Rami, ein Palästinenser aus Haifa, muss mit dem plötzlichen Sinneswandel seiner jüdischen Freundin über ihre geplante Abtreibung klarkommen. Seine Mutter Hanan steckt in einer Finanzkrise und gerät bei der Suche nach einer Entschädigung für den Fifi-Unfall ihrer Tochter in Komplikationen. Miri ist gezwungen, sich mit der Depression ihrer Tochter auseinanderzusetzen und gleichzeitig daran zu arbeiten, die Schwangerschaft ihrer Schwester mit Rami zu untergraben.
Eine Spur bitterer Ironie liegt im Titel Scandar Coptis (Ajami) menschlichen Mosaiks, das sich zu einem gleichsam psychologischen und politischen Prisma einer Gesellschaft im Schatten alltäglicher Gewalt. Jene ist omnipräsent im Leben der nuancierten Figuren, in deren in vier Kapiteln abgegrenzten Geschichten ein Unfall zum verbindenden Ereignis wird. Dabei geht es dem Regisseur und Drehbuchautor jedoch nicht um unterschiedliche Sichtweisen auf das Geschehen, sondern die privaten, sozialen und moralischen Haltungen, die sich durch dessen Auswirkungen enthüllen.
Die Stimmung der mit überwiegend unerfahrenen Darstellenden in Haifa gedrehten Teile eines komplexen gesellschaftlichen Puzzles ist so wechselhaft wie in Israels drittgrößter Stadt. Sie ist zugleich Zuhause und ein Ort ständiger Anfeindung für die junge Frida alias Fifi (Manar Shehab), ihre Mutter Hanan (Wafaa Aoun), Schwester Leila (Sophie Awaad) und ihren Bruder Rami (Toufic Danial). Seine Freundin jüdische Freundin Shirley (Shani Dahari) entschließt sich unerwartet entgegen beider Übereinkunft gegen die Abtreibung beider erwarteten Kindes.
Den arabischen Vater verheimlicht sie vor ihrer Familie, ähnlich wie Frida ihren jüdischen Mitfahrer während des Unfalls. Dessen glimpflicher Ausgang steht in bitterem Kontrast zu den familiären Folgen. Jene zentrieren sich um die zwischen Generationen und Geschlechtern divergierenden Vorstellungen von Gender-Rollen, die sich unter der modernen Oberfläche als ebenso rigide wie rückständig enthüllen. Dieser hinter einer weltlichen Fassade gärende Fundamentalismus spiegelt die allgegenwärtige Aggression, denen die arabischen Charaktere ausgesetzt sind - in ihrem häuslichen und nationalen Heim.
Fazit
Der Ort, an dem sich die sorgsam ausgearbeiteten Personen Scandar Coptis fesselnder Figurenkonstellation geborgen fühlen sollten, zwingt sie zu ständigem Verstecken und Verheimlichen. Im öffentlichen Leben sind die Ressentiments gegenüber der arabischen Bevölkerung ebenso beklemmend spürbar wie in ihren Familien der ideologische Druck. Den Naturalismus des ungefilterten Spiels der Darstellenden verstärkt die zudringliche Kamera, die den Charakteren kaum mehr Raum lässt als deren Verwandtschaft. Zorn und Zärtlichkeit liegen schmerzlich nah beieinander in diesem subtil packenden Soziogramm.
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