Nachdem Lightning McQueen zum vierten Mal den Piston Cup gewinnen konnte, erfährt er im TV, dass der Öltycoon Miles Axlerod den World Grand Prix ins Leben gerufen hat, um seinen umweltfreundlichen, alternativen Antriebsstoff Allinol anzupreisen. McQueen holt sich dazu seine Freunde aus Radiator Springs als Team ins Boot, muss aber auch feststellen, dass sein bester Freund Hook ihn im Starrummel ein ums andere Mal peinliche Momente beschert. Hook wird daraufhin von den Geheimagenten Finn McMissile und Holley Shiftwell aufgegriffen, die einen Anschlag auf das Rennen verhindern wollen.
Es geht wieder schön bunt in der Welt der Autos zu, in der die sprechenden Maschinen ordentlichen Wortwitz versprühen können. Dieses Mal wird aber nicht das duale System Hinterwäldlerkaff und Rennstallzirkus ausgepackt, sondern mehr an Designideen eingebracht. Den Gipfel des Farbengewitters bildet sicherlich das LED-Tafeln-tapezierte Tokio, wird um das malerische Italien ergänzt und macht in Paris einen kleinen Zwischenstopp. Umso seltsamer, das ausgerechnet das graue London die gewaltigsten Bilder liefert. Das Stadtambiente sieht erschreckend fotorealistisch aus, was man sich als Zuschauer vielleicht sogar für die anderen Städte gewünscht hätte – schade, aber in technischer Hinsicht jederzeit auf seine Weise ein echter Hingucker.
Dass Pixar hier eine kleine World Tour veranstaltet hat, passt natürlich sehr gut in das Storygerüst, das sich schnell als James Bond-Spinoff herausstellt. Da werden mit den Geheimagenten weitere Protagonisten vorgestellt, die aber auch dafür sorgen, dass kaum eine Figur so richtig heraussticht. Für 107 Minuten Länge reicht es hier nicht, den eigentlichen Hauptcharakter McQueen herauszuarbeiten, wie es schon im Vorgänger ganz gut gelungen war. Hier wird eher der schrullige Abschleppwagen Hook in den Fokus gestellt, und trotzdem fehlt der Figurengestaltung das gewisse Quäntchen Nachvollziehbarkeit. Das liegt schlicht an der Übermotiviertheit des Schreiberteams, so viele Elemente wie möglich in den Film zu stopfen. Man bemerkt schnell, dass der Streifen so schnell wie möglich von einer Location zur nächsten springen muss. Da werden ständig neue Figuren eingeführt und wertvolle Sekunden in der Darstellung berühmter Bauwerke investiert, so dass die Hauptfiguren einfach keinen Platz zu Entfaltung haben. Man soll daher nicht zu sehr viel Anspruch erwarten, denn der quietschbunte Nachfolger steht in Sachen Geheimagenten-Kopie seinem übermächtigen Vorbild in fast nichts nach.
Die Referenzen zu James Bond werden nur zu gerne aufgegriffen, und das sorgt neben dem eigentlichen Humor für wissende Grinsattacken. Alleine schon der Bananenhubschrauber, inklusive Riesenmagnet, winkt mit dem Zaunpfahl in Richtung „Man lebt nur zweimal“, und auch sonst sind Szenen mit JB-Gadgets wie integrierten Öldüsen wohlbekannt. Auffällig oft greift Pixar dieses Mal gerne globale Klischees auf, und wenn Hook in Tokio auf einer vollautomatischen Toilette als Begleitvideo ein animiertes Pokémonauto vorgesetzt bekommt, bleibt kein Auge trocken. Der Humor ist rückblickend zwar wieder ein wenig typisch amerikanisch ausgefallen, überzeugt aber vor allem in der ersten Spielhälfte mithilfe des ungewöhnlichen Autoszenarios.
Letztlich soll noch die Synchronisation erwähnt werden, die gerade in der deutschen Version aus ihren Fehlern gelernt hat. Gewohnt hochwertig im Original geworden, hat man zwar wieder aktuelle Renngrößen für kleine Statistenrollen herangezogen, die aber – Gott sei Dank – keine Ausfälle geworden sind. Sebastian Vettel und Lewis Hamilton durften hier wie vorher Niki Lauda und Michael Schumacher kleine Parts einsprechen. Sehr bemerkenswert aber die Entscheidung, einer gewissen Kathrin Fricke mehrere Statistenrollen anzuvertrauen – Youtube-Dauergucker kennen sie wohl besser unter dem Nickname „coldmirror“.