Inhalt
Lisa zieht aus der WG mit Mara aus, um künftig allein zu wohnen. An den beiden Umzugstagen und in der Nacht dazwischen geht vieles zu Bruch, anderes renkt sich ein.
Kritik
Nach gleichem Muster wie in seinem 2013 im Berlinale Forum präsentierten Spielfilmdebüt Das merkwürdige Kätzchen verknüpft Ramon Zürcher, diesmal von seinem Bruder Silvan Zürcher als Co-Autor und Co-Regisseur unterstützt, Psychogramm, Figurenstudie und Natursymbolismus zu einer visuellen Chronik subtiler Alltagsdramen. In deren Zentrum steht wieder eine weibliche Figur (zurückhaltend: Henriette Confurius, Narziss und Goldmund), deren Beziehung zu den übrigen Protagonisten subtil in Frage gestellt wird. Tagträumerische Szenen changieren zwischen der Poesie des Beiläufigen und Prätention des Banalen.
Tiermetaphorik ist einmal mehr Schlüsselaspekt der an Zeichen und Gleichnissen überbordenden Navigation eines Umzugs. Die junge Lisa (Liliane Amuat) verlässt die bisher mit ihrer Freundin und womöglich Geliebten Mara geteilte Wohnung, in der am Tag des Auszugs Handwerker, Freunde und ihre Mutter dabei sind, und das nicht immer und unbedingt unterstützend. Die minimale Handlung kreist jedoch um Mara, deren gefasste Fassade ein Meer - für das Regie-Duo im direkt bildlichen Sinne - an widersprüchlichen Emotionen verbirgt.
Weder die tatsächliche Beziehung der vormaligen Mitbewohnerinnen, die sich wie gute Freundinnen verhalten, jedoch wie ein Liebespaar sprechen, erschließt sich vollends dem Publikum noch die anderen Verhältnisse, die sich innerhalb der zwei Schauplätze alter und neuer Wohnung anbahnen. Die Brüder Zürcher konzentrieren sich nicht auf Aktionen, sondern den psychologischen Prozessen, die sie motivieren und auslösen. Eindrücke wiegen hier ungleich schwerer als Ereignisse, deren Trivialität die schlichte Story bisweilen auszubremsen droht. Nicht nur leere Wohnungen ernüchtern.
Fazit
Im zweiten Teil seiner Tier-Trilogie begibt sich Ramon Zürcher mit seinem Bruder Silvan Zürcher erneut auf die Seelenwege eines reduzierten Figurenensembles. Dessen Alltag wird in all seiner scheinbaren und tatsächlichen Selbstverständlichkeit abrupt zum Prisma symbolistischer Marker. Immer wieder erreicht diese Abstraktion jedes Worts und jeder Geste lyrische Tiefe. Oft ist diese verkopfte Form jedoch zu gezwungen, um gegen die gezielte Reduktion des Geschehens anzukommen. Die knappere Form des Vorgängers passte zu diesem Konzept besser.
Autor: Lida Bach