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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Kolumbianische Drogenschmuggler haben ihre Zelte direkt im heissen Dschungel aufgebaut, um dort ihrem Handel ohne Polizei nachgehen zu können. Doch ihre Ruhe wird durch einheimische Buschmänner gestört, welche was dagegen haben, und einem nach dem anderen auf schreckliche Weise zurichten, vor niemandem wird Halt gemacht. Reporterin Fran Hudson (Lisa Blount) und Reporter Mark Ludman (Leonard Mann) begeben sich in den Dschungel, um den Überlebenden Tommy Allo (Willie Aames) zu finden, doch auch die Buschmänner sind hinter ihm und den Reportern her.

Kritik

Noch heute sieht man, wie selbsternannte Cineasten und neunmalkluge Feuilletonisten die Luft scharf zwischen ihren Lippen einziehen, wenn in mehr oder weniger ausgiebigen Debatten der Titel „Nackt und zerfleischt“ fällt: Ein kinematografisches Monument, mit dem der italienische Filmemacher Ruggero Deodato das Mondo- respektive Kannibalen-(Sub-)Genre auf seinen stilprägenden Höhepunkt zu schrauben wusste. In der Gegenwart umranken „Nackt und zerfleischt“ derart progressive Kontroversen, wie noch zu Zeiten seiner Uraufführung, die sich vor allem um den berühmt-berüchtigten Tiersnuff versammeln. Grenzen hat Deodato ganz sicher überschritten, doch nur die des persönlichen Gusto eines integeren Konsumenten, stellte „Nackt und zerfleischt“ doch vielmehr eindrucksvoll unter Beweis, dass das Kino selbst schon lange nicht mehr über derlei (moralische) Schwellen verfügt. Mit „Nackt und zerfleischt“ veranschaulichte Deodato allerdings nicht nur, dass er ein ausgesprochen gutes Händchen dafür beherrscht, Skandale zu evozieren, sondern auch, dass er auch auf dem Regiestuhl durch seine kompetente Ägide überzeugen vermag.

Sein fünf Jahre später erschienenes Werk „Cut and Run“ wird mit Vorliebe als (inoffizielle) Fortsetzung seines Opus magnum von 1980 distribuiert. Gründe dafür liegen auf der Hand: Ein Reporterteam reißt in ein Amazonasgebiet von Kolumbien und findet in der grünen Hölle ein Schlachtfeld vor. Immer sicher auf der Schulter platziert: Die Kamera. Aber „Cut and Run“ will die Erfolgsformel von „Nackt und zerfleischt“ nicht plagiieren, und um den wohl größten Trugschluss gleich aus dem Weg zu räumen, obwohl dieser nach Lust und Laune auf allen erdenklichen Internetseiten, in jeglichen Foren, propagiert wird: „Cut and Run“ ist kein – zur Wiederholung – KEIN Kannibalenfilm. Trotzdem aber ist es ein Deodato-Film, durch und durch. Die Story an sich ist Mumpitz, ganz heftiger Firlefanz, und von Schlussfolgerungen und Taten durchzogen, dass ein geradezu marmoriert Muster entsteht und jeden Logikpatzer einzeln unterstreicht. Allein, dass sich das Reporterpaar mir nichts, dir nichts, ohne angemessene Unterstützung und ohne jedes Equipment auf den Weg in die Tiefen des kolumbianischen Dschungels macht, wohl wissend, zwischen die Fronten eines Drogenkrieges zu gelangen, verdient Respekt.

„Cut and Run“ wäre eine trashige Luftnummer geworden, die nicht weiter juckt, aber auch nicht bei der Stange hält, hätte hier nicht Rogero Deodato die Zügel in der Hand gehalten. Man darf über den Mann sagen was man will, man darf seine Werke gerne verachten, doch dem Mann das inszenatorische Können abzusprechen, ist eine Frechheit. Allein dieses sleazige Klima, das manche Filmemacher nur ausersehen erzeugen, sich dessen eigentlicher Wirkung aber überhaupt nicht im Klaren sind, weiß Deodato mit Süffisanz auszukosten. Im Dschungel angekommen, bekommt man es nicht nur mit den hiesigen Gefahren der Natur zu tun, wenn Krokodile schleichend durch schlammige Flussbetten krauchen und riesige Würgeschlangen von majestätischen Urwaldgewächs hinabseilen, sondern auch mit dem Konflikt der Indios und der Drogenschmuggler. Das führt dann – so wie man es sich nun man auch insgeheim erhofft – zu einige expliziten Gewaltspitzen, die Deodato aber nicht bis zu heftigen Ermüdungserscheinungen einstreut, sondern wohl dosiert, dafür dann aber umso ordentlicher auf die Zwölf.

Die Suche nach dem Sohn eines Produzenten gestaltet sich in ihrer (pseudo-)Dramatik als unnötiges Anhängsel der geradlinigen und immerzu transparenten Dramaturgie. Eigentlich ist „Cut and Run“ ein herrliches B-Movie, schlendert durch mehrere Genres und empfindet sichtlich Pläsier daran, sich den schmierigen Morast seines Sujets einzuverleiben. Das Highlight des Films spart sich „Cut and Run“ aber bis zum Ende auf, wenn man den abtrünnigen US-Colonel Brian Horne (Richard Lynch, „The Lords of Salem“) zu Gesicht bekommt, der eine 1A-Kopie von Marlon Brandos Colonel Kurtz abgibt. Im Amazonas hat Horne ein neues Leben begonnen, da die zivilisierte Welt seinen Kopf vernebelt. Wenn er in der Hängematte liegt, eine Python streichelt und folgende Weisheit der orientalischen Philosophie runterquasselt, dann darf Applaus gespendet werden: „Wenn das, was man im Allgemeinen 'Ich' nennt, aufgesaugt wird, von der Meditation über diesen Garten, fühlen wir uns entblättert von der Relativität unseres individuellen Selbst und die Intuition des Absoluten, erfüllt uns mit solch heiligen Schauern und befreit unseren verwirrten Geist.“ Hut ab.

Fazit

Ziemlich sleazy modelliertes Italo-B-Movie, das als Kannibalen-Film verschrien wird, in Wahrheit aber nur äußerst gewaltbereite Indios mit Macheten, Pfeil und Bogen und Spuckrohren wüten lässt. Wenn zum Ende Colonel Horne die Bildfläche betritt, seinen philosophischen Krempel verbal abgeladen hat, äußert „Cut and Run“ doch noch einen wahrhaftigen Aspekt, der sich nicht nur exploitativ an Gewalt nährt: Wenn der Mensch aus der Stadt erst einmal in den Dschungel gelockt wurde, wenn die Helikopter wie Moskitos über den Baumkronen schwirren, vergiftet die Zivilisation schlussendlich auch das letzte Bisschen Freiheit (=Unschuld) im Herzen der Natur.

Kritik: Pascal Reis

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