Inhalt
Eine junge Frau (Millie Bobby Brown) willigt ein, einen gut aussehenden Prinzen (Nick Robinson) zu heiraten, doch bald erkennt sie, dass sie in eine perfide Falle getappt ist. Plötzlich findet sie sich in einer Höhle wieder, deren Finsternis von den Flammen eines feuerspeienden Drachens erhellt wird. Allein gelassen, muss sie nun all ihre Kraft und Klugheit mobilisieren, um diesem lebensbedrohlichen Test zu trotzen und sich selbst zu retten.
Kritik
Na, wer hat nicht schon einmal die klassische Geschichte gehört? Die hilfsbedürftige Damsel in Distress, die Jungfrau in Nöten, die in unzähligen Filmen einen strahlenden Helden zur Seite gestellt bekommen hat. Normalerweise rettet dieser den Tag und die holde Maid samt Königreich. Alte Schinken, die wir alle kennen. Aber halt, Netflix versucht, den Spieß umzudrehen und erzählt mit Damsel ein Survival-Abenteuer im Märchengewand. Diesmal steht die weibliche Hauptrolle im Fokus, voller Empowerment und passend zum Zeitgeist – ein Ansatz, den wir zwar schon von The Princess kennen, aber hey, doppelt hält bekanntlich besser... oder etwa nicht?
In Damsel treffen wir auf Elodie, ohne große Umschweife. Eine pflichtbewusste junge Frau, die trotz ihres aristokratischen Hintergrunds nicht zögert, selbst anzupacken, wenn es um das Wohlergehen ihrer Gemeinschaft geht. Doch das Königreich ist verarmt, die Menschen leiden Hunger und andere Nöte. Am Ende bleibt nur eine Zweck-Ehe, die dem Volk neuen Wohlstand bringen soll. Mit dem Herz am rechten Fleck akzeptiert Elodie die Verbindung – zur Freude von Queen Isabelle, die jedoch ihre eigenen finsteren Pläne verfolgt. So sieht sich die Prinzessin einem Komplott gegenüber und muss im Alleingang alle Register ziehen, um ihrem persönlichen sowie dem königlichen Unheil zu entkommen.
Das größte Problem von Damsel liegt in seiner Unbeständigkeit in der Inszenierung. Mal ist der Film übersättigt und das CGI springt dem Zuschauer förmlich ins Auge, dann ist er wieder düster und stimmt ernste Töne an. Das wäre alles kein großes Thema, wenn es einen stimmigen Handlungsbogen gäbe oder einen inszenatorischen Kniff, der die Stimmungsbilder verknüpft. Beides fehlt leider, und so bekommt man weder Fisch noch Fleisch serviert. Die Effekte schwanken von okay bis grauenhaft, wobei die Dunkelheit im Bild die Schwächen zu kaschieren versucht. Der Plot selbst bietet nicht viel her; Motive, Wünsche und Sehnsüchte werden nur angerissen, aber nicht vernünftig erzählt. Schade, denn mit einem vermehrt weiblichen Cast hätte man kluge Entscheidungen treffen können. Das Female Empowerment, das als Leitmotiv fungiert, versiegt somit immer wieder an den entscheidenden Stellen.
Millie Bobby Brown (Enola Holmes, Godzilla vs. Kong), auch als Executive Producer tätig, überzeugt leider nicht als Heldin. Ihr Spiel wirkt zu eingeschränkt und hölzern, besonders in emotionalen Momenten. Als Kinderdarstellerin in Stranger Things mag das im Ensemble funktioniert haben, aber einen ganzen Film zu tragen erfordert mehr handwerkliches Geschick. In Sachen Action blitzt zwar gelegentlich Glaubwürdigkeit auf, doch verlischt diese genauso schnell wie das Spannungsbarometer des Films. Der Rest des Casts bleibt austauschbar und dient nur als Stichwortgeber, was besonders schmerzlich ist, wenn man bedenkt, dass mit Angela Bassett (Black Panther: Wakanda Forever) eine Oscarpreisträgerin und mit Robin Wright (House of Cards) eine Golden Globe Gewinnerin an Bord sind.
Fazit
Letztendlich bleibt mit Damsel ein neuer Film in der langen Liste an Netflix-Content, der bei einem jüngeren Zielpublikum durchaus funktionieren könnte, bei allen anderen aber nur für angestrengtes Seufzen sorgen wird. Wer es witziger, spannender und kürzer haben möchte, sollte einen Blick in The Princess riskieren.
Autor: Mike Kaminski