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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Als die Bewohner eines abgelegenen englischen Dorfes am Morgen nach der Ernte erwachen und sich auf den Weg zu einem wohlverdienten, gemeinsamen Mahl machen, wird die Stimmung von zwei Rauchsäulen getrübt, die über dem Waldrand auftauchen. In der Nacht hat ein Brand die Nebengebäude des Gutsbesitzers zerstört.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Auf dem Papier hat das Historiendrama Harvest von der griechischen Regisseurin Athina Rachel Tsangari (Attenberg) alles, was das Film- und Kritikerherz begehrt: Eine brisante Botschaft über die Schattenseiten des Kapitalismus, der Mensch und Natur gleichsam überrollt und ohne Rücksicht auf Verluste eine Schneise durch den Frieden der uns umgebenden Welt zieht, traumhafte Cinematographie, die uns direkt ins ländliche Schottland vor der industriellen Revolution befördert und einen Cast um Caleb Landy Jones (DogMan) und Herry Melling (MacBeth), der bereits in der Vergangenheit sein Prestigepotenzial beweisen konnte.

Und dennoch kam Harvest nach seiner Uraufführung auf den Filmfestspielen von Venedig nicht durch die Bank weg gut an. Sperrig wurde die Literaturverfilmung genannt, langweilig und nichtssagend. Das mag daran liegen, dass die Regisseurin ihren Film zwar thematisch aufgeladen inszeniert, die Welt von Harvest aber bewusst niemals überdramatisiert. Stattdessen verliert sich Harvest gerade in seiner ersten Stunde mehrmals in traumhaften Landschaftsaufnahmen, ätherischen Klängen und den passiv vorgetragenen Voice-Overn seiner Hauptfigur Thirks (Jones). Gemeinsam tauchen wir in die Lebensumstände des zurückhaltenden Farmers ein, der die Gesellschaft von Bäumen und Insekten denen der Menschen vorzieht und spüren das Leben der schottischen Natur bis ins kleinste Detail. Als ein Stall im namenlosen Dorf abbrennt, entfesselt das zwar eine Woche voller Umbrüche, voller Rachegedanken und existenziellen Bedrohungen, Harvest sperrt sich jedoch trotzdem vehement gegen eine klassische Spannungs- oder gar Eskalationsstruktur. Stattdessen setzt der Film immer wieder – genau wie seine Dorfbewohner - auf Zurückhaltung und Passivität.  

Die Westernelemente, die der Film in seiner zweiten Hälfte mehr und mehr durch den Einbruch moderner Stadtmenschen, die aus dem Land der kleinen Gemeinschaft Kapitel schlagen wollen, in seine Erzählung einwebt, bleiben dem entsprechend konsequenterweise ebenfalls nur Randnotiz. Beinahe dokumentarisch begleitend wirkt Harvest in seinem Narrativ, die Stimmung des Films lebt nicht von Verzweiflung oder Tragik, sondern einer beinahe nüchternen Resignation. Der Lauf der menschengemachten Welt ist nicht aufzuhalten, alles, was bleibt, ist Anpassung, Flucht oder die komplette Auflösung dessen, was man liebt und schätzt. Eine Botschaft, die durch das unspezifische Setting des Films noch einmal unterstreicht, dass auch wir in unserer aktuellen Welt weiter durch menschengemachten Wandel bedroht werden. Optimistisch zeigt sich Harvest mit Blick auf diesen Wandel nicht.

Auf der Leinwand bleibt ein eigenwilliges Erlebnis: Ein Film, der sich inszenatorisch so detailverliebt und selbstbewusst behauptet, dass Harvest ohne Zweifel einen der atmosphärisch stärksten Historienfilme der letzten Zeit darstellt. Ein Film, dessen Botschaften ohne Hang zum Überdramatischen niemals kalkuliert wirken und der sich auf die starken und natürlichen Darstellungen seines Ensembles verlassen kann. Ein Film, der durch seine resignierte, langsame Erzählweise aber auch viele Zuschauerinnen und Zuschauer massiv vor den Kopf stoßen wird.

Fazit

Der erste englischsprachige Film der griechischen Regisseurin Athina Rachel Tsangari „Harvest“ beeindruckt mit einer tief atmosphärischen Inszenierung, grandiosen Landschaftsaufnahmen und einer brandaktuellen Botschaft, die auch durch die Jahrhunderte hinweg nichts von ihrer Brisanz verliert. Dennoch wird es „Harvest“ schwer beim Publikum haben, fordert die gewollt höhepunktlose Erzählung doch dazu auf, sich weit aus der gelernten Sehgewohnheit moderner Filme herauszubewegen. Die einen werden das „beeindruckend konsequent“ nennen, die anderen „unnötig langweilig“. Beide hätten sie irgendwo recht.

Kritik: Thomas Söcker

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