6.0

MB-Kritik

Die dritte Dimension 1962

Drama, Crime – Italy, France

6.0

Sophia Loren
Anthony Perkins
Gig Young
Jean-Pierre Aumont
Yolande Turner
Tommy Norden
Mathilde Casadesus
Billy Kearns
Barbara Nicot
Louis Falavigna
Élina Labourdette
Régine
Pascale Roberts
Sophie Réal
Jean Ozenne
Clément Harari

Inhalt

Lisa leidet unter ihrem eifersüchtigen und gewalttätigen Ehemann Robert. Dieser kommt bei einem Flugzeugabsturz ums Leben – glauben zumindest alle. Denn wie durch ein Wunder hat er überlebt und steht kurz danach wieder vor Lisas Tür. Doch sein Überleben soll geheim bleiben, schließlich will er die stattliche Lebensversicherung kassieren. Dazu zwingt er Lisa mitzuspielen, doch diese hält dem Druck kaum stand.

Kritik

Mit der Rolle des Norman Bates in Psycho wurde Anthony Perkins 1960 weltberühmt, aber wie so oft bei solch karrieredefinierenden Breakout-Performances waren sie Fluch und Segen zugleich. Gefühlt blieb Perkins bis zu seinem Tod im Jahr 1992 immer Norman Bates, egal wie sehr er sich abrackerte, seiner Rollenauswahl neue Facetten abzugewinnen. So auch bei Die dritte Dimension, einer französisch-italienischen Co-Produktion unter der Regie von Anatole Litvak, der u.a. mit Du lebst noch 105 Minuten einst ein Meisterwerk des Film Noir inszenierte. Und dies merkt man auch, verbindet er in dieser Arbeit doch sichtlich Elemente der damals bereits ausgestorbenen Bewegung mit denen der damals in Frankreich sehr angesagten Nouvelle Vague.

Im Mittelpunkt steht die eigentlich sehr lebensfrohe Lisa (Sophia Loren, …und dennoch leben sie), die jedoch sehr unter ihrem Ehemann Robert (Perkins) zu leiden hat. Dieser ist hochgradig eifersüchtig, stellt ihr nach und scheut auch vor körperlicher Züchtigung nicht zurück. Unmittelbar bevor er zu einer Geschäftsreise nach Casablanca abfliegt, kündigt Lisa ihm das Ende ihrer Ehe an, doch dann erreicht sie kurz danach die Nachricht, dass das Flugzeug abgestürzt ist und niemand der 57 an Bord befindlichen Personen überlebt hat. Plötzlich taucht Robert aber wieder auf. Der einzige Überlebende des Crashs hatte aber kurz vorher eine Lebensversicherung abgeschlossen und wittert nun die Chance auf das große Geld. Dafür braucht aber die Begünstigte Lisa. Diese will da nicht mitspielen, allerdings bietet Robert an, nach Aushändigung der Summe ihr die Freiheit zu schenken und zu verschwinden. Während der vermeidlich Tote sich in der gemeinsamen Wohnung versteckt hält und seine Noch-Gattin weiterhin mit perfiden Psychospielchen manipuliert, wird diese zur Versicherungsbetrügerin wider Willen und in ihr wächst die Panik, dass der Schwindel auffliegt.

Inszenatorisch und darstellerisch weiß Die dritte Dimension voll und ganz zu überzeugen. Wie bereits angesprochen gelingt der Spagat zwischen dem Lebendigen, im zeitaktuellen Kontext sehr Lebensnahen der Nouvelle Vague wie dem klassischen, düster-abgründigen Krimi-Elementen eines Film Noir sehr stilsicher, bestechend vor allem durch die fesselnden Bilder von Henri Alekan. In den Hauptrollen glänzen Sophia Loren als geschundene, moralisch unter enormen Druck stehende Ehefrau, die für die Chance ihren verhassten Göttergatten endgültig loszuwerden ein hohes Risiko eingeht, und Anthony Perkins als perfider, skrupelloser Tyrann hinter einem charmanten Babyface. Der größte Kritikpunkt des Films ist leider das Drehbuch, da gewisse Ansätze nicht konsequent genug ausgespielt werden (der Nachbarsjunge), die Grundprämisse nicht wirklich logisch ist (wenn Lisa ihren Mann loswerden will, warum ihn nicht gleich wegen Versicherungsbetrug der Polizei ausliefern, anstatt sich zur Mittäterin zu machen?) und der Film mit knapp 110 Minuten deutlich zu lang ausgefallen ist. So werden die Schwächen im Plot nur deutlicher, mit einer knackigen Laufzeit um die 90 Minutenmarke hätte man einiges geschickter kaschieren und die Spannung deutlich intensivieren können. Schlussendlich überzeugt der Film eher durch seine Präsentation und Darbietung, die ist dafür aller Ehren wert und das bittere Ende macht letztlich doch noch eine Schleife drum, wenn eben auch nicht perfekt.

Fazit

Eine handwerklich sehr schöne Mixtur aus Krimi und Psychodrama mit zwei hervorragend aufgelegten und perfekt (dis)harmoniesiereden Stars in den Hauptrollen. Inhaltlich nicht immer ganz rund und mit nicht voll ausgeschöpftem Potential, dennoch für Genre-Fans mit Einschränkungen sehenswert.

Autor: Jacko Kunze
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