Inhalt
Guerrero und seine Bande überfallen die Bank einer kleinen Goldgräberstadt und machen fette Beute. Sein Halbbruder Red hat allerdings keine Lust mehr nach seiner Pfeife zu tanzen. Er legt Guerrero um, reißt die Führung der Gang an sich und übernimmt die Stadt. Natürlich kommt so ein ehrbarer Mensch wie Guerrero nicht in den Himmel und steht kurz darauf dem Leibhaftigen Angesicht zu Angesicht gegenüber. Um nicht für ewig in der Hölle zu schmoren, schlägt er Luzifer einen Deal vor: Er darf für 24 Stunden zurückkehren, um ihm die sechs Seelen der Verräter zu beschaffen, und im Gegenzug seine behalten. Ein faires Angebot. Der Teufel steht auf Blutbäder und mehr Seelen. Genau ein Jahr nach seinem Tod steigt Guerrero aus seinem Grab um in Tombstone Rache zu nehmen. Die Uhr tickt...
Kritik
Als müssten die Videotheken nicht schon genug kinematographisches Unheil beherbergen, kommt es für die Fans der eh schon immer ungenutzt wirkenden Western-Hybriden dieser Tage in den zumeist recht unheilvoll anmutenden Regionen besonders dicke: Nach dem desaströsen Luftloch Gallowwalkers, der versuchte, Elemente des Zombie-Horrors in sein Western-Panorama zu effektuieren, steht nun der nächste herbe Nackenklatscher dieser Gattung in den Startlöchern: Roel Reinés Dead in Tombstone. Wie auch das – gelinde gesagt – enttäuschende Wesley Snipes-Vehikel - versuchen Regisseur Reiné und seine beiden Drehbuchautoren Brendan Cowles und Shane Kuhn dem ikonischen „Wilden Westen“ einen neuen, aber gleichbleibend verkniffen-humorlosen Anstrich zu verleihen und darin an eine übernatürliche (Stil-)Ordnung zu knüpfen. Und was soll man schon sagen? Dead in Tombstone ist ein reines Fiasko.
Die Exposition verheißt schon rein gar nichts Gutes, denn in dieser allein für sich genommenen Minute beweist Dead in Tombstone bereits, das er weder mit trockenem Humor hantieren möchte, noch seinem ernsten Grundsatz fern von jeder noch so lächerlichen Facette halten kann: Ein mit ordentlicher Wampe ausgestatteter und endgültig unter seinem Niveau angekommener Mickey Rourke turnt durch seine Billighölle, gibt an, er wäre Luzifer und will dem Zuschauer dabei noch klarmachen, dass der Wilde Westen längst nicht mehr der ist, der er einmal war und allein aus gescheiterten Idealen Amerikas besteht: Ein trostloser Haufen Elend, in dem Blut und noch mehr Blut regieren. Es ist ein Augenblick, der sich in seiner grenzenlosen Peinlichkeit rational irgendwie nicht greifen lassen möchte, zu verquer und abstrus, zu konkret in seiner Stümperhaftigkeit, ohne sich ihrer in dieser unglaublichen Brachialgewalt bewusst zu sein. Aber diese Momente schlängeln sich fortwährend durch das Geschehen.
Als Zuschauer fragt man sich, wie man nur mit einer so unverfrorenen Stupidität und Unzulänglichkeit auftreten kann – Und diese dabei auch noch tatsächlich ernst nehmen muss und nicht – was deutlich rentabler gewesen wäre, wenn auch ebenso wenig innovativ - mit einem gewissen Maß an ironischen Anlagen zu beflügeln. Nun ja, Dead in Tombstone will eben ein düsteres Werk sein, ein Film der zeigt, dass der Wilden Westen ein Sammelbecken für Verbrechen und Unmoral ist, nicht zuletzt werden deswegen die einzelne Charaktere anhand von Fahndungsplakaten und kurzen Charakter-Schilderungen eingeführt. Im Mittelpunkt steht allerdings ein alter Bekannter: Danny Trejo. Eigentlich ein gern gesehener Gast, aber gleichzeitig auch der ungekürte Trash-Guru, dessen Qualität schon lange nicht mehr mit der Quantität seines Produktionseifers mithalten kann. Seinen Guerrero Hernandez kurbelt Trejo gewohnt ungelenkig herunter, nur wo man in anderen Werken eine gewisse Spielfreude und kratzige Coolness in Trejos Spiel erkennen wollte, ist es hier das absolute Desinteresse am gesamten Projekt. Und diese Apathie wandert über.
Dead in Tombstone ist inhaltlich – und das ist kein Aburteil oder Tadel – mit vollkommener Leere gefüllt. Das war abzusehen, hier sollte es nicht darum gehen, Gehirnzellen zum Rotieren zu bringen, sondern sich an gepflegten Schwachfug zu ergötzen. Möglichst blutig und hirnlos. Nur sollte sich der Film darüber eben im Klaren sein. Ist er aber nicht. Die Handlung stolpert von einer müden Schießerei zur nächsten müden Schießerei. Dazwischen wird unbedeutendes Blabla ausgetauscht, um die nächste Schießerei zu ermöglichen und die Schauspieler dürfen beweisen, dass sie ihren Beruf in diesem Fall mit überschaubarer (gar keiner) Leidenschaft angegangen sind. Wenn sich dann noch in jeder zweiten Szene eine Zeitlupensequenz einschleicht, gestreckt mit einer mehr als hundsmiserablen Schnitttechnick, dann wird auch deutlich, wie es der Film auf eine Laufzeit von knapp 100 Minuten geschafft an, denn die Sache erschreckt sich – ohne diesen deplatzierten Schnicksnack – auf eine gefühlte Zeitstunde. Immerhin wäre der Zuschauer da schneller erlöst gewesen.
Fazit
Furchtbar dilettantisches DTV-Vehikel, bei dem der Versuch, den Western mit übernatürlichen Elementen in Verbindung zu bringen, gründlich in die Hose gegangen ist. Weder offenbart "Dead in Tombstone" eine kernige Liebe zum Genre, noch dürfen die Darsteller das Szenario mit etwas Spielfreude auskleiden. Eine ennervierende Zeitverschwendung, bei der selbst die größten Western-Liebhaber kapitulieren.
Autor: Pascal Reis