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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Der Archäologiestudent Angus Flint entdeckt auf dem Anwesen der Schwestern Eve und Mary Trent einen überdimensionalen Schlangenkopf, der kurze Zeit später entwendet wird. Damit beginnt das Grauen - wilde Rituale und Halluzinationen. Wie können Angus und die beiden Schwestern der mysteriösen Gefahr entkommen? 

Kritik

Um einen klaren Eindruck von der außergewöhnlichen Kunst des Ken Russell (Der Höllentrip) zu gewinnen, ist es bereits ausreichend, sich seinen Die Teufel aus dem Jahre 1971 zu Gemüte zu führen. Dieser ungeheure und bis heute gültige Kreuzzug gegen die Ordnung ist ein ungestümer Angriff auf den guten Geschmack und nicht nur aufgrund seiner wagemutigen Hemmungslosigkeit beeindruckend, sondern auch deswegen, weil hinter der Produktion tatsächlich Warner Bros. stand. Heute ist es absolut undenkbar, dass ein Major Studio einen derartig bildgewaltigen, maßlosen und rustikalen Amoklauf verantworten würde. Wer es aber erst einmal nicht ganz so widerborstig und brachial möchte, der darf sich an den Ende der 1980er Jahre entstandenen Der Biss der Schlangenfrau wenden, mit dem Ken Russell seine ganz eigene Vision des gleichnamigen Romans von Bram Stoker abgeliefert hat.

Der Dracula-Schöpfer beruft sich in seiner Vorlage auf die nordostenglische Volkssage vom Lindwurm aus Lambton, die von einem jungen Mann namens John erzählt, der an einem Sonntag eine wurmartige Kreatur aus dem Wear zieht und diese, aufgrund ihre Hässlichkeit, in dem örtlichen Dorfbrunnen wirft. Über die Jahre wächst das Geschöpf dort immer weiter heran und sucht alsbald wütend die Gemeinde heim. Ken Russell schlägt indes natürlich ganz eigene Wege ein und legt die Präsenz der mysteriösen Lady Sylvia Marsh (Amanda Donohoe, Der Dummschwätzer) wie ein dunkles Prinzip über die Szenerie: Ihre raubtierhafte Weiblichkeit wird zur verführerischen Bedrohung für die hiesigen Männer, die mehr und mehr in ihrem Selbstverständnis erschüttert werden. Motivische Ähnlichkeiten mit Katzenmenschen von Paul Schrader (First Reformed) sind dabei kaum von der Hand zu weisen.

Ken Russell aber legt eine gallige Schwarzhumorigkeit an den Tag, die das von tonalen Brüchen geprägte Schauerstück dann letzten Endes doch davor bewahrt, sich (ernsten) misogynen Vorwürfen ausgesetzt zu sehen – bei Schrader sieht das Ganze dann doch etwas anders aus. Dafür sorgt eben nicht nur herbe Ironie, sondern auch die inszenatorische Anbetung von Amanda Donohoe, die hier nicht nur ihren Schauspielkollegen (zum Beispiel einen jungen Hugh Grant, Tatsächlich...Liebe) mühelos die Show stiehlt. Ihre erinnerungswürdige Darbietung der vampirischen Hohepriesterin setzt sich aus einem dynamischen Wechselspiel zwischen Faszination, Abscheu und Angst zusammen und gibt dem Film ein packendes Gravitationszentrum der Wallung und Erregung. Da fällt es auch kaum noch ins Gewicht, dass Ken Russell neben den eigenwilligen Einfällen (surreale Bildstürme, waghalsige Phallussymbole, unverhohlene Blasphemie) dramaturgisch fast schon konventionelle Pfade betritt.

Fazit

An die bildgewaltige (und kunstgewandte!) Exzentrik eines "Die Teufel" reicht "Der Biss der Schlangenfrau" nicht heran, obgleich es sich Enfant Terrible Ken Russell in einigen halluzinatorischen Sequenzen nicht nehmen lässt, den Nonnen-schändenden Wahnsinn seines legendären Klassikers zu hommagieren. Seine ganz eigene Adaption des letzten Bram-Stoker-Romans funktioniert vielmehr als sexuell aufgeladene Gruselmär um den ewigen Konflikt zwischen Christen- und Heidentum, ausgetragen auf dem schuppigen Rücken eines frühzeitlichen Schlangenkults. Ken Russell formt dabei eine bisweilen traumwandlerische Symbiose aus schwarzem Humor, mystischer Folklore und verführerischem Vampirismus. Blasphemischer Höhepunkt aber ist hier die aufreizende Performance von Amanda Donohoe: Wenn schon mit Schlangengift bespritzen lassen, dann von dieser anbetungswürdigen Bestie von Frau.

Kritik: Pascal Reis

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