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Inhalt

An einem Silvesterabend hat ein Hotelpage so einiges durchzustehen. Tim Roth gerät als ein solcher in einen Hexenzirkel, muß unzähmbare Kinder hüten und einigen ungewöhnlichen Zeitgenossen bei ihren etwas kranken Spielereien helfen. Vier Regisseure steuerten jeweils eine etwa 30 minütige Geschichte bei, die eigentlich nur durch die Person des Pagen zusammengehalten werden.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Wie in einer Slapstick-Nummernrevue zappelt, grimassiert und tänzelt sich Tim Roth (Captives) als Hotelpage Ted in seiner ersten Schicht an Silvester durch die vier Episoden von Four Rooms. Erschienen im Jahr 1995, in dem Quentin Tarantino (Pulp Fiction) und Robert Rodriguez (Desperado) das amerikanische Kino zuvor gehörig aufgewirbelt haben, lockt der von insgesamt vier Regisseuren inszenierte Episodenfilm gerade durch die Beteiligung von Tarantino und Rodriguez. Die beiden sind es schließlich auch, die der extrem wechselhaften Qualität des Gesamtwerks lohnenswerte Facetten verleihen, denn müsste man den Streifen nur nach den ersten beiden Episoden bewerten, wäre Four Rooms ein glattes Desaster. 

In der ersten Episode Die fehlende Zutat, die von Allison Anders (Gas Food Lodging) inszeniert wurde, verschlägt es Ted in die Honeymoon Suite, in die sich ein Hexenzirkel eingenistet hat, um einen Fluch, mit dem ihre Göttin vor 40 Jahren belegt wurde, rückgängig zu machen. Aus der Hotelküche lassen sich die Hexen von Ted alle Zutaten bringen, die sie für ihr Ritual benötigen. Während der Zeremonie fällt ihnen aufgrund eines Patzers von einer der Hexen jedoch auf, dass ihnen eine ganz entscheidende Zutat fehlt: Das Sperma eines Mannes. Den Plan des Zirkels, dieses Sperma ausgerechnet von Ted zu bekommen, inszeniert die Regisseurin als misslungene Kreuzung aus Hexen-Hokuspokus und Softerotik-Geplänkel, bei der der Humor komplett auf der Strecke bleibt. Ein paar nackte Brüste und Roths hysterisches Auftreten reichen, neben der unspektakulären Starbesetzung von Madonna (Schatten und Nebel) als eine der Hexen, alleine nicht aus, um aus der Episode mehr werden zu lassen als überflüssigen Quatsch.

Als ebenso enttäuschend entpuppt sich auch die zweite, von Alexandre Rockwell (Somebody to Love) inszenierte Episode Der falsche Mann. Aufgrund einer Verwechslung der Zimmernummer verirrt sich Ted hier in ein skurriles Szenario, in dem ein bewaffneter Mann seine Ehefrau auf einem Stuhl gefesselt hält. Das Ganze stellt sich als eine Art psychopathisches Rollenspiel zwischen den Ehepartnern heraus, bei dem Ted mit geladenem Revolver vor dem Gesicht unfreiwillig dazu gezwungen wird, ebenfalls eine Rolle in dem Spiel zu übernehmen. Der falsche Mann erweist sich hierbei lediglich als ausgewälztes Konzept, dem die Ideen viel zu schnell ausgehen, ehe Ted nach einem Zwischenfall, bei dem er im Badezimmerfenster feststeckt und von oben angekotzt wird, schon wieder aus der Tür in die nächste Episode stürzt.

Die ist von Rodriguez inszeniert und erweitert den bislang faden Mikrokosmos aus kaum funktionierenden Einfällen um einige wirklich unterhaltsame Minuten. In Die Ungezogenen muss sich Ted gegen eine üppige Bezahlung alle 30 Minuten nach dem Wohl der zwei Kinder eines temperamentvollen Mannes erkundigen, der passenderweise von Antonio Banderas (Die Maske des Zorro) gespielt wird. Während die Eltern auf eine Silvesterparty gehen, entfesseln die Kinder, die sich als zankende Streithähne entpuppen, im Hotelzimmer ein heilloses Chaos. Mit rabenschwarzem Humor und wirklich gelungenen Schauspielleistungen der beiden Kinderdarsteller treibt Rodriguez das fiese Szenario immer weiter auf die Spitze, bis das Hotelzimmer schlussendlich in lodernden Flammen aufgeht und Four Rooms bezeichnenderweise jenes Feuer verleiht, das die beiden Episoden davor so sehr vermissen ließen.

Von Tarantino wird der Film zuletzt zu einem krönenden Abschluss geführt. Seine Episode Der Mann aus Hollywood glänzt als Hommage an das Kino von Alfred Hitchcock (Cocktail für eine Leiche), indem der Regisseur einen Großteil in einer einzigen, mit großartigen Kamerafahrten versehenen, Plansequenz inszeniert, während die eigentliche Geschichte um einen hitzigen Hollywood-Schauspieler und dessen Gefolgschaft als brillantes Kammerspiel von Tarantino-typischen Dialogen mit der Dichte eines Maschinengewehrfeuers vorangepeitscht wird. Durch seinen markanten Stil entwickelt sich Der Mann aus Hollywood zu einer fantastischen Mischung aus böser Groteske und dialoglastig-hyperaktivem Thriller, wobei Tarantino selbst nicht nur äußerst passend als Hauptdarsteller auftritt, sondern zusätzlich mit einem Ende verblüfft, das einen ebenso bösen wie abrupten Schlussstrich unter einen durchwachsenen, nur zur Hälfte sehenswerten Episodenfilm zieht.

Fazit

Abgesehen von den ersten beiden Episoden, die man eigentlich direkt überspringen könnte, und dem höchst gewöhnungsbedürftigen Overacting von Hauptdarsteller Tim Roth ist „Four Rooms“ aufgrund der letzten beiden Episoden von Robert Rodriguez und Quentin Tarantino gerade noch empfehlenswert. Zumindest Rodriguez und Tarantino überzeugen mit bösartigem Humor, schrägen Einfällen, unterhaltsamen Überraschungen und einem markanten Stilbewusstsein, das den Film als Gesamtwerk knapp über den Durchschnitt hebt.

Kritik: Patrick Reinbott

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