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Bei einer Verkehrskontrolle wird Doug (Caleb Landry Jones) blutverschmiert und im Abendkleid, am Steuer eines Lastwagens voller Hunde aufgegriffen und festgenommen. Beim Verhör auf der Polizeiwache berichtet er über Ereignisse, die so schockierend sind, dass sie jegliche Vorstellungskraft sprengen...


"DogMan"  gehört zum Programm des 37. Fantasy Filmfests (siehe Website des Veranstalters)

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Früher stand Luc Besson für frisches, massentaugliches, aber dennoch eigensinniges Kino. Ein Kino aus Frankreich, dass sich nicht davor scheute im Genre zu wildern und das stets darum bemüht war, das Abbild der Realität mit überhöhten Geschichten und Figuren zu vermengen. Doch in den letzten Jahren stand der Name des Filmemachers vor allem für Kassengift, Insolvenz, #MeToo und das Gefühl, dass er seine besten Zeiten als Regisseur vermutlich hinter sich gelassen hat. Mit DogMan, der seine Weltpremiere beim Filmfestival von Venedig feierte und auch Teil des Fantasy Filmfest 2023 ist, weht jetzt allerdings ein wenig der Wind der Besson-Renaissance durch die Luft. Vielleicht liegt das daran, dass der Titel all das in sich vereint, was den Franzosen einst groß und bekannt gemacht hat. Es ist eine Geschichte über einen Sonderling, es gibt Gangster, es gibt Freundschaft. Zutaten, aus denen u. a. auch Léon - Der Profi besteht, für viele immer noch sein bester.

An den kommt DogMan nicht heran. Muss er aber auch nicht. Die Lebensgeschichte eines Underdogs (der musste sein) hat durchaus Parallelen, anders als beim Action-Drama von 1994 hat Besson hier aber keinerlei Gespür für Distanz oder Leerstellen. Es wird alles erklärt, es wird alles in ein Schaulaufen verwandelt. Wenn die Hauptfigur als Edit Piaf verkleidet auf der Bühne steht und dick eingeschminkt Non, je ne regrette rien schmettert, ist das im Prinzip das ideale Sinnbild für DogMan. Der Film ist eine reinrassige, schamlose Travestie. Ein Hybridversuch aus z. B. John Wick, Joker, The Equalizer und eben Léon - Der Profi. Große, bekannte Vorbilder, die nie erreicht werden. Und dennoch ist es einfach nur hinreißend, wie hier mit gröbster Kaltschnäuzigkeit eine Geschichte zusammenzimmert wird, die auf so vielen Ebenen nicht miteinander zu harmonieren scheint und gerade dadurch große Freude bringt.

Im Zentrum steht Doug (nein, die Ähnlichkeit des Namens zu Dog kann kein Zufall sein), der inhaftiert einer Polizeipsychologin (, Past Lives - In einem anderen Leben) von seinem Leben erzählt und das hat es in sich. Bereits in den ersten 30 Minuten schöpft Besson aus dem Vollen: Märtyrer-Pornografie in Reinkultur wird geboten, wenn Dougs Vaters (, Kidnapping Stella) seinen Sohn in den Hundezwinger sperrt. Der erste Akt gipfelt dann in einem dramaturgischen Höhepunkt, der an Momente aus dem Oscar prämierten Drama Raum erinnert. Es passiert also schon viel, aber es geht munter weiter und es scheint so, als ob Besson einfach lustig alles in den Napf wirft, was in den letzten Jahren am Box Office sowie den Preisverleihungen gut funktionierte. Das soll nicht zu negativ klingen, denn trotz allem gelingt es ihm eine stilistische Kohärenz zu erzeugen, die DogMan genuin wirken lässt.

Stilistik konnte der Regisseur schon immer sehr gut und auch seine Actionsequenzen konnten sich stets sehen lassen, weswegen es durchaus verständlich ist, warum das Marketing zum Film diesen actionorientierter erscheinen lässt, als er es letztlich wirklich ist. Die Action selbst macht hier eher kleinere Häufchen. Das Melodramatische wird mehr hofiert. Eine wunderbare Ansammlung von Plattitüden und Klischees. Wie versteinert er versucht dank Mitleid Sympathie für Doug zu evozieren, kann man kritisch beäugen, oder es einfach hinnehmen und diese überzeichnete Theatralik genießen. Letztes fällt vor allem auch deswegen so einfach, weil Hauptdarsteller (Three Billboards Outside Ebbing, Missouri) die Rolle exzessiv für sich vereinnahmt. Jedes Wort, was er spricht, jede kleinste Geste, jeder Blick hat etwas Überbordendes. Es wirkt wie ein regelrechtes Hineinlegen in die Rolle. Es gibt keinen Raum für Behutsamkeit. Caleb Landry Jones spielt, als ob Flüstern Schreien ist. Hingebungsvoll und mitreißend.

Vor allem sein eben bereits erwähnter Auftritt als französische Chanson-Diva ist in DogMan ein klares, wenn nicht sogar, das Highlight. Dagegen wirkt der Showdown mit ein seiner eher faden Konfrontation (Hunde gegen Gangster) wenig einprägsam. Was auch daran liegt, dass der Film gegen Ende erstaunlich zahm wird, was seine Filmgewalt angeht. Wegen diversen Schnitten und Schwenks fehlt der finalen (und letztlich auch einzigen) Schlacht das notwendige Momentum. Das gibt es erst wieder danach, wenn Luc Besson ohne Ironie und Scheu ein Schlussbild auf die Leinwand projiziert, dass zu gleichen Teilen grässlich platt aber auch wunderschön campy geraten ist. Fast so herrlich, wie der Moment, in dem Doug erkennt, dass das Wort Dog gespiegelt God ergibt.

Fazit

Eine Außenseiter-Geschichte, die die volle Breitseite Theatralik und Melodramatik mitnimmt, dabei aber nie ins Schlingern kommt und stattdessen standhaft jede Plattitüde sanft umarmt und vereinnahmt, die ihr über den Weg kommt. Ein Unfug-Drama mit ein wenig Action und einem Hauptdarsteller, dessen sensationelle Campy-Performance diesen köstlichen Quatsch wunderbar unterstützt.

Kritik: Sebastian Groß

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