In einem amerikanischen Vorort kommen des Nachts nicht alle Bewohner*innen zur Ruhe: Einige von ihnen schleichen sich aus den Häusern, andere geistern drinnen herum. Ein anderen Welt mit ganz eigenen Möglichkeiten tut sich auf.
Kritik
Ein Midnight Movie im wörtlichen Sinne, das ist Tyler Taormina verspieltes Nocturama nächtlicher Aktivitäten, die sich in einer nachtschlafenden US-Kleinstadt im Schutz der Dunkelheit ereignen. Dann regt sich das Leben im Heimatort des Regisseurs. Manch einer führt seinen Hund spazieren oder treibt Sport. Andere googeln „Schnarchen“, saugen Staub oder zählen die Einkünfte des Tagesgeschäfts. Das Air von Geheimnis, das die kuriose Szenerie überlagert, steht in amüsantem Kontrast zur Alltäglichkeit der Handlungen. Der meisten jedenfalls.
Der eine oder die andere schnürt sich auch Rollerskates an und düst zu geheimen Treffpunkten. Über allem liegt das Siegel der Verschwiegenheit, buchstäblich, fällt doch kein Wort Dialog. Die anonymen Charaktere verstehen sich ohne Worte, durch Blicke, Gesten und bedeutsames Schweigen. Die meisten von ihnen, wenn auch nicht alle, scheinen sowieso keine Gesellschaft zu suchen. Dennoch liegt hüllt vage Einsamkeit die Menschen an diesem mysteriösen Schauplatz ein. Ein stiller Kommentar zu Kontaktangst, -beschränkungen und Ausgangssperren?
Oder ist alles nur ein Traum, in dem Profanes, Sehnsüchte und eigentümliche Symbolik zusammenfinden? Den Realismus der dokumentarischen Kameraaufnahmen, auf denen unbefangene Akteure Versionen ihrer selbst spielen, unterwandern die im Studio kreierten Soundeffekte. Ihr hohler Klang hat etwas Unheimliches und erinnert an das romantische Konstrukt, das der Titel evoziert. Kometen galten als böses Omen; ein Vorzeichen gravierender Ereignisse wie Kriege, Seuchen oder Umweltkatastrophen. Das zumindest ein realer „Happer“ ein Klimawandelleugner ist, scheint da kaum Zufall.
Fazit
Mit seiner traumwandlerischen Verschrobenheit und kindliche Vorstellungswelt ist Tyler Taorminas filmische Nachtwanderung ein überraschend passables Exemplar der im diesjährigen Berlinale Forum auffällig präsenten Covid Movies. Deren charakteristische Redundanz, Einfallslosigkeit und Selbstbespiegelung vermeidet der angenehm kurze Ausflug in eine geisterhafte Halbwirklichkeit. Einzig begleitet von Kameramann Jesse Sperling drehte der Regisseur über Wochen die phantasierten Facetten nächtlichen Kleinstadtlebens und schuf daraus sein filmisches Fotoalbum. Dessen harmlose Scheinwirklichkeit ist zwar mehr Spielerei als Spielfilm, aber nicht ohne Charme.
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