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Inhalt

Der New Yorker Architekt Paul Kersey ist eigentlich ein ganz friedlicher Mann. Das ändert sich jedoch, als seine Frau ermordet und seine Tochter vergewaltigt wird. Nachdem er die Stadt zunächst verlassen hat, kehrt er eine Weile danach zurück, um sich an den Schuldigen zu rächen. Er besorgt sich eine Waffe und zieht durch die nächtlichen Straßen.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Gradlinig und ohne Leerlauf erzählt „Ein Mann sieht rot“ die Geschichte von Paul Kersey (Charles Bronson, „Gesprengte Ketten“), einem New Yorker Architekten. Zunächst als familienliebender, moralisch gefestigter und pazifistischer Kriegsverweigerer porträtiert, stellt sich dessen Weltbild nach dem Mord seiner Frau und der folgenschweren Vergewaltigung seiner Tochter komplett auf den Kopf. Seine 180-Grad-Wendung gibt den Ton für den restlichen Film vor, denn für ambivalente Werte oder Grauzonen scheint es keinen Platz zu geben. Von Beginn an wird alles strikt in zwei Kategorien unterteilt. So gibt es eine Ober- und Unterschicht, moralische Ansichten trennen sich in zwei Extreme und auch die zwei Seiten des Protagonisten könnten unterschiedlicher nicht sein.

Durch sein vereinfachtes Weltbild und der stringenten Erzählung macht er dabei einiges richtig. Der bis heute indizierte Film weiß auch 40 Jahre nach seiner Veröffentlichung zu schockieren und stellt Gewalt als unaufhaltsam hereinbrechendes Übel dar. Ohne Schnörkel verfolgt „Ein Mann sieht rot“ seinen gebeutelten Protagonisten auf seinem einsamen Rachefeldzug und punktet dabei durch eine stilsichere Inszenierung. Dabei kennt der Film nur eine Richtung, nämlich geradeaus. Innehalten und über den nächsten Schritt nachdenken scheint ebenso fehl am Platz wie eine moralische Reflektion der Geschehnisse. Mit Tunnelblick prescht er unweigerlich nach vorn und nähert sich unaufhaltsam seinem unmissverständlich auf eine Fortsetzung ausgelegtem Finale.

Eingeschnürt von einer erdrückenden Großstadtatmosphäre steigert sich Paul Kersey immer tiefer in seinen Rachegedanken. Von der Presse als Rächer tituliert zieht er Abend für Abend los, um seinen nachvollziehbaren Hass an der kriminellen Unterschicht auszulassen. Stellung bezieht der Film dabei nur selten und so wirkt er zwischen gelegentlichen Anprangern auf der einen und stiller Rechtfertigung auf der anderen Seite reichlich unentschlossen. Ob Regisseur Michael Winner („Scorpio, der Killer“) es lediglich verpasst oder erst gar nicht für nötig erachtet hat, bleibt ungewiss. Klar ist jedoch, dass der Film in Kombination mit seinem stringenten schwarz-weiß Denken einen moralisch fragwürdigen Standpunkt vertritt.

Immer wieder sucht der Film die Nähe zum Western und kann damit auch ein Stück weit seine moralische Fragwürdigkeit rechtfertigen. Sei es die Inszenierung der Schießereien oder der experimentell angehauchten Jazz-Soundtrack, seinen Bezug kann „Ein Mann sieht rot“ nicht leugnen. Mal in einer Westernstadt aufdringlich im Vordergrund und dann wiederum durch eingeritzte Kerben im Revolver nur dezent im Hintergrund, doch die Parallelen sind allseits gegenwärtig. Als urbaner Western will der Film verstanden werden, und das passt auch sehr gut zu seiner geradlinigen, stellenweise mit sich selbst hadernden und unreflektierten Geschichte über Rache und Selbstjustiz. Final sorgt natürlich auch Bronson als Westernikone für Überschneidungen, wortkarg und zurückgezogen wie jeher streift er durch die Nacht, den Colt immer im Anschlag.

Fazit

Eine finale Bewertung von „Ein Mann sieht rot“ fällt nicht leicht, gelingt es ihm doch seine moralische Fragwürdigkeit durch eine stilistische Nähe zum Western bis zu einem gewissen Grad zu verwässern. Als geradliniger Rachefilm macht er dabei sicherlich vieles richtig und weiß trotz seines Alters noch immer zu schockieren, für eine wirklich gute Wertung gibt er sich jedoch zu einseitig und unreflektiert.

Kritik: Dominic Hochholzer

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