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Inhalt

Nach ihrer Flucht aus der Psychiatrie begibt sich die schöne Rebecca Thalberg ins Erzgebirge. Dort setzt sie alles daran, das wohl gehütete Familiengeheimnis ihres Mannes Henry zu lüften. Was passierte in der Nacht, in der dessen Vater ums Leben kam? Selbst der Förster Tom Faller, der Rebecca seine Hilfe anbietet, scheint in die mysteriöse Geschichte der Thalbergs verwickelt zu sein
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Der Moviebreak Horroctober: 17.10.2015 (Klassiker)

Die Maschinerie des Themenmonats läuft weiter wie geölt und führt ein Werk eines Regisseurs ein, der die Angst so oft wie wohl kein zweiter Filmemacher behandelt hat: Ingmar Bergman.

Der schwedische Regisseur hat Zeit seines Lebens Dramen gedreht, die sich mit zwischenmenschlichen Beziehungen, Emotionen, Ak- und Reaktionen, mit dem Leben an sich und der menschlichen steten Angst vor dem Ende auseinandersetzten. „Die Stunde des Wolfs“ ist da nicht anders, ein Psychodrama eben, wenngleich dieser Film sich in andere Gefilde traut und sich bei dem Surrealismus bedient. Ganz klassisch verschwimmen hier die feinen Linien zwischen der Realität und den Hirngespinsten, an denen Johan Borg (Max von Sydow, „Shutter Island“) leidet und irgendwann zu Grunde geht. Das ist kein Spoiler, das wird in der zweiten Szene (die erste ist der Vorspann selbst) von seiner Frau Alma (Liv Ullmann, „Persona“) erwähnt. Sie schaut dabei direkt in die Kamera, direkt in die Linse und damit in die Augen des Publikums.

Kurz bevor sie das tut, läuft der Vorspann über den Bildschirm. Zu hören sind dabei die gewöhnlichen Klänge eines Filmsets, bei dem die nächste Szene vorbereitet wird. Schließlich hört man den Regisseur Anweisungen geben. „Ton ab, Kamera ab und bitte.“ Aufblende, Alma erscheint und spricht zum Zuschauer. Ingmar Bergman macht hier von Beginn an überdeutlich, dass es sich um einen Film handelt, um (s)eine Interpretation von Ereignissen, um eine Nacherzählung, um - etwas böse ausgedrückt - ein Theaterstück voller Lügen. Damit lässt er die Illusion der Grenze zwischen Werk / Künstler und Werk / Rezipient gleich von Anfang an zerplatzen und legt all seine Waffen auf den Tisch. Bergman ist hier bescheiden, selbstkritisch wie eh und je und entlarvt sich selbst gewissermaßen als Budenzauberer, dem die Realität langsam zu entgleiten scheint.

Noch vor dem Vorspann erscheinen Texttafeln, die besagen, dass Bergman die Geschichte auf Erzählungen und Notizen von Alma basieren lässt und der Film ihm ein unheimlich persönliches Anliegen sei. Später erwähnte er zudem, dass er „Die Stunde des Wolfs“ immer abschätzig beäugte, weil der Film zu viel Wahres über ihn selbst beinhalte. Das wirft Fragen auf und beantwortet welche. Der Charakter Johan Borg ist ein Künstler, der offensichtlich psychische Probleme hat, an denen er leidet. Er trägt das Gewicht der Welt auf seinen Schultern und versucht zu fliehen. Nicht primär vor einer Verantwortung, sondern vor dem Sein an sich. Das redet er sich zumindest ein. Wahrscheinlich ist aber, dass es ihm vorkam, als wäre das Sein eine Verantwortung. Eine, vor der er sich scheut und die ihn unkommunikativ und undiplomatisch werden lässt.

Der Film zeigt in Rückblenden einige Momente aus dem Leben des Künstlers, lässt ihn zu Wort kommen und in das Schweigen verfallen. Der Film (= der Regisseur) schreitet den Figuren aufmerksam hinterher und versucht herauszufinden, wo sich Fehler auftun. Wo man hätte eingreifen müssen, wo Johan und Alma eine falsche Abzweigung nahmen, sodass sie zum Scheitern verurteilt wurden. Die titelgebende Stunde des Wolfs ist die Stunde des Todes und der Geburt. Der Zeitraum, in dem sich die ultimativen Gegensätze gegenseitig ausgleichen. In der alles nichts ist und umgekehrt. In diesem Raum ohne Orientierungspunkt scheint Johan sich zu verirren. Er verwirft seine Kraft und erliegt der Angst vor dem Hypothetischen, dem „Aberwaswenn“. Die Angst ist dabei so stark, dass er sie blind für die Realität macht, zu der er keinen Zugang mehr findet.

Die nüchterne Tragik aus Bergmans anderen Filmen („Wilde Erdbeeren“) weicht hier teilweise den Wirren des Surrealismus, verzichtet dabei jedoch nicht auf das intensive Bergman’sche Psychogramm. Johan zeichnet grausame Bilder von Ungeziefer und dem menschlichen Verfall, der an die Zeit gekoppelt ist. Die Zeit erzürnt ihn, belastet und deprimiert ihn. Sie wird zum Laster. Johan wird vom Tod angezogen. Eine Frau, die ihm erscheint und ihm von seinen modernden Gebeinen erzählt, wird von ihm begehrt. Weil er sich verstanden fühlt. Die Stunde des Wolfs ist ein Raum der Gegensätze, der (unvergleichlich visualisiert) aus einem markerschütternden Schrei ein jauchzendes Lachen macht. Ein Raum, der Johan letztendlich aufsaugt und verschlingt, was er in Ordnung findet. Ohne zu merken, was für einen Schaden er in seinem Umfeld anrichtet.

Fazit

„Die Stunde des Wolfs“ ist ein Film, der eigentlich nicht veröffentlicht werden sollte. Das ist natürlich nicht offiziell und bloß eine Unterstellung, aber so erscheint der Streifen. Das Werk ist die reinste Therapie für Ingmar Bergman selbst. Er untersucht sein Leben und breitet es deshalb, der Übersicht wegen, vor sich in Form von Zelluloid aus. Herausgekommen ist ein Film, für den man in der richtigen Stimmung sein muss, der aber faszinierend geworden ist, vor allem vor dem Hintergrund, den Bergman selbst erschaffen hat. Welches Bild die Psyche von Borg/ Bergman da am besten beschreibt ist wohl jedem selbst überlassen. Das Gesicht eines Mannes zwischen Holzlatten, deren Rahmen ein diabolisches Grinsen über seinen Mund werfen, während Mozarts „Die Zauberflöte“ vorgeführt wird, wäre meine Wahl.

Kritik: Levin Günther

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