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Der Film erzählt von den Abenteuern des Zauberers Newt Scamander und ist in der Zauberwelt des Harry-Potter-Universums angesiedelt.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Es ist eben ihr Universum, deswegen überrascht es nicht, dass Harry Potter-Schöpferin J.K. Rowling mit Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind erstmals selbst ein Filmdrehbuch abliefert. Wunderlich war es eher, dass sie es erst jetzt tut, denn niemand auf der Welt kennt eben die von ihr erschaffenen Welt, die mittlerweile wohl gleich mehre Lexika füllen konnte wie die Britin, die einst von Sozialhilfe lebte  und quasi durch ihre Märchen ihr eigenes Märchen erfuhr.

Mit Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind bricht also eine neue Zeit an. Zum einen wegen Rowling als Scriptwirter, zum anderen weil das Spin-off nun wie seine Schöpferin beweisen muss, dass es in die Fußstapfen des Vorgänger passt. Bei Rowling war dies übrigens Drehbuchautor Steve Kloves, der fast alle Potter-Romane adaptierte und hier als Produzent (und wahrscheinlich auch ein wenig als Ghostwriter) in Erscheinung tritt.

Ist Rowling ihr Drehbuchdebüt denn geglückt? Ja, schon. Aber nicht ohne klare Defizite zum Vorschein zu bringen. Gerade die erste Hälfte des Films ist zu fragmentarisch, manchmal wirkt es fast schon abstrakt wie die Handlung ohne sonderlich gelungenes Pacing umher springt. Es fehlt ein narrativer Rhythmus und holpert sich Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind in den ersten 45 bis 60 Minuten vorwärts. Es ist dabei keineswegs so, dass das bis dahin Gezeigte frei von Charme, Phantasie, Witz und Ambitionen wäre, aber durch den abgehakten Handlungsverlauf erweckt Teil eins, der als Fünfteiler geplanten Spin-off-Reihe, oft den Anschein von Planlosigkeit. Dass dem letztlich nicht so ist, zeigt sich wenn den Film richtig in Bewegung gerät.

Wie mit Zauberhand beginnt Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind plötzlich recht geschmeidig voran zu gehen. Die Geschichte beginnt endlich sich richtig zu entwickeln, es wird sich vom erzählerischen Ballast befreit die titelgebenden Tierwesen auf Voldemort komm raus in die Handlung irgendwie einzuklemmen und eine wohlige - wenn auch relativ simple - Dramaturgie wird freigesetzt, die dem Verlauf des Films sehr wohl bekommt. Denn hier geht es nicht nur um knuffige, phantasievolle Fabelwesen. Das ist kein Pokémon Go in der Hogwarts Edition, dass ist eben immer noch ein Film der eine Geschichte erzählen will und zum Glück bekommt das Rowling mit ihrem Script nach einem weder absolut misslungen noch optimalen Start gut hin.

Unterstützt wird das von der passenden, musikalischen Begleitung (auch wenn dem Film ein Ohrwurm wie „Hedwigs Theme“ fehlt), guten Spezial Effekten und meist recht gut agierenden Darstellern. Dabei ist es nicht Oscar-Preisträger Eddie Redmayne (Die Entdeckung der Unendlichkeit) der den besten Eindruck hinterlässt, sondern der Amerikaner Dan Fogler (Fanboys), der als non-magischer Bäcker Jacob Kowalski wohl nicht nur das Herz der Hellseherin Queenie (Allison Sudol, Transparent) erobern wird. Fogler ist gewiss so etwas wie die wahre Entdeckung des Films. Ansonsten eher durch Auftritte in Chaos-Klamotten bekannt, steht er hier stellvertretend für uns Muggel-Zuschauer und bietet durch seine tapsige, aber niemals trottelige, Art eine gute Projektions- und Empathiefläche. Dagegen fallen Colin Farrell (Brügge sehen... und sterben?) und Ezra Miller (We Need to Talk About Kevin) deutlich ab, da ihren Figuren leider letztlich nur dafür da sind Ereignisse in Gang zu setzen. Eine wirkliche Charakterisierung erfahren sie nicht, was allerdings durchaus seine Gründe haben könnte.

Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind ist also alles in allem ein nicht fehlerloser, aber dennoch gelungener Start in eine neue Potter-Ära. Doch hinter der Oberfläche bietet der Film durchaus noch etwas mehr, als bloß ein neues Franchise zu etablieren und anzuführen, um den Warner Studios in den nächsten Jahren ordentlich Profit zu bescheren. Rowling legt hier nämlich, noch etwas deutlicher und schärfer, Systematiken frei, die ganz klar als offenen Kritik an den Vereinigen Staaten anzusehen ist. Denn während in England Zauberer und Muggel längst heiraten dürfen, ist dies in den USA strikt untersagt und wer die Regeln bricht, der wird nicht etwa nur mit Gefängnis bestraft, nein, den erwartet durchaus auch seine eigene Hinrichtung.

Ohne zu viel verraten zu wollen, aber solch eine magische Hinrichtung bietet Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind tatsächlich und es ist eine der besten Momente des Films. Rowling setzt dabei nicht auf großes Getöse, sondern auf Feinheiten und Details. Der Todeskandidat badet in seinen schönsten Erinnerungen und wird dann von seinem Leben gelöst. Diese Szene wirkt innerhalb der gesamten Stilistik von Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind wie ein seltsamer, aber sehr faszinierender, Fremdkörper. Es lässt einen schaudern, mit welcher Beiläufigkeit und Akkuratesse die Henker in ihrer weißen Kleidung und den sanft lächelnden Lippen ihrer Tätigkeit nachgehen. Gewiss, es ist nur eine kleine Szene, aber sie behauptet sich nachhaltig gegen alle Fabelwesen-Action und Zauberspruch-Effekte. Und vor allem ist sie das Zepter eines kritischen Subtextes, den Rowling in die Geschichte hat einfließen lassen, auch wenn dieser leider irgendwann den Unsichtbarkeitsmantel über die eigene Schulter wirft.

Ob das Alles wirklich bereits für Kinogänger ab 6 Jahren geeignet ist? Nun, die sanfte Konnotation der Handlung werden Kinder wohl eher nicht mitkriegen und auch wenn es düstere und dramatische Szenen gibt, so bietet Redmayne als Newt Scamander doch eine  gute, kindliche Identifikationsfigur und auch das effektreiche Getöse, etwa wenn ein Wabbelnashornseekuhflußpferd eingefangen werden muss, besitzt immer genügend befreiende Komik und wurde von Regisseur David Yates (der alle Potter-Filme seit Harry Potter und der Orden des Phönix drehte), der alle Teile der Spin-off-Reihe inszenieren soll, so inszeniert, dass ein kleines Augenzwinkern immer übrig bleibt. Dennoch wäre es vermutlich besser, wenn die ganz kleinen Zuschauer mit Mama und/oder Papa ins Kino gehen, denn auch die sollten hier ihre Freude haben, auch wenn Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind noch nicht alle Zutaten besitzt, um bei den großen des Genres mitzumischen.

Fazit

Ja, „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ versucht viel zu zwanghaft das Gefühl eines neuen, großen Fantasy-Franchise zu evozieren. Doch für diese Höhen reicht der Beginn der Reihe noch nicht aus. Macht aber nichts, denn trotz einer nicht gerade optimalen ersten Hälfte überzeugt dieses Märchen mit teils wonnigen Figuren, einer überraschungsarmen aber stimmungsvollen Atmosphäre und leichtem, kritischen Subtext.

Kritik: Sebastian Groß

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