Inhalt
Bei der Beerdigung regnet es in Strömen. Es gibt viele Tränen, zu viel Wein, ein paar Buntspechte und eine Handvoll Träume, um die Lücken zu füllen.
Kritik
Gezeichnet in dem schwarzhumorig-surrealen Stil, an dem Lucija Mrzljak und Morten Tšinakov mit jeder ihrer Kurzfilm-Kuriositäten ein Stück weiter feilen, fliegt in wenig mehr als einer Viertelstunde eine grausige Geschichte dahin, die genug Wendungen und Enthüllungen für eine Mini-Serie liefert. Zum Glück steckt das estnische Regie-Duo seine Freude an magisch-realistischer Morbidität und Absurditäten des Alltags lieber in ebenso komprimierte wie komplexe Kurzgeschichten wie diese. Im Grunde ist alles darin zugleich Vor- und Nachspiel einer Beerdigung.
Wer dabei warum mit wem im Sarg liegt, ist das sich in buchstäblich halsbrecherischem Tempo, wenn auch nicht gänzlich, auflösende Rätsel der bizarren Mischung aus Mystery- und Mordgeschichte. Ein halbes Dutzend gespenstisch gleichförmiger Begleiter chauffiert eine Dame in Trauerkleidung zur Beisetzung ihres Gatten, auf dessen Sarg ein Specht in aussagekräftigem Rhythmus hämmert. Zwischen Wahnwitz und Wahnsinn changierend entspinnt sich ein amüsanter Albtraum über Schuld, die bis ins Grab verfolgt - und noch nichtmal in das eigene.
Fazit
Die jüngste der makaberen Miniaturen, mit denen sich Lucija Mrzljak und Morten Tšinakov als aufstrebende Talent des Animationsfilms profilieren, bewegt sich erneut am Rande emotionaler und esoterischer Abgründe. In diese taumeln die Charaktere, wenn ihre vom Kino abgeguckte Theatralik auf die profanen Probleme ihres Kleinbürger-Kosmos prallt. Die an naive Malerei erinnernde Optik verstärkt den Kontrast der sarkastischen Szenarien zur inhärenten Ernsthaftigkeit des narrativen Kontexts und verknüpft derart psychologische Parabeln mit bitterbösem Spott über bürgerliche Heuchelei.
Autor: Lida Bach