Inhalt
Der brutale Bostoner Mafiaboss Frank Costello (Jack Nicholson) hat es geschafft, mit Colin Sullivan (Matt Damon) einen seiner treuesten Männer bei der städtischen Polizei einzuschleusen, um stets auf dem Laufenden über die geplanten Aktivitäten der Cops zu bleiben. Und weil die Taktik, den Gegner mit Hilfe eines Maulwurfs auszuspionieren, zwar alt aber effektiv ist, hatten auch Polizeichef Queenan (Martin Sheen) und Sergeant Digman (Mark Wahlberg) diese Idee. Ihr Undercover-Ermittler Billy Costigan (Leonardo DiCaprio) hat sich schnell zu einem der engsten Vertrauten von Pate Costello hochgearbeitet. Als sowohl die Mafia als auch das Police-Department erfahren, dass sich ein Falschspieler in ihren Reihen befindet, ohne aber dessen Identität zu kennen, müssen Sullivan und Costigan alles daran setzen, dass der jeweils andere zuerst auffliegt, um somit ihre eigene Tarnung aufrecht erhalten zu können.
Kritik
Mit Infernal Affairs - Die achte Hölle hat Regisseur Wai-Keung Lau – in Zusammenarbeit mit Autor Alan Mak – wahrlich eines der Hongkong Meisterwerke der jüngeren Geschichte erschaffen. Meisterhaft wird ein moralisches Kunststück offenbart, welches sich der Frage von Gut und Böse auf sehr ambivalente Art und Weise widmet. Mehr noch, ein Spiel rund um die eigene Identität, die mehr als einmal mit einem absoluten Höhepunkt, kongenial natürlich mit grandioser Action untermalt, dem Zuschauer dargeboten. Als dann mit Regisseur Martin Scorsese und dem Titel Departed - Unter Feinden ein US-Remake ankündigt wurde, war demensprechend die Skepsis hoch. Von Meinungen wie „Ist das nötig?“ bis hin zu „Niemand erreicht die Qualität von Infernal Affairs“ war alles dabei, was im Vorfeld diskutiert wurde. Doch Scorsese ließ sich wenig beirren, scharte mit Leonardo DiCaprio, Matt Damon, Jack Nicholson, Mark Wahlberg, Martin Sheen und Alec Baldwin einen fantastischen Cast um sich, holte seinen Lieblingskameramann Michael Ballhaus an Bord, mit Alan Mak den Original-Autoren selbst und schließlich Howard Shore für den Soundtrack. Herausgekommen ist einer der besten Filme aller Zeiten, ein Genre-Stück sondergleichen und ein Thriller, der den Zuschauer bis ins Mark erschüttert. Und auch um einen Vergleich mit Infernal Affairs muss sich Departed nicht scheuen – denn nicht nur haben beide Filme ihre Existenzberichtigung, auch sind beide so eigenständig und unverwechselbar, sodass brillanter Filmgenuss garantiert ist.
Neben eine der besten Figureneinführung aller Zeiten, gibt es in Departed - Unter Feinden vor allem eines: Ein hervorragendes Charakterstück zu bestaunen und regelrecht eine menschliche Studie über Gier, Gerechtigkeit, Hoffnung und Hoffnungslosigkeit, sodass nach Ende der rund 150 Minuten der Zuschauer eine solch emotionale Achterbahnfahrt hinter sich hat, dass ein wohlwollendes Gefühl der Genugtuung zurückbleibt. Wenn auch mit bitterem Nachgeschmack auf Grund der teils gnadenlosen Kompromisslosigkeit. Somit schafft es Martin Scorsese mit all seinen Zutaten einen Film zu erschaffen, der in vielen Bereichen perfekt erscheint. Sei dies bei den messerscharfen und definitiv nicht für Kinder geeigneten Dialogen (größtes Highlight wohl der missmutige wie aggressive Dignam – gespielt von Mark Wahlberg – der ironisch fluchend den Film begleitet), dem offensiven wie oftmals psychischem Gewaltgrad, der visuellen Pracht, dem fantastischen Soundtrack oder den Charakteren, die sich weit fernab jeglicher Konventionalität oder gewohnten Klischees bewegen. Der Zuschauer bleibt dicht an den Figuren, an ihren Leiden, Hoffnungen oder schlichtweg dem Wunsch nach Erlösung. Und gerade dies ist wohl auch die größte Leistung von Departed. Denn wenn hier rau und ungezähmt von Verbrechern und Polizisten gesprochen wird, gibt es kein schwarz und weiß. Sondern viele Grautöne, die zu begeistern wissen und einige der populärsten Filmszenen aller Zeiten hervorbrachten. Gerade zum Finale hin, wenn sich das Figurenballett zum letzten Tanz erhebt, gibt es kaum noch Zweifel.
