6.1

MB-Kritik

Das Jerico Projekt - Im Kopf des Killers 2016

Action, Mystery, Sci-Fi, Drama, Crime, Thriller

6.1

Kevin Costner
Gary Oldman
Tommy Lee Jones
Ryan Reynolds
Jordi Mollà
Gal Gadot
Michael Pitt
Amaury Nolasco
Alice Eve
Antje Traue
Scott Adkins
Lara Decaro
Freddy Bosche
Emmanuel Imani
Harry Hepple
Doug Cockle

Inhalt

Sicherheit und Stabilität der ganzen Welt, verborgen im Kopf eines Killers. Als CIA-Agent Pope bei einer gefährlichen Mission lebensgefährlich verletzt wird, sieht sein Vorgesetzter Quaker Wells (Gary Oldman) keine andere Möglichkeit, als mithilfe des Neurowissenschaftlers Dr. Franks (Tommy Lee Jones) eine riskante Operation zu wagen. Franks soll die Erinnerungen des Agenten ins Gehirn des Häftlings Jerico Stewart (Kevin Costner) übertragen. Nur wenn Jerico die Mission fortsetzt, kann ein großangelegter Terroranschlag noch abgewendet werden. Der skrupellose Kriminelle aber ist unberechenbar ...

Kritik

Was zuerst den Anschein erweckt, Luc Bessons Filmproduktions- und Filmverleihgesellschaft EuropaCorp, die beispielsweise für Filme wie 96 Hours, Colombiana und Lucy verantwortlich ist, entwachsen zu sein, wurde tatsächlich für ein großes Publikum konzipiert: Der durch und durch hochkarätig besetzte Das Jerico Projekt – Im Kopf des Killers verstand sich vielmehr als nomineller Blockbuster, anstatt durch die hiesige Verweigerung einer Kinoauswertung im Direct-to-DVD-Sumpf unterzugehen. Nachdem Ariel Vromen (The Iceman) mit seinem Sci-Fi-Action-Thriller aber nicht nur vom Feuilleton durch die Bank weg Schelte bezogen hat, sondern auch an den amerikanischen Kinokassen gnadenlos durchgerasselt ist (ein Einspielergebnis von knappen 14 Millionen US-Dollar spricht wohl Bände), hat es in Deutschland nur noch für eine mäßig schmeichelhafte Heimkinoveröffentlichung gereicht. Aber ist all der Unmut gerechtfertigt, dem sich dieses Werk stellen musste?

Jaein, denn um Das Jerico Projekt – Im Kopf des Killers wirklich über alle Maßen zu verdammen, muss man schon ein ziemlich freudloser Logikpurist sein. Das Drehbuch, geschrieben von Douglas S. Cook und David Weisberg, ist reinrassiger Mumpitz, ohne Frage, basiert die gesamte Handlung doch ohnehin schon auf einem hanebüchenen Fundament, dem es über die knapp 115-minütige Laufzeit durchweg an innerer Logik mangelt. Aber ganz im Ernst: Wer möchte schon ein derartiger Spielverderber sein und einen offenherzigen Genre-Film, wie ihn Das Jerico Projekt – Im Kopf des Killers durchweg darstellt, sinnwidrigerweise auf Kohärenz und Stichhaltigkeit abklopfen. Man sollte das Amalgam an Einflüssen und Orientierungen dort abholen, wo sich der Film letztlich auch selber am ehesten sieht – Eben als getriebenen High-Concept-Reißer, der nicht innovativ ist, aber durch den blendenden Kevin Costner (Man of Steel) zusammengehalten wird.

Costner gibt den soziopathischen Todeszelleninsassen Jericho Stewart, dem das Wissen eines verstorbenen Agenten (gespielt von Ryan Reynolds, Deadpool) in einem mühsamen Operationsprozess implantiert wird. Zur Folge trägt das den Umstand, dass Jericho, dem jedwede Verhältnismäßigkeit fehlt; der die Auswirkungen seines Handelns nicht kalkulieren kann, zum ersten Mal in seinem Leben in Berührung mit echten Emotionen gerät. Und wenngleich das nun etwas tiefgründiger klingt, als es in der finalen Umsetzung wirklich erscheint, funktioniert Das Jerico Projekt – Im Kopf des Killers, weil er seine Hauptfigur durchweg mit dem nötigen Ernst betrachtet, ohne eine gewisse Selbstironie („Cheers!“) auszusparen. Costners bullige Performance indes ist beachtlich in ihrer mitreißenden Wucht und durch ihre hervorstechenden Ambivalenzen eine wirklich angenehme Abwechslung zwischen all den blütenreinen Heldenfiguren.

Namhafte Darsteller wie Gary Oldman (Dame König As Spion), Tommy Lee Jones (Jason Bourne), Gal Gadot (Batman v Superman: Dawn of Justice) und Michael Pitt (Funny Game U.S.) bekommen nie auch nur den Hauch einer Chance, gegen Kevin Costners markige Präsenz und seinen Steinbruch an fremden Erinnerungen anzuspielen – und es ist schlichtweg unglaublich, wie es Das Jerico Projekt – Im Kopf des Killers vollbringt, Scott Adkins (Undisputed III: Redemption) als Schreibtischhengst zu verheizen. Darüber hinaus aber weist Ariel Vromen einen überraschend standhaften (Narrativ-)Drive auf, dampft ohne Durchhänger von A nach B und läuft dabei niemals Gefahr, seinen Plot um die (Re-)Stabilisierung von Nationaler Sicherheit ins Stocken geraten zu lassen, dafür ist der Film letztlich auch viel zu geerdet, vollkommen egal, wie hirnrissig das Dargestellte auch anmuten mag.

Fazit

"Das Jerico Projekt – Im Kopf des Killers" ist ein überraschend einnehmender High-Concept-Thriller geworden, der nicht nur als temporeiches Genre-Amalgam besticht, sondern in erster Linie dank Kevin Costners famoser Performance Bewunderung erfahren sollte. Man darf den Unkenrufen keinen Glauben schenken, denn auch wenn der Film hirnrissig in seinen Anlagen ist, bleibt es doch immer noch das größere Armutszeugnis, einen so gelungenen Flic auf Stichhaltigkeit und Logik abzuklopfen. Sehr empfehlenswert, gesetzt den Fall, man wurde mit einer gewissen Genre-Affinität gesegnet!

Autor: Pascal Reis
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