„Du solltest sie doch in den Hals beißen, Arschloch!“
Nachdem Tom Holland (Chucky – Die Mörderpuppe) mit Fright Night – Die rabenschwarze Nacht nicht nur bei den Kritikern weitestgehend positiv aufgenommen wurde, sondern auch an den Kinokassen ein achtbares Ergebnis erwirken konnte, sollte die Fortsetzung zum charmanten Grusel-Treiben natürlich nur eine Frage der Zeit sein: Manche Dinge ändern sich eben nie. Und weil sich manche Dinge eben nie ändern, muss sich Fright Night II – Mein Nachbar, der Vampir zwangsläufig auch die Frage gefallen lassen, wie notwendig seine Existenz, abseits des marktwirtschaftlichen Gedankens, in Wahrheit ist. Mit Tommy Lee Wallace, der mit Halloween III 1982 immerhin einen Horrorfilm in seinem Schaffen vorweist, der wohl zu den meistunterschätztesten Werken des Genres zählt, hatte man immerhin einen adäquaten Ersatz gefunden, der das Fright-Night-Erbe von Tom Holland vielversprechend weiterführen könnte.
Fright Night II – Mein Nachbar, der Vampir aber erreicht die Klasse von Fright Night – Die rabenschwarze Nacht zu keiner Zeit. Die Gründe dafür lassen sich mit Leichtigkeit eruieren: Vor allem scheint es beim drei Jahre später entstandenen Nachzügler so zu sein, dass dem Kreativteam im Hintergrund kein schöpferischer Geisterblitz durch die Gehirngänge geschossen ist, um der Fortsetzung so etwas wie eine individuelle Signatur einzuverleiben. Nachdem wir in Kurzform noch einmal in infernalischem Rot die Vorfälle aus dem ersten Teil über die Mattscheibe glühen sehen, treffen wir Charly (William Ragsdale, Left Behind) wieder, der sich seit seinen wenig beglückenden Erfahrungen mit dem blutsaugenden Nachbarn von nebenan einer psychologischen Therapie unterzieht und langsam dem Glauben anheim fällt, dass es sich bei dem Vampir tatsächlich nur um eine Chimäre handelt, die sein Bewusstsein aufgrund eines übersteuerten Selbstschutzmechanismus bemühte.
Blöd nur, dass, ausgerechnet wo Charly sich gerade voll auf sein Studium und seine neue Freundin, Alex (Traci Lind), ungestört zu konzentrieren scheint, kehrt die nächste, überaus verführerische Nachtgestalt in sein Leben: Regine Dandridge (Julie Carmen, Die Mächte des Wahnsinns), eine Blutsaugerin, die den Tod ihres jüngeren Bruders Jerry (Chris Sarandon, Im Sumpf des Verbrechens) rächen möchte. So viel zur Prämisse, der Fright Night II – Mein Nachbar, der Vampir im Verlauf der Handlung jedoch nicht viel hinzuzufügen weiß. Stattdessen wird das Geschehen um jenen homoerotischen Subtext entschlackt, der den ersten Teil doch mit am ansprechendsten gestaltet hat, und eine laszive, heterosexuelle Lust forciert, die kaum die erotische Begierde, die konstitutiv für den Vampir-Film ist, begreifbar macht, dafür der Fortsetzung in Sachen einnehmend-hitzigem Verlangen einen kühlen Riegen vorschiebt.
Geschuldet ist diese Blockade dem Umstand, dass Fright Night II – Mein Nachbar, der Vampir sich kein Stück für Hauptfigur Charly interessiert. Der eigentliche Protagonist scheint sogar Ballast für den Narrativkörper zu sein und Tommy Lee Wallace nur im Wege zu stehen, wenn er seinen Spaß an rollschuhfahrenden und mit abgetrennten Köpfen bowlenden Eckzähnen auslebt. Dass Fright Night II – Mein Nachbar, der Vampir jedoch immer noch durchaus solide funktioniert, ist zum einen dem unverdünnten 80s-Chic zu verdanken, der auch die herrliche Maskenarbeit und die schön schmierigen Analogeffekte mit sich bringt, zum anderen Roddy McDowall, der als Peter Vincent (Cushing Price, na, klingelt's?) unzweifelhaft der Charismabolzen im Ensemble ist und als (ehemaliger) TV-Vampirjäger erneut die Sympathiepunkte auf seine Rechnung nehmen darf.
„Angst steht Ihnen gut.“