Der Fokus von Departed liegt indes vornehmlich auf der Rolle von Billy, die nicht nur von Leonardo DiCaprio meisterhaft in all seinen Facetten (bis hin zum äußersten) dargestellt wird, sondern sich auch stets der Handlung anpasst. Zu Beginn leicht naiv, frustriert und aggressiv, gibt es bald einen Wandel (den der Zuschauer zu jeder Zeit nachvollziehen kann) hin zu Paranoia, Überforderung und dem Wunsch nach einem Ausstieg aus dem Wahnsinn. Aber eben auch Gerechtigkeit. Im Falle von Colin Sullivan (nicht minder genial von Matt Damon portraitiert) ergibt sich ein ähnliches Schema, wenn auch aus vollkommen anderer Motivation heraus. Alle anderen Figuren – teils nicht nur stark besetzt sondern auch gespielt (Martin Sheen, Ray Winstone oder Alec Baldwin) – positionieren sich rund darum, um so die Oper mit all seinen Akten vollkommen erscheinen zu lassen. Departed ist hierbei vor allem wohl eines: Menschlich. Gerade Billy kann sich mit Madolyn (sehr senibel und stark von Vera Farmiga gespielt), die als Anker für beide Hauptprotagonisten dient, sehr identifizieren und gar verlieren, sodass der Horror der Straße nicht ohne Nachwirkungen auskommt. Es gibt im Film Ventile für alles: Für die Jagd nach dem Maulwurf, unglaublichen Wut oder eben am Ende für die Gerechtigkeit. Was Departed letztlich aber das wohl ganz Besondere verleiht, eben die richtige Schärfe, ist wohl aber Jack Nicholson. Dieser hat nicht nur viele seiner Szenen improvisiert, sondern überzeichnet die Figur des Frank Costello so sehr, dass scheinbar der Teufel selbst auf der Leinwand zu sehen ist. Seine markante und sehr erinnerungswürdige Darstellung schafft erst die richtige Geschwindigkeit, sodass das Figurenspiel seine Sogwirkung erhält.
Die Abwärtsspirale der Figuren – als auch der Geschichte – wird unterdessen nicht nur musikalisch gelungen eingefangen und vorangetrieben, sondern auch visuell hervorragend begleitet. Kameramann Michael Ballhaus ist ein wahres Genie, wenn es darum geht Figuren und Bild in Einklang zu bringen. So wirkt Boston nicht nur über alle Maßen authentisch, rau, dreckig und gewissermaßen korrupt, sondern auch die Bildsprache selbst leistet ihren Beitrag. Natürlich ist die Ratte am Ende längst zum Sinnbild für den Film geworden, doch auch zuvor gibt es unzählige Momente, die für eine kongeniale Atmosphäre sorgen, ohne dabei jemals aufdringlich zu wirken. Ein wahrer Reigen aus scharfer Komposition und optischer Pracht.
Fazit
"Departed - Unter Feinden" zählt als einer der besten Filme aller Zeiten. Kein Wunder, ist doch der treffsichere Thriller und das eigentliche Remake nicht nur ein psychologisches Meisterstück, sondern zudem auch hervorragend besetzt, dicht erzählt, malerisch fotografiert und zudem fantastisch musikalisch begleitet. Der Cast läuft hier auf Hochtouren, während sich auf der Leinwand ein Katz- und Mausspiel entwickelt, welches kaum Zeit zum Atmen lässt. Hier hat Regisseur Martin Scorsese wahrlich ein Meisterstück erschaffen.
Autor: Thomas Repenning