Inhalt
Während eines gewaltigen Hurrikans versucht der desillusionierte Polizist Cardillo, die wenigen verbliebenen Bewohner eines heruntergekommenen Apartmentkomplexes zu evakuieren. Dadurch kommt er ungewollt einer brutalen Gangsterbande in die Quere, die verborgene Kunstschätze im Wert von 55 Millionen Dollar in einer der Wohnungen aufspüren und alle Zeugen ausschalten will. Glücklicherweise erhält Cardillo unerwartete Rückendeckung von Ex-Cop Ray, der seit Jahren hier wohnt und jede Ecke des Gebäudes kennt. Cardillo und Ray müssen sich in einem tödlichen Katz-und-Maus-Spiel einiges einfallen lassen, um die Oberhand gegen die Bande zu gewinnen …
Kritik
Force of Nature gehört zu den Filmen, bei denen man sich als Zuschauer zuerst einmal die Frage stellen möchte, warum Bruce Willis (Stirb langsam - Jetzt erst recht) nicht mit von der Partie ist. Die Rolle des abgehalfterten, aber hochdekorierten Ex-Polizisten, die hier vom immer noch hochgradig charismatischen Mel Gibson (Lethal Weapon – Zwei stahlharte Profis) verkörpert wird, passt wie die Faust aufs Auge in das Direct-to-Video-Portfolio, mit dem sich Bruce Willis nun seit Jahren auf eher klägliche Art und Weise über Wasser hält. Es ist aber nicht nur ein Vorteil von Force of Nature, dass Regisseur Michael Polish (The Astronaut Farmer) mit Mel Gibson eine deutlich bessere Alternative zum ewigen John McLane in der Nebenrolle auf seiner Seite weiß.
Auch Hauptdarsteller Emile Hirsch (Once Upon a Time... in Hollywood) agiert als traumatisierter Cop Cardilla angenehm über dem Qualitätsstandard, den man ansonsten in diesen Heimkino-Gefilden vorfindet. Obgleich Force of Nature einmal mehr das schauspielerische Vermögen von Emile Hirsch für Thriller-Schleuderware verschwendet, darf Force of Nature immerhin durch seine Darsteller eine leichte Duftmarke setzen, die sich über Totalausfälle wie Arsenal, Precious Cargo oder Reclaim mühelos hinwegsetzt. Das eigentliche Problem an dem Film ist vielmehr, dass er zwar eine (zugegeben, nicht gerade neue) Idee besitzt, aber keine inszenatorischen Einfälle, um diese adäquat und energetisch umzusetzen. Der mit 260 Stundenkilometern durch San Juan fegende Orkan ist nur dröges Mittel zum Zweck und verdichtet jedoch weder das Szenario, noch liefert er neben monsunartigen Regelfällen brauchbare Schauwerte.
So ist man als Zuschauer gezwungen, sich mit guten Schauspielern in klischeedurchzogenen Figuren durch den verwinkelten Apartmentkomplex zu mühen. Michael Polish geht dabei vor allem jeglicher Sinn für das Erzeugen räumlicher Spannung verloren, weil es ihm partout nicht gelingen, ein greifbares, bedrohliches, druckvolles Gefühl für die innere (Gangster auf Beutezug) und äußere (Naturkatastrophe) Bedrohung der Ausnahmesituation zu erschaffen. Eine Überraschung allerdings lässt sich Force of Nature nicht nehmen, wenn er sich immer näher an die Auflösung heranwagt, warum der Griffin (William Catlett, Charm City Kings), ebenfalls ein Bewohner des zu evakuierenden Gebäudes, zu Anfang satte 50 Kilogramm Hackfleisch einkaufen wollte. Ein Tropfen auf dem heißen Stein, natürlich, aber selbst ist das ist mehr, als Bruce Willis in den letzten 10 DTV-Desastern zustande gebracht hat.
Fazit
Dröger DTV-Thriller, dem es gleichermaßen an Spannung, Action und Schauwerten mangelt. Dass "Force of Nature" aber dennoch nicht wirklich verärgert, liegt daran, dass sich Regisseur Michael Polish hier eine Reihe überdurchschnittlicher Schauspieler geangelt hat – allen voran Emile Hirsch und Mel Gibson. Ansonsten darf man dieses laue Heimkino-Lüftchen von der Stange gerne vermeiden.
Autor: Pascal Reis