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Nachdem das Projekt „Grindhouse“ von Quentin Tarantino und Robert Rodriguez kommerziell an den US- Kinokassen gegen die Wand gefahren ist, erschienen die beiden Bestandteile des Double- Features in Deutschland separat. Tarantinos Busenfreund Rodriguez legte mit der Entertainment- Granate „Planet Terror“ vor, Tarantino zog mit viel Frauenpower in „Death Proof“ nach, während zwischendurch die eigens für diesen Double- Feature gedrehten vier Fake- Trailer (u.a. von Rodriguez, Rob Zombie, Eli Roth, Edgar Wright) über die Leinwand flimmerten. Dadurch, dass der Film hierzulande gesplittet wurde, kam man im Kino leider nie in den Genuss der absurd-brutalen und witzigen Trailer, von denen sogar zwei („Hobo with a Shotgun“ & „Machete“), aufgrund der enormen Beliebtheit, einen eigenen abendfüllenden Spielfilm spendiert bekommen haben. Nichtsdestotrotz ist „Death Proof“ auch als eigenständiges Werk genießbar und bietet viel Spaß, Sex und Blut.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Die Handlung von „Death Proof“ ist schnell erzählt: Stuntman Mike (Kurt Russell), wie er sich nennt, fährt ein Stunt- Auto, welches absolut „todsicher“ (deathproof = todsicher) sei. Ob der Tod sicher, oder der Wagen todsicher ist, wird nicht weiter spezifiziert, da es auch nicht nötig ist. Stuntman Mike ist nämlich ein Killer. Er tötet Frauen mit seinem Chevrolet Nova aus den 70ern, auf dem „Sitz“- und „Gurt“-losen Beifahrerplatz. Erst musste die junge Blondine Sam (Rose McGowan) dran glauben, die er überredet hatte nach Hause zu fahren, und anschließend die drei Freundinnen „Jungle Julia“ (Sydney Tamiia Portier), Shanna  (Jordan Ladd) und die schöne „Butterfly“ (Vanessa Ferlito), die Stuntman Mike zuvor in der Bar sogar zu einem Lapdance überreden konnte. Ein Jahr später sucht sich Stuntman Mike erneut eine Gruppe Mädchen um mit ihnen genau so viel „Spaß zu haben“, wie mit den toten Mädels zuvor. Doch hat er dieses Mal die falschen Weibchen gerammt und sie von der Straße gedrängt, während auf ihrer Motorhaube die Stuntfrau Zoe liegt, mit Gürteln an der Karosserie festgeschnallt, und den ultimativen Kick sucht. Abernathy (Rosario Dawson), Kim (Tracie Thoms) und Zoe (Zoe Bell) schlagen postwendend zurück um Rache zu nehmen.

Und ja, „Death Proof“ macht einen herben Spaß. Wieder einmal eine Hommage von Tarantino an alte, vergangene und vielleicht vergessene Genres der 60er und 70er, allen voran Exploitation- Filme und B-Movies, ist „Death Proof“ ebenfalls gespickt mit Verweisen und Verbeugungen an die Filme vergangener Zeiten, in denen noch alles echt war, fernab von heutigem CGI und 3D. So ist auch die (hervorragende und extrem spannende) Verfolgungsjagd am Ende ohne technische Tricks, sondern ganz klassisch, mit echten Profi- Stuntfahrern entstanden. Eine vergessene Kunst, über welches Problem sich Stuntman Mike sogar im Film beschwert. Und mit Kurt Russell als Stuntman Mike schafft es Regisseur und Kameramann Tarantino, nach Bill aus „Kill Bill“ und vor Hans Landa aus „Inglourious Basterds“, wieder einmal einen Antagonisten cool und charmant wirken zu lassen, sodass der Zuschauer mit ihm sympathisiert. Leider ist diese Sympathie, die dem Killer entgegen gebracht wird, nicht von Dauer, da die Coolness, die Stuntman Mike noch zu anfangs in der Bar versprühte, spätestens in der Verfolgungsjagd verflogen. Vielleicht ist dies bedingt durch das Drehbuch, doch waren Bill und Hans Landa immer die „Bad Guys“, dennoch aber so eloquent, charmant, intelligent und dadurch sympathisch.

Die Mädchen hingegen hinterlassen irgendwie keinen bleibenden Eindruck. Und das, obwohl sie quatschen – viel quatschen. Sie reden sehr viel, aber irgendwie ist alles doch so leer. Während man sich in anderen Tarantino- Filmen fast an jede Szene und jedes Zitat erinnern kann, erinnert man sich in „Death Proof“ lediglich an den Lapdance und die Verfolgungsjagd am Ende. Und das hat auch seinen Grund: „Death Proof“ vermittelt keine Botschaft. Die Mädchen quasseln zwar viel, aber sie sagen nichts. In „Reservoir Dogs“ ging es um Vertrauen und Verrat, in „Pulp Fiction“ um göttliche Vorsehung und Vergebung, selbst in der  mörderischen Splatter- Blutlache, die als „Kill Bill“ bekannt ist, bestand das Fundament aus einem Familiendrama.

„Death Proof“ hingegen dient lediglich dem Regisseur als Spielplatz. Er stopft „Death Proof“ voll mit Zitaten alter Filme und mit markanten Kameraeinstellungen. Genauso das Merkmal Tarantinos, die nackten Füße einer Frau in Nahaufnahme, sieht man hier so oft, dass es schon aufdringlich und störend ist. Ebenfalls den Texas- Ranger Earl McGraw (Michael Parks) und Sohn Nr.1 ist hier erneut ein Auftritt gewidmet, allerdings nur, um diese Tradition nicht zu brechen. Obwohl der Texas- Ranger schon immer nicht gerade inhaltsrelevant war, ist er hier dieses Mal wirklich irrelevant und unnötig.Wenn man all diese Dinge bemerkt, muss man zu Anfang immer wieder schmunzeln, doch mit der Zeit nerven sie einfach nur noch, sodass ab der zweiten Hälfte des Films auch große Längen  auftreten.

Musikalisch ist der Film dagegen wieder einmal aller erste Sahne, hier ist alles beim Alten. Country-, Funk- und Rock-Songs aus den 60ern mit starken Gitarreneinflüssen unterstreichen die sandige und mexikanisch- texanische Landschaft.

Kurt Russell macht seine Sache als charmanter Killer ebenfalls wirklich sehr gut, nur nimmt seine Ausdruckskraft, wie gesagt, gegen Ende stark ab. All die Mädchen, die auftreten leisten ebenfalls tolle Arbeit, doch bleiben sie alle einfach nur zu Ausdrucks- und bedeutungslos. Allerdings drängelt sich Tarantino selber vor und feiert sich selbst, sodass die Schauspieler eigentlich von sekundärer Bedeutung sind.

Fazit

„Death Proof“ ist zwar ein sehr spaßiger Film, mit einer grandiosen Car-Chase-Szene am Ende, doch zum aller ersten Mal in seiner Laufbahn als Regisseur, liefert Quentin Tarantino den ersten Film ab, der teilweise fast schon das „untere Okay“ erreicht. Zu sehr feiert der Regisseur sich selbst, wie ein verwöhntes und eingebildetes Kind, sodass alles, was ihn auszeichnete, aufgrund der Dosierung zu etwas völlig Nervigem verkommt. Aber: wenn man diese Dinge nicht bemerkt oder gekonnt ignoriert, so bietet „Death Proof“ stark action-geladenes Bombast-Kino, mit heißen und frechen Frauen, einem charmanten Psychopathen und dem wohl heißesten Lapdance der Filmgeschichte.

Kritik: Kadir Güngör

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