6.6

MB-Kritik

Ein perfekter Mord 1998

Drama, Crime, Thriller, Suspense – USA

6.6

Michael Douglas
Gwyneth Paltrow
Viggo Mortensen
David Suchet
Sarita Choudhury
Michael P. Moran
Novella Nelson
Constance Towers
Will Lyman
Maeve McGuire
Stephen Singer
Laurinda Barrett
Aideen O'Kelly
Reed Birney
Robert Vincent Smith
Bill Ambrozy

Inhalt

Starbesetztes Remake des Hitchcock-Klassikers Dial M for Murder. Ein reicher Unternehmer (Michael Douglas) ahnt von der Affäre seiner Frau (Gwyneth Paltrow) mit einem mittellosen Künstler (Viggo Mortensen) und erpresst diesen zum Mord an seiner Frau.

Kritik

Alfred Hitchcock’s Bei Anruf: Mord zählt zu den bekanntesten und meist zitierten Klassikern des Meisterregisseurs, was sich neben der wahnsinnigen hohen, fachlichen Qualität zu einem nicht geringen Anteil auch aus seiner hinterhältigen Prämisse ergibt. Der Versuch, den perfekten Mord durchzuführen. An der untreuen Ehefrau, ohne sich dabei selbst die Finger schmutzig zu machen, mit einem wasserdichten Alibi obendrein. Doch was geschieht, wenn der Plan nicht ganz so reibungslos abläuft wie erdacht? Gewachsen ist die Idee nicht auf Hitchcock’s eigenem Mist. Er adaptierte damals ein Theaterstück und behielt dessen Identität bei, woraus der Film erst seine kribblige, bald intime und hautenge Intensität generierte.

Von der ursprünglichen Bühnenherkunft ist bei dieser Version aus dem Jahr 1998 nichts mehr übrig geblieben. Kein Kammerspiel auf engstem Raum, stattdessen ist Ein perfekter Mord ein üblicher, leicht hochglänzender, distanziert-steriler und trotz seines grundsätzlichen perfiden Inhaltes ein fast schon biederer Thriller der späten 90er, wie es sie damals öfter zu begähnen gab. Ein stabiler Cast – hier hauptsächlich vertreten durch Michael Douglas (Black Rain), Gwyneth Paltrow (Last Exit Reno) und Viggo Mortensen (A History of Violence) – trifft auf professionelle, aber gelackte und beliebig-genormte Oberflächenreize. An Individualität oder Raffinesse mangelt es auffällig. Andrew Davis (Auf der Flucht) bleibt in der faden Komfortzone schaler Fließbandkost mit Marken-Aroma. Wobei sich dem Film durchaus anrechnen lässt, dass er versucht der Geschichte andere Richtungen zu spendieren. Ein reines 1:1-Remake der ersten Verfilmung – die der Vorlage eben sehr nah war – wäre sicherlich nicht weniger verzichtbar.

So wird die Zahl der wichtigen Figuren um eine reduziert bzw. zwei werden kombiniert. In der Konsequenz auch mit logischen Auswirkungen auf den späteren Plot und den gewohnten Ablauf, was an und für sich kein schlechtes Vorhaben ist. Daraus entsteht so was wie ein eigener Ansatz, dem aber keinen aufregenden Facetten abgewonnen werden können. Etwa emanzipierter wirkt der Film durch seine stärker und nicht ganz so hilflos dargestellte Frauenfigur, was jedoch beim Blick auf die Entstehungsjahrgänge der jeweiligen Version und ihre damals gängigen Rollenmuster eigentlich selbstverständlich sein sollte. Das größte Problem besteht eindeutig in der Aufgabe des Kammerspiel-Prinzips: Die Geschichte wird durch den größeren Handlungsradius seiner essentiellen Stärke beraubt; das schweißtreibende, spontan anmutende Notfall-Flickwerk ist in der intensiven Form niemals vorhanden. Die Überraschungen halten sich in Grenzen, das Tempo wirkt verschleppt und besonders fehlen das ausgeklügelte Zusammenspiel und die Priorität auf den direkten, nahtlosen Dialog, was erst den Saft aus der Geschichte presste.

Fazit

Es ist nicht alles gescheitert an diesem Film, ganz besonders nicht Michael Douglas, der wie sein Vorgänger Ray Milland prädestiniert ist für derartige Rollen, allerdings weit weniger glänzen darf. Was schlicht und ergreifend an dem ihm zur Verfügung stehenden Rahmen liegt. Er holt raus was ihm möglich ist und so ist er für jedes Projekt eine Bereicherung. Die inhaltlichen Anpassungen sind im Kern vertretbar und vermutlich auch notwendig um das ganze Vorhaben überhaupt zu rechtfertigen, ihr Nutzen hält sich dagegen extrem in Grenzen. Ein hauptsächlich ungeschickter und letztendlich gänzlich überflüssiger Film, der am ausgetreckten Arm der Bedeutungslosigkeit langsam aber sicher vor sich hin verhungert. Wird mit den Jahren auch nur noch deutlicher.

Autor: Jacko Kunze
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