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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Dreiteiliger Episodenfilm nach den Edgar Allan Poe-Geschichten MORELLA, THE BLACK CAT, THE CASK OF AMONTILLADO & THE CASE OF M. VALDEMAR, inszeniert von Roger Corman.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Zu schade, dass sich Edgar Allan Poe und Roger Corman nie persönlich begegnet sind. Es wäre ungemein spannend zu wissen, wie der düstere Poet die filmischen Adaptionen seiner Ideen seitens des Trash-Papst selbst eingestuft hätte. Als werkgetreu lässt sich keine der sieben (zählt man die Mogelpackung Die Folterkammer des Hexenjägers dazu sogar acht) Poe-Adaptionen bezeichnen, die Corman zwischen 1960 und 1964 für American International Pictures im für ihn üblichen Eilverfahren realisierte und genossen besonders damals eben aufgrund dieser beiden Merkmale eher einen zwiespältigen bis abwertenden Ruf, gelten heute aber (zurecht) als kleine Klassiker ihrer Zeit. Tales of Terror (hierzulande mit dem sehr seltsamen Titel Der grauenvolle Mr. X verschandelt, vermutlich aufgrund der Beteiligung von Drehbauchautor Richard Matheson, Die unglaubliche Geschichte des Mr. C) ist dabei das einzige Werk dieses Zyklus, das sich als Episodenfilm verkauft. Angesichts der Struktur der Poe-Erzählungen grundsätzlich eine gute Idee, die sich in den folgenden Jahren sogar zu eine Art Trend im Horror- und Gruselfilmgenre entwickeln sollte.

In der ersten Geschichte kehrt Lenora (Maggie Pierce, Revolverhelden von Wyoming) nach 26 Jahren zurück in ihr Elternhaus, in dem offensichtlich seit langer Zeit nicht mehr der Staubwedel geschwungen wurde. Ihr Vater (wer sonst: Vincent Price, Die Fliege) ertränkt seit dem Tod von Ehefrau und Mutter Morella kurz nach der Geburt der Tochter seinen Kummer und Alkohol und Selbstmitleid. Hat seine mumifizierte Geliebte sogar im Ehebett aufgebahrt, anstatt sie ordnungsgemäß zu bestatten. Reagiert er zunächst noch abneigend auf die überraschende Rückkehr der „Mörderin“, finden Vater und Tochter doch wieder emotional zusammen. Doch Morella selbst ist nicht so auf versöhnlichem Schmusekurs und sinnt auch einem Vierteljahrhundert nach ihrem Dahinscheiden auf Vergeltung.

In The Black Cat (die genau genommen eine Mischung aus zwei Poe-Geschichten ist) genehmigt sich Vollblut-Schluckspecht Montresor (sagenhaft: Peter Lorre, M – Eine Stadt sucht einen Mörder) gerne einen über den Durst, meist auf Kosten seiner vernachlässigten Ehefrau. Nach einem sehr speziellen Saufgelage wird er von Luchresi (erneut und diesmal mit Vollgas: Vincent Price) nach Hause geschleppt und eine heimliche Affäre nimmt ihren Lauf. Bis Montresor dahinter kommt und einen teuflischen Racheplan spinnt. In die Quere kommt ihm dabei die verhasste Katze der untreuen Gattin, die sich für die jahrelange Misshandlung nun zu rächen scheint.

Zum Abschluss wird Vincent Price in der Rolle des totkranken Lord Valdemar auf dem Sterbebett hypnotisiert. Auf seinen ausdrücklichen Wunsch, verdankt er seinem alternativen Schmerztherapeut Carmichael (Basil Rathbone, Die Abenteuer des Sherlock Holmes) doch sehr entspannte Tage auf dem Weg ins Jenseits. Dabei geht er ihm allerdings auf den Leim, denn durch diese Hypnose verharrt er in einer Art Zwischenwelt von Leben und Tod. Während sein Körper verrottet, ist seine Seele immer noch gefangen und der Kontrolle seines Leibarztes ausgeliefert. Dieser will sich auf diesem Weg dessen Besitz, inklusive seiner Ehefrau, einverleiben. Doch genug ist irgendwann genug und Valdemar erhebet sich von seinem Totenbett, um seinen verwesenden Leichnam noch einmal sinnstiftend einzusetzen.

Wer Corman’s Poe-Verfilmungen billig schimpft, der hat durchaus Recht. Allerdings nur bezogen auf den tatsächlichen, gesamten Kostenfaktor. Sparfuchs Roger drehte nicht zufällig dutzende Filme in einem Rutsch und mit ca. 2 Wochen Drehzeit pro Stück. Vincent Price war ohnehin immer zu gegen und auch Kulissen und Ausstattung wurden maximal leicht umdekoriert. Der wahre Dauerbrenner war dabei nicht mal Vincent Price, sondern die immer gleiche Aufnahme einer abbrennenden Scheune, die in jedem dieser Filme (und darüber hinaus) zum Einsatz kam. Macht das die Filme schlechter? Ganz im Gegenteil. Unglaublich, mit was für einfachen und schlauen Methoden Roger Corman hier das 1x1 des Filmemachens unter Beweis stellt. Es kommt nicht auf Budget an, man muss sich nur zu helfen wissen und seine Vision kreativ wie praktisch den Gegebenheiten anpassen. Der grauenvolle Mr. X fügt sich dabei wunderbar in diese wahnsinnig leidenschaftliche Schaffensperiode seines Regisseurs ein und ist abermals weniger Horrorfilm, dafür mehr ein kurzweiliges Schauerlustspiel mit einem unverschämt spielfreudigen Cast. Den Vogel schießt eindeutig das Duo Lorre/Price in der sehr eigenwilligen The Black Cat-Variation ab. Das ist beinah unverschämt komisch (da laut Price auch wirklich reichlich Wein floss) und klar das Highlight eines Films, der niemanden erschrecken, aber immer noch ziemlich gut unterhalten kann.

Fazit

Die Corman-Poes fühlen sich nicht umsonst an wie aus einem Guss – sie sind es genau genommen auch. Bei „Der grauenvolle Mr. X“ ist nur der deutsche Titel grauenvoll, der Rest ist wie gewohnt enorm liebe- und hingebungsvoll, trotz der klar überschaubaren Mitteln. Wirklich gruselig oder unheimlich ist das natürlich nicht und war es auch nie, dafür bekommt man zuweilen eine große (freiwillige) Gaudi geboten. Was Peter Lorre und Vincent Price da in der zweiten Episode abliefern, ist schlicht sensationell.

Kritik: Jacko Kunze

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