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Havoc (2024)
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6.5 · Moviebreak User

- 105 Min ActionDramaKrimi
- Regie Gareth Evans
- Drehbuch Gareth Evans
- Cast
Inhalt
Nach einem schief gelaufenen Drogendeal muss sich ein geprellter Detektiv durch die kriminelle Unterwelt kämpfen, um den entfremdeten Sohn eines Politikers zu retten und dabei ein tiefes Netz der Korruption zu entwirren.
Ab 25. April 2025 exklusiv auf Netflix.
Kritik
„I’m done“ – mit diesen letzten, erschöpften Worten verabschiedete sich Iko Uwais in The Raid 2 (2014) von der Figur Rama und zugleich wohl auch von einer der kompromisslosesten Actionreihen der letzten Jahrzehnte. Dass es keinen dritten Teil geben würde, galt lange als unausgesprochenes Faktum – inzwischen ist es annscheinend bittere Gewissheit. Doch Regisseur Gareth Evans, der mit den Raid-Filmen moderne Genregeschichte schrieb, hat das Actionkino keineswegs hinter sich gelassen. Nur der Weg zurück gestaltete sich lang und verschlungen – und endet vorerst bei Havoc, seinem neuesten Werk, das nun exklusiv auf Netflix erschienen ist.
Dass dieser Film nicht im Kino, sondern nur im Streaming debütiert, folgt einem bedauerlichen Trend: Immer mehr profilierte Genre-Regisseure wie Jeremy Saulnier (Wolfsnächte und Rebel Ridge) oder eben Evans sehen sich gezwungen, ihre künstlerischen Ambitionen im Schatten des großen roten N auszuleben. Dabei hätte Havoc, mit seiner kompromisslosen Härte und visuellen Wucht, die große Leinwand zweifellos verdient.
Seit The Raid 2 vergingen rund elf Jahre, in denen Evans keineswegs untätig war. Mit der Serie Gangs of London bewies er erneut sein Gespür für viszerales Erzählen und mit Apostle (2018) wagte er einen Ausflug ins Horrorgenre, der atmosphärisch wie inszenatorisch beeindruckte – auch wenn er ebenfalls nur im Streaming veröffentlicht wurde. Dennoch wollte sich nie jenes Gefühl der künstlerischen Erfüllung einstellen, das seine beiden indonesischen Action-Meisterwerke ausstrahlten.
Nun also Havoc, ein Film, an dem über fünf Jahre gearbeitet wurde. Der Aufwand ist spürbar – in der Choreografie, der Kameraarbeit, den kompromisslosen Gewaltspitzen. Zugleich wirkt das Ergebnis wie ein Abbild der gegenwärtigen Lage des Actionkinos: formal virtuos, inhaltlich jedoch schmalbrüstig und erzählerisch wenig zwingend - was nichts Schlechtes bedeuten soll. Ein guter Actionfilm erzählt mehr durch Stunts, wie durch seine eigentliche Geschichte. Every Frame a Painting. Every Fight a Story.
Mit Tom Hardy (Mad Max: Fury Road) konnte Evans erstmals einen international gefeierten Schauspielstar für die Hauptrolle gewinnen – ein Coup, der dem Film spürbar zugutekommt. Hardy spielt den abgebrühten Ermittler Walker mit der ihm eigenen Mischung aus lakonischer Männlichkeit und körperlicher Präsenz. Doch so beeindruckend seine Physis auch ist, an die akrobatische Körperbeherrschung eines Iko Uwais (Headshot) oder Yayan Ruhian (Boy Kills World) reicht er naturgemäß nicht heran. Die Folge: Die Action in Havoc ist nicht weniger körperlich, aber weniger filigran. Sie verlässt sich auf rohe Kraft statt auf Präzision – mehr Brechstange als Klingenballett.
Evans adaptiert seinen Stil entsprechend: Die Kämpfe sind schmutzige, oft improvisiert wirkende Nahkampforgien – ausgetragen mit Knüppeln, Messern, Maschinengewehren und allem, was die Umgebung hergibt. Dabei greift er zu cineastischen Tricks, um etwaige inszenatorische Hürden zu überwinden. Versteckte Schnitte innerhalb von Kameraschwenks, kluge Match Cuts und die Verwendung von Schatten oder Unschärfen kaschieren geschickt, dass viele Beteiligte (darunter auch Timothy Olyphant) keine gelernten Martial-Artists sind. Die so entstandenen Sequenzen besitzen Wucht, Energie und einen rauen Realismus – ohne jedoch die atemberaubende Klarheit und Dynamik der Raid-Filme zu erreichen.
Ein besonderer Reiz von Havoc liegt in der düsteren Welt, in der der Film verankert ist: eine graue, verregnete Metropole, durchzogen von Beton, Schatten und der permanenten Abwesenheit von Wärme. Evans entwirft ein urbanes Albtraumszenario, das in seiner Düsternis mit Gotham City konkurrieren könnte – nur das bei ihm nur die Schurken Masken tragen. Das Setting erinnert atmosphärisch bisweilen an die Weihnachtsfilme von Shane Black (der als Autor unter anderem Lethal Weapon miterschuf), dient hier aber nicht als ironisches Dekor, sondern vielmehr als frostiger Resonanzraum für ein bleihaltiges Drama. Havoc ist kein Festtags-Actionfilm, sondern eine Abwärtsspirale durch ein urbanes Gewalt-Labyrinth.
Interessant ist auch, wie Evans innerhalb dieser martialisch-maskulinen Welt durchaus Raum für weibliche Figuren schafft. Ob als Cops, skrupellose Killerinnen, Strippenzieherinnen, Vorgesetzte oder schlicht als Mütter – die Frauenfiguren in Havoc sind mehr als bloßes Beiwerk. Zwar bleiben sie dramaturgisch meist Nebenfiguren, doch sie agieren mit Autorität und Selbstbehauptung. Evans zeigt, dass selbst in einer betont patriarchalischen Erzählwelt Raum bleibt für Figuren, die sich dieser Dominanz nicht nur unterordnen, sondern ihr aktiv begegnen. Ein subtiles, aber erwähnenswertes Element in einem Film, der auf den ersten Blick als reine Männerfantasie erscheint.
Erzählerisch zeigt sich Havoc dennoch eher funktional. Die Geschichte rund um einen korrupten Sumpf, in den sich Walker nach einer missglückten Drogenübergabe immer tiefer verstrickt, ist dramaturgisch simpel und ohne große Überraschungen. Evans, der das Drehbuch selbst verfasste, ist kein meisterlicher Erzähler, aber auch kein ungeschickter Dilettant. Vielmehr wirkt er wie jemand, der weiß, dass sein Publikum ohnehin vor allem auf das Finale wartet – und dieses liefert er.
Denn sobald Havoc in seiner zweiten Hälfte Fahrt aufnimmt, explodiert er in einem fulminanten Reigen aus Gewalt, Blut und Zerstörung. Der Nachtclub-Kampf und insbesondere der finale Showdown im nebligen Wald gehören zu den stärksten Momenten des Films – inszenatorisch auf höchstem Niveau, getragen von einer beklemmenden Atmosphäre, die zwischen nihilistischer Action und düsterem Horror changiert.
Wer Havoc mit den Raid-Filmen vergleicht, wird wohl unweigerlich enttäuscht. Doch wer bereit ist, sich auf ein düsteres, kompromissloses und technisch raffiniertes Actiondrama einzulassen, das seine Intensität aus Körperlichkeit statt Choreografie bezieht, wird fündig - selbst wenn die Ernüchterung sich nie so ganz abschütteln lässt. Gareth Evans beweist dennoch, dass er noch immer zu den markantesten Stimmen des modernen Actionkinos zählt – auch wenn sein Schaffen gegenwärtig nicht mehr auf der großen Leinwand, sondern im digitalen Schatten stattfindet.
Fazit
Wer Geduld und eine Vorliebe für nihilistische, unbarmherzige Gewalt samt passendem Setting mitbringt, erhält mit Havoc zwar nicht den neuen Heiligen Gral des Actionfilms, aber einen düsteren Bloodshed-Noir, der raue Intensität mit beeindruckender stilistischer Wucht verbindet.
Kritik: Sebastian Groß
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