Inhalt
In Zentralchile folgen zwei Freunde den Spuren eines US-Amerikaners, der dort in den 1950er Jahren als Priester lebte. War er verwickelt in den Bombenabwurf über Hiroshima?
Kritik
Wenn der einzige Zweck eines Films ist, 101 Minuten lang in die Irre zu führen, um ihm dann mit einer platten Pointe zu verkünden, dass alles nur eine Art absurder Zeitvertreib war, ist das für das Publikum nicht sonderlich witzig. Für Filmkritker*innen noch weniger. Aber Hauptsache, Jerónimo Rodríguez hat etwas zu lachen, wenn sein zweiter Langfilm irgendwo läuft. Etwa im diesjährigen Berlinale Forum, wo die endlose Palette entvölkerter Gebäude- und Umgebungsansichten ihre Weltpremiere feiert.
Der vom Regisseur, Drehbuchautor und Kameramann praktisch im Alleingang realisierte Bilderbogen beginnt und endet mit steifen Standaufnahmen von Häusern und Landschaft, die zeitlich und lokal schwer einzuordnen sind. Gut möglich, dass die Szenen aus Archiven gesucht sind, aus alten Reisevideos zusammengeschnitten oder von Instagram recycelt. Der ästhetische Mehrwert tendiert gegen null, der inhaltliche ist nicht höher, abgesehen von gelegentlichen Graffiti. Polemische Sprüche an öffentlichen Wänden zeigt Rodríguez gerne: „Police kills“ und gleich zweimal „Free Abortion“.
Eine zusammenhängende gesellschaftsrelevante oder politische Aussage ergibt sich nicht. Die Graffiti waren halt dort, wo Rodríguez war. Oder nicht. Vielleicht saß er einfach am heimischen Computer und arrangiert die dröge Collage. Für Constanza, der das ganze gewidmet ist, dem realen Alter Ego eines der unsichtbaren Figurenkonstrukte, deren stagnierende Filmpläne der Off-Kommentar herunterleiert. Zwei Typen namens Julio und Gabriel wollen drehen, haben aber keine Filmidee. Also klauen sie die von Helena. Genau diese Idee hier.
Fazit
Von den einschläfernden Aufnahmen meist entvölkerter Bauten und Gegend, inmitten derer verwackelte Heimvideos wie krachende Action wirkt, erlöst ein tumber Twist. Drin enthüllt Jerónimo Rodríguez seinen monotonen Kinokatalog als den sinnbefreiten Selbstzweck, als der es von der ersten Einstellung an durchschaubar ist. Das hier zu verraten ist kein Spoiler, sondern eine Warnung, nicht in Erwartung tieferen inhaltlichen Zusammenhangs oder dramaturgischen Gehalts Lebenszeit zu verschwenden. Im Zug aus dem Fenster zu gucken ist ein cineastischeres Erlebnis.
Autor: Lida Bach