktuellen Szene passen, bietet so aber einen guten Kontrast zum Geschehen. Eine interessante Herangehensweise. Wer Blut geleckt hat darf sich als nächstes "Brave Men's World" vornehmen, hier handelt es sich um die direkte Fortsetzung.
Ärgerlich, und dafür gibt es außer Faulheit auch absolut keine Entschuldigung, sind die Untertitel. Nicht nur ist die deutsche Synchronisation, vor allem die der Nebenfiguren, lustloser als ein überfahrenes Kaninchen, die Untertitel sind kein Stück passend zu dem, was gesagt wird. Teilweise stimmen sie nicht einmal mit der aktuell sprechenden Person überein, und in den Szenen in denen englisch gesprochen wird erzählen die Untertitel ihre ganz eigene Geschichte. Da wurde massiv geschlafen bei der Bearbeitung, und isländisch ist nun mal eine Nischensprache die längst nicht jeder spricht, dort wäre es besonders wichtig gewesen gute Arbeit zu leisten.
Fazit
"City State" entpuppt sich als packendes nordisches Gangsterthrillerjuwel, dem man ruhig seine Aufmerksamkeit schenken darf. Allen voran die tollen Darsteller überzeugen, die Geschichte ist sorgsam aufgebaut und es macht Spaß, beim zuschauen mitzurätseln. Einzig das Debakel mit den Untertiteln ist bitter und unnötig, sollte aber niemanden davon abhalten diesem typisch kühlen, skandinavischen Film eine Chance zu geben